Weihnachtszeit
Von Apfelduft und Silberpapier in Amstetten
Weihnachten wie es früher war: Rosemarie und Dorothea erzählen aus ihrer Kindheit
AMSTETTEN: Wenn man heute Weihnachten feiert, ist man meist froh, dass die stressige Zeit vorbei ist. Weihnachtseinkäufe, Kekse backen oder besorgen, Christbaum kaufen und schmücken.
Der Advent ist Stress pur für viele Menschen in der heutigen Zeit. Kaum einer kommt zur Ruhe und man vergisst leicht, was Advent und Weihnachten eigentlich war.
Ruhige Adventszeit für Kriegskinder
„Der Advent, das war eine ruhige Zeit“ erzählt Rosemarie Weigl. „Da gab es den ganzen Stress nicht, dem sich die Menschen heute aussetzen“. Ihre Kindheit war Kriegszeit, da hatte man nicht so viel heute und musste improvisieren.
„Als ich Kind war“, erinnert sie sich, „da hat mein Papa Äpfel in den Ofen gelegt. Da hat er Nelken reingesteckt, und die lagen dann einfach so im Ofen drinnen. Das ganze Haus duftete dann nach Äpfeln und Nelken. Nicht so wie heut, wo man einen Bratapfel macht.“
Auch Dorothea Hinterweger weiß noch genau, wie es damals war. „Wir haben unseren Christbaumbehang noch selbst gemacht, erzählt sie. Aus Lebkuchen, oder einfach Kekse ausgestochen und ein Loch reingemacht.“
Sammeln von Silberpapier
„Ich hab´ damals das ganze Jahr über Silberpapier von den Schokoladetafeln gesammelt“ weiß hingegen Rosemarie noch. „Und die Schleifen aus Papier, die um die Schokolade gewickelt war auch. Wenn man da eine gewisse Menge gesammelt hatte, dann schickte man sie an die Firma Bensdorp ein und bekam eine Tafel Schokolade zugeschickt. Die kostete damals einen Schilling. Das war schon viel Geld.“ Das Silberpapier wurde glattgestrichen und aufbewahrt bis Weihnachten.
„In der Adventszeit haben wir dann Schokolade geschmolzen, in kleine Förmchen gegossen und draußen in den Schnee gelegt. Das waren keine großen Förmchen. Ganz klein waren die. Wenn die Schokolade dann fest war, haben wir die kleinen Figuren in das gesammelte Silberpapier gewickelt und an den Baum gehängt. Das war oft das einzige, das ein bisschen geglitzert hat.“
Dorothea erinnert sich, das damals auch im Haus etwas gefunden werden konnte, das glitzert. „Meine Mama hat in der Adventszeit manchmal irgendwo einen Lamettafaden hingelegt. Wenn wir Kinder den gefunden haben, dann dachten wir, dass das Christkind da war“
Am Weihnachtstag selbst, kam der Opa mit einem Christbaum aus dem Wald. Da gab es noch keine Christbaumstände, da musste man selbst einen holen. Und auf diesen Baum kamen dann die Kekse und Lebkuchenanhänger. Und die selbstgemachten Schokoladefiguren.
Der Christbaum aus dem Wald
Unter dem Baum lag meist etwas Nützliches. Schuhe zum Beispiel. „Ich hatte meine von der Schwedenhilfe“ erzählt Rosemarie. „Das waren Halbschuhe und drei Nummern zu groß. Meine Mama hat mich mit der Rodel in die Schule gebracht. Weil ich ja keine Schuhe hatte.“
Und Abend selbst wurde dann ein Licht ins Fenster gestellt. „Damit der Papa aus dem Krieg heimfindet und Weihnachten bei uns sein kann“.
„Das“, so erzählen beide, „machen wir heute noch.“
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