Als die Erde in Amstetten bebte
Am 19. November 1944 fielen Bomben auf die Stadt Amstetten – ein Blick nach vorne und zurück.
STADT AMSTETTEN. Zehn Hektar an neuen Möglichkeiten bietet das Bahnhofsareal künftig mitten in der Stadt Amstetten. Auf zehn "Fußballfeldern" entsteht auf nicht mehr für den Bahnbetrieb benötigten Flächen eine neue Stadt in der Stadt. Wohnen, Bildung und Gesundheit sollen Schwerpunkte bei der Entwicklung des innerstädtischen Raums sein.
Relikte der Vergangenheit
Doch bevor Neues aus dem Boden wächst, wird zunächst Altes für immer verschwinden. Während manch fehlendes Gebäude den Amstettnern auffallen wird und einige mit Wehmut an alte Zeiten erinnert werden, schlummert im Untergrund zwar oft vergessenes, doch durchaus gefährliches Material. Diese Erfahrung mussten die Amstettner etwa am 3. Dezember 1946 machen, als bei einer Explosion beim Bahnhof neun Menschen ums Leben kamen. Durch ein Lagerfeuer flog ein Blindgänger in die Luft.
Blindgänger, also nicht explodierte Bomben, Granaten und Ähnliches, aus dem Zweiten Weltkrieg gibt es dort auch heute noch. So wurde etwa im Sommer 2015 eine 500-Kilo-Fliegerbombe am Amstettner Bahnhof gefunden.
Angriffsziel Amstetten
Der Bahnhof und der Rangierbahnhof Richtung Osten waren das Hauptabwurfgebiet der alliierten Bomber während des Zweiten Weltkrieges, erzählt Stadtarchivar Thomas Buchner von Versorgungszügen für die Ostfront, die dort zusammengestellt wurden. In der Regel war Amstetten allerdings nur das Sekundärziel, wenn das eigentliche Hauptziel etwa aufgrund des Wetters nicht bombardiert werden konnte.
12.000 Bomben auf Amstetten
So wurden immerhin 12.000 Bomben auf Amstetten abgeworfen, die ersten davon fielen am 19. November 1944 auf die Stadt. Beim schwersten Angriff am 20. März 1945 bebte die Erde unter einer Bombenlast von 780 Tonnen. Auswirkungen gibt bis heute.
Behutsame Arbeit am Bahnhof
"Im Zuge des Bahnhofsumbauprojekts wurden bereits zwei Bomben und zahlreiche kleinere Kriegsrelikte, meist Munition und Granaten, geborgen", so Günther Sterlike, ÖBB-Immobilien Projektentwicklung und Verwertung. Es sei davon auszugehen, dass weiteres explosives Material gefunden wird.
"Was wir derzeit noch nicht beurteilen können, ist die Situation der ehemaligen Bombentrichter", so Sterlike. Es sei davon auszugehen, dass diese seinerzeit nicht nur mit (heute) unbedenklichem Material verfüllt wurden. Im nächsten Jahr stehen umfangreiche Bodenuntersuchungen an. Mehr Einblicke in die Zukunft und Vergangenheit des Bahnhofs unter: meinbezirk.at
Ein Blick zurück und in die Zukunft:
Amstettner feierten beim Bahnhoffest.
Abgefahren: Clubbing in der Remise.
2 Kommentare
Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.