"Rabenmütter" gibt's nicht...
Die Arbeitswelt hat sich verändert: Im Bezirk Baden fehlen 500 Betreuungsplätze für Kleinstkinder im Alter von 0 - 3 Jahren, sagen die SPÖ-Frauen Soziallandesrätin Karin Scheele, Heidi Steinmeyer und Elvira Schmidt. Sie fordern Verbesserungen.
Wann immer eine Runde Frauen beisammen sitzt - es dauert meist nicht lang, bis das Gespräch auf ein Thema kommt: die Kinderbetreuung. Nun ist ja in Niederösterreich garantiert, dass alle Kinder ab zweieinhalb Jahren einen Platz im Kindergarten haben sollen. Was aber mit den Allerkleinsten, wenn es keine Omi gibt? Was aber, wenn für eine Familie das Geld eines Alleinverdieners nicht reicht? Oder wenn die Mama überhaupt Alleinerzieherin ist? Wer ist wirklich eine "Rabenmutter"?
Die SPÖ-Frauen Karin Scheele (Soziallandesrätin) aus Enzesfeld, Heidi Steinmeyer aus Baden und Elvira Schmidt aus Pottendorf sprechen davon, dass im Bezirk Baden mindestens 500 Betreuungsplätze für Krabbelkinder im Alter von 0 bis 3 fehlen - in ganz Niederösterreich etwa 5000. Und wenn es sie schon gibt, dann bedarf es flexiblerer Öffnungszeiten und weniger Schließtage.
Die Beweggründe
Landesrätin Karin Scheele erklärt: „Wir wollen Wahlfreiheit. Eltern sollen selbst, nach ihren Bedürfnissen, entscheiden können, welche Betreuungsform für ihr Kind die richtige ist." Darüber hinaus, so Scheele, sperrt fast die Hälfte aller niederösterreichischen Kindergärten schon vor 15:30 Uhr zu und beinahe 80 Prozent haben fünf Wochen oder mehr im Jahr geschlossen. Für sie ist das nicht mehr zeitgemäß, sie fordert: „Öffnungszeiten und Anzahl der geschlossenen Tage müssen sich an den Bedürfnissen der Menschen orientieren.“
Beste Betreuung für alle
Ziel ist die beste Kinderbetreuung für alle Kinder, egal ob ihre Familien in der Stadt oder am Land wohnen. Im Bezirk gibt es derzeit 6 Betreuungseinrichtungen mit 84 Plätzen speziell für unter 3-Jährige und 12 altersgemischte Einrichtungen für 306 Kinder aller Altersgruppen. Demgegenüber stehen 88 Kindergärten in denen 4.625 Kinder zwischen 3 und 6 Jahren betreut werden. Auch wenn der Bezirk Baden im Landesvergleich gut liegt, das Angebot für die ganz Kleinen ist noch immer nicht ausreichend. Zumal in den nächsten Jahren auch wieder mehr Geburten zu erwarten seien.
Die persönliche Erfahrung
Karin Scheele, selbst Mutter einer 18 Monate alten Tochter, erzählt aus eigener Erfahrung: "Für mich war klar, dass meine Kleine so bald wie möglich in eine Krabbelstube kommt. Ich musste aber schon gegen Vorurteile auch in meiner Familie ankämpfen. Es ist immer noch ein weitverbreitetes Denken, dass Kinder in Krabbelstuben "abgeschoben" werden. Und dass man schnell zur Rabenmutter abgestempelt wird, immer noch." Für Scheele stellt sich die Frage freilich anders: "Wenn ich einen ganzen Tag bei meinem Kind bin, womöglich noch allein mit ihm - wieviele Stunden davon sind wirklich qualitätsvolle Beziehungsstunden?" Ihr Kind sei jedenfalls ganz zufrieden im Enzesfelder Kinderhaus. Und sie habe als einstige Europa-Abgeordnete von schwedischen Kolleginnen miterleben können, dass dort die Kleinstkinderbetreuung gesellschaftlich anerkannt sei.
Belastungsstopp für Eltern und Gemeinden
Derzeit tragen die Kosten der Kleinkinderbetreuung in erster Linie die Eltern und die Gemeinden. Für Badens Gemeinderätin Heidi Steinmeyer sind jedoch beide an ihre Belastungsgrenzen angekommen. Die SP-Niederösterreich fordert daher einen höheren Personalkostenzuschuss und eine Sockelfinanzierung pro Kleinkindgruppe. Das neue Familienförderungsmodell der SPÖ würde außerdem das komplizierte System an Frei- und Absetzbeträgen vereinfachen. Mit den frei werdenden Mitteln soll die Familienbeihilfe erhöht werden und weitere 150 Millionen Euro in den bundesweiten Ausbau der Kinderbetreuung fließen. Stadträtin Steinmeyer rechnet vor: „Alleine für den Bezirk Baden entspräche das über 2 Millionen Euro. Damit würden wir die Gemeinden und Städte entlasten und hätten bald die zusätzlich benötigten Betreuungsplätze – die auch in der Stadt Baden selbst noch fehlen – erreicht.“
Vereinbarkeit von Beruf und Familie
Die Bezirksvorsitzende der SP-Frauen Gemeinderätin Elvira Schmidt aus Pottendorf hat für sich die Kinderbetreuung mehr oder weniger in der Verwandtschaft geregelt. Was aber, wenn die Omi nicht griffbereit ist? „Das Fehlen geeigneter Kinderbetreuungsplätze benachteiligt vor allem Frauen, bedeutet Teilzeitarbeit, schlechtere Aufstiegschancen, weniger Verdienstmöglichkeiten und eine immer eklatantere Einkommensschere. Unsere Kinderkrippen sind die ersten Bildungseinrichtungen und immens wichtig für die späteren Chancen unserer Kinder.“ Schmidt fordert auch Anerkennung für die vielen PädagogInnen und BetreuerInnen: „Sie leisten sehr gute Arbeit. Diese muss auch mit besserer Entlohnung gewürdigt werden.“ Ein weiteres wichtiges Anliegen ist ihr außerdem die sozialrechtliche Absicherung der vielen Tagemütter.
Mehr Väterkarenz!
Und sie nimmt auch die Väter in die Pflicht. Sie unterstützt daher die Forderung von Frauenministerin Gabriele Heinisch-Hosek nach Ausweitung des Rechtsanspruchs eines Papamonats auf die Privatwirtschaft. Die Finanzierung wäre, ihrer Ansicht nach, mit einem Vorziehen des Kindergeldbezugs leicht möglich.
Kommentare
Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.