Trockenrasen
Umweltbaustelle in Pfaffstätten rettet die Artenvielfalt

Setzen sich für die Artenvielfalt ein: Bürgermeister Christoph Kainz, Irene Drozdowski und Melanie Frauendienst. Theresa Korbuly und Thomas Kuen "Hafervoll" wirken als Sponsor mit. | Foto: Preineder
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  • Setzen sich für die Artenvielfalt ein: Bürgermeister Christoph Kainz, Irene Drozdowski und Melanie Frauendienst. Theresa Korbuly und Thomas Kuen "Hafervoll" wirken als Sponsor mit.
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Trockenrasen, auch Steppe oder Heide genannt, sind die Hotspots an Artenvielfalt. Mit Pflegemaßnahmen können die letzten Flächen erhalten werden. Bei der Umweltbaustelle in Pfaffstätten engagierten sich 14 Jugendliche für den Erhalt dieser biologischen Juwelen.
PFAFFSTÄTTEN. Die Umweltbaustelle "Vielfalt am Alpenostrand" in Pfaffstätten finden in Kooperation von der Gemeinde Pfaffstätten, dem Österreichischen Alpenverein, Sektion Liesing-Perchtoldsdorf, und dem Landschaftspflegeverein Thermenlinie-Wienerwald-Wiener Becken statt.

Gruppenfoto der Freiwilligen bei der Umweltbaustelle in Pfaffstätten. Diese jungen Menschen setzen sich tatkräftig für die Artenvielfalt ein. | Foto: LPV/Melanie Frauenfienst
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Bei der Umweltbaustelle kommen 14 Jugendliche aus ganz Österreich, und sogar Deutschland für eine Woche nach Pfaffstätten, um hier gemeinsam die Trockenrasenflächen zu pflegen. Mit Astschere, Säge und Krampen bewaffnet entfernen sie Sträucher und erhalten so den für die Vielfalt und Klimaschutz wichtigen Trockenrasen.
Die Jugendlichen engagieren sich ehrenamtlich. Aber auch Spaß und ein buntes Rahmenprogramm, inklusive Großheurigen, stehen auf dem Tagesplan.

Bunte Vielfalt Laucharten. | Foto: LPV/Drozdowski

Christoph Kainz, der Bürgermeister von Pfaffstätten, freut sich über das fünfjährige Jubiläum der Umweltbaustelle des Alpenvereins: „Die Umweltbaustelle ist ein besonderes Zeichen für ehrenamtliches Engagement der Jugend im Bereich des Klima- und Artenschutzes in unserer Gemeinde und wir sind stolz diese Aktivitäten zu unterstützen.“ 

Zwei Freiwillige mit ausgehackten Büschen. | Foto: LPV/Melanie Frauendienst
  • Zwei Freiwillige mit ausgehackten Büschen.
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Die Teilnehmenden schätzen neben der vielen Zeit in der Natur vor allem die Möglichkeit, sich für Klima- und Artenschutz zu engagieren. „Es ist eine schöne Erfahrung, sich in der Gruppe für eine Sache einzusetzen, die mir schon lange am Herzen liegt. Zu sehen, was wir gemeinsam schaffen können, macht mich stolz!“ sagt Pia Wiechmann, die extra aus Deutschland angereist ist.

Die Möglichkeit, mit Werkzeug zu arbeiten, wird von den Teilnehmenden begrüßt: „Mir machen Umweltbaustellen so viel Spaß, weil ich neue Dinge ausprobieren kann, zu denen ich ich im Alltag nicht komme. Schließlich habe ich keinen Trockenrasen im Garten!“ so Gisela Schaefer, eine Freiwillige. 

Gottesanbeterin mit Beute | Foto: LPV/Frauendienst

Trockenrasen in Pfaffstätten

Die Trockenrasenflächen waren früher als Hutweide genutzt. In Pfaffstätten sind noch stolze 10 Hektar erhalten, die gepflegt werden müssen. Die Trockenrasen im Naturschutzgebiet Glaslauterriegel-Heferlberg-Fluxberg zählen zu den artenreichsten Offenland-Lebensräumen Mitteleuropas und weisen einen enormen Insektenreichtum auf.
 
In der Weinbaugemeinde Pfaffstätten fand 2009 der Geo Tag der Artenvielfalt statt. Dabei haben über 200 Wissenschaftler die Landschaft untersucht und die biologische Vielfalt erhoben. Bürgermeister Christoph Kainz erzählt: "Da ist mir der Knopf aufgegangen, dass unsere Trockenrasenflächen etwas besonderes sind."
Früher wurden die Trockenrasen durch Beweidung erhalten, jetzt packen Freiwillige mit dem fachlichen Know-how des Landschaftspflegevereins an.

Schachbrettfalter | Foto: LPV/Hohn

Der Biospährenpark Wienerwald und der Landschaftspflegeverein Thermenlinie-Wienerwald-Wiener Becken sind die Partner der Gemeinde beim Erhalt der Trockenrasenflächen.
Die Gemeinde leistet dabei monitäre und organisatorische Unterstützungsleistungen und motiviert die Bevölkerung sich zu beteiligen. Bürgermeister Kainz geht selbst mit gutem Beispiel voran und greift zur Motorsäge.
Die Pfaffstättner Bevölkerung identifiziert sich mit den Trockenrasen und den Zielen. So können Pflegetage mit den Volksschulen, Vereinen und anderen freiwilligen Helfern durchgeführt werden. 

Kantabrische Winde | Foto: LPV/Drozdowski

Auch die Böschungen in der Weinbaulandschaft werden nur mehr einmal jährlich gemäht, damit sie Verbindungen zu anderen Trockenrasenflächen bilden können. 
Die Trockenrasen stehen im Frühling in voller Blüte, im Hochsommer sind sie zumeist trocken und braun, nach Regen werden sie jedoch schnell wieder grün, und blühen im Herbst erneut. 

Landschaftspflegeverein Thermenlinie

Zwischen Weinbergen und Wald liegen die kostbaren Trockenrasen. | Foto: Preineder
  • Zwischen Weinbergen und Wald liegen die kostbaren Trockenrasen.
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Der Landschaftspflegeverein Thermenlinie-Wienerwald-Wiener Becken ist in 25 Gemeinden in Niederösterreich und zwei Wiener Bezirken tätig. Dank der Unterstützung der Naturschutzstiftung Blühendes Österreich konnte der Verein in so vielen Gemeinden die Arbeit aufnehmen.

NÖ Naturschutzpreis für den Landschaftspflegeverein. Mit Bürgermeister Christoph Kainz, Irene Drozdowski und Melanie Frauendienst. | Foto: Preineder
  • NÖ Naturschutzpreis für den Landschaftspflegeverein. Mit Bürgermeister Christoph Kainz, Irene Drozdowski und Melanie Frauendienst.
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In Pfaffstätten werden die Trockenrasen seit 2005 bewusst erhalten, begonnen hat es in Kooperation mit dem Biosphärenpark Wienerwald, 2017 hat sich der Landschaftspflegeverein gegründet und seit 2018 ist auch der Alpenverein mit dabei. Damals wurde auch das erste Mal die Umweltbaustelle in Pfaffstätten durchgeführt.
Mehr Infos: www.landschaftspflegeverein.at 

Artenvielfalt geht zurück

Gottesanbeterin bei der Paarung. | Foto: LPV/Jennifer Fischer
  • Gottesanbeterin bei der Paarung.
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Irene Drozdowski, ist sowohl im Landschaftspflegeverein als auch beim Alpenverein tätig, und organisiert die Umweltbaustelle in Pfaffstätten. Sie erzählt: "In allen Regionen finden sich Reste an wertvoller Landschaft mit biologischer Artenvielfalt. Der Rückgang ist jedoch spürbar. Dies ist nicht weniger dramatisch als der Klimawandel, jedoch die Folgen sind noch schwieriger einzuschätzen." Nicht nur in den Tropen geht die Artenvielfalt verloren. Bei uns gibt es einen drastischen Rückgang in der Insektenvielfalt und der Gesamtmenge. So ist in Europa dreiviertel der Biomasse an Insekten verloren gegangen.
Ihre Funktion der Bestäubung ist allseits bekannt, aber ohne sie ständen wir in meterhohen Abfällen von Blättern, Trockenholz, Kot und Aas. Auch in den Gewässern haben sie wichtige Funktionen. Es fällt jedoch nur den Fischern auf, dass das Futter für die Fische fehlt.
Drozdowski sagt: "Die Politik ist viel zu langsam, wir wissen schon lange, dass es Probleme gibt und beginnen jetzt erst zu reagieren.

Hotspots der Artenvielfalt: Trockenrasen

Smaragdeidechse | Foto: LPV/Reimoser

Trockenrasen sind die Hotspots der Artenvielfalt und uralte Lebensräume. So finden sich auf einem Quadratmeter Trockenrasen bis zu 70 Arten, bei Intensivwiese sind es etwa vier bis fünf. Es sind bis zu zehn Insektenarten auf eine Pflanze spezialisiert. So braucht die Gelbleinbiene den Gelblein, der nur im Trockenrasen vorkommt. Von den 700 Wildbienenarten finden sich viele nur in Trockenrasengebieten.
Von Wien bis Ternitz war früher eine riesiger offener Gürtel. Schon seit den Eiszeiten vor 60.000 Jahren haben die Mammuts diese Flächen freigehalten. Nach ihnen übernahmen Auerochse und Wisent diese Aufgabe.
Der Mensch hat mit diese ausgerottet, aber die mitgebrachten Weidetiere Rind und Schaf hielten weiterhin diese Flächen frei. Erst mit der Industrialisierung und dem Rückgang der Weidetierhaltung begannen die Flächen zuzuwachsen.
Drozdowski betont: "Unser Ziel ist es, die letzten Hotspots zu retten und erhalten und sie sukzessive auszuweiten und zu vernetzen. Die Flächen sind zwischen Siedlungsgebieten und Landwirtschaft zu klein, so können Arten schnell aussterben. 
Die Maßnahmen müssen mit fachlichem Know-how und händisch durchgeführt werden, sonst kann viel zerstört werden. Dafür benötigt es möglichst viele Menschen, die bereit sind anzupacken.

Die Trockenrasen sind trockene Hanglagen, die sich im Sommer richtig aufheizen. Die Pflanzen sind darauf genau angepasst. So haben sie tiefreichende Wurzeln oder sind flach und dafür sehr breit verzweigt (z.B. zehnfache Fläche von der oberirdischen Pflanze). So hat die streng geschützte Kuhschelle fünf bis sechs Meter tiefe Wurzeln.
Die Trockenrasen (wie auch Almen) sind durch ihre Pflanzen CO2 Speicher, die einem Wald entsprechen. Durch die tiefen Wurzeln wird CO2 in der Erde gespeichert, auch wenn diese absterben bleibt das CO2 in der Erde. Die Wurzelkanäle der abgestorbenen Wurzeln leiten das Regenwasser tief in die Erde, und funktionieren damit wie ein Schwamm. So können Starkregenereignisse abgefangen werden.

Von 4. bis 8. Oktober anpacken

Eine Freiwillige beim Aushacken der Büsche. | Foto: LPV/Jennifer Fischer
  • Eine Freiwillige beim Aushacken der Büsche.
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Der Landschaftspflegeverein macht auch mit Schulklassen und für die Bevölkerung Führungen, damit die Menschen sehen, was an den Trockenrasen so toll ist. 
Auch im Herbst wird es wieder Pflegetermine geben, bei denen jede helfende Hand willkommen ist. Wer Kraft hat, kann Büsche aushacken, mit Erfahrung kann man die Motorsäge bedienen oder man schneidet mit Zwickern und Astscheren die Flächen frei.
In Pfaffstätten findet der nächste Termin von 4. - 8. Oktober 2022 statt, davor kann man sich schon von 28. September bis 1. Oktober in Bad Vöslau einbringen. Am 15. Oktober wird in Baden gearbeitet.

Zwei Freiwillige beim Tragen der Plane.
 | Foto: LPV/Melanie Frauendienst
  • Zwei Freiwillige beim Tragen der Plane.
  • Foto: LPV/Melanie Frauendienst
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Alle Termine: www.landschaftspflegeverein.at/termine 
Diese Termine sind immer auch ein Zusammenkommen der Generationen, denn Kinder bis Senioren sind willkommen. Gemeinsam retten die freiwilligen Helfer ihre Umwelt.
Auch Schulklassen helfen bei der Pflege mit, so engagieren sich etwa 200 Kinder, einige Eltern und Pädagogen zusätzlich zu den Freiwilligen.
Auch Firmen können sich bei der Pflege der Trockenrasen engagieren, als CSR ("Corporate Social Responsibility") Einsätze, und dabei Verantwortung für die Umwelt übernehmen. Bei einem Betriebsausflug geht viel weiter und es hilft dem Teambuilding.

Fluxberg | Foto: LPV/Mrkvicka

Naturschutz beim Alpenverein

Der Alpenverein ist die größte Organisation in Österreich, die sich für Naturschutz engagiert. So gäbe es ohne ihn den Nationalpark Hohe Tauern nicht. Die Freiwilligen des Alpenvereins erhalten nicht nur die Wege, sondern führen die Umweltbaustellen durch. Hier arbeiten junge Menschen für Kost und Logis um wertvolle Umweltgebiete zu erhalten. Dies sind Lebensräume der offenen Landschaft, wie Almen, Moore und Trockenrasen.
Kainz: "Sie helfen der Umwelt zum Durchbruch"

Schafweide

Glaslauterriegel Diptam | Foto: LPV/Mrkvicka

Die Trockenrasen werden in Kooperation mit Schäfern gepflegt, der seine Herden weiden lässt. So wird bei der Pflege zum Beispiel darauf geachtet, wo Zäune notwendig sind, damit der Schäfer sie leichter spannen kann. Die Beweidung der Flächen erfüllt auch die Funktion, dass die Tiere die Nährstoffe in ihrem Fleisch speichern, und es somit Magerwiesen bleiben.
Der massive Stickstoffeintrag durch die Abgase entspricht dem Ausmaß der empfohlen Düngung für Äcker.

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