Trachtenreferentin Martina Reitsamer
"Man kann das Dirndl nicht neu erfinden"
Hochgeschlossen und mit Schürzenschließe: Die Dirndlmode lässt sich immer wieder von traditionellen Trachten inspirieren. Die BezirksRundschau hat mit Bundestrachtenreferentin Martina Reitsamer aus Teichstätt über Mode, Tradition und No-Go‘s gesprochen.
TEICHSTÄTT (höll). Früher spielte sich das Leben innerhalb eines Dorfes ab. An der Kleidung konnte man erkennen, aus welcher Gegend eine Person stammt, ob man verheiratet war, Hochzeit oder Trauer trug. Bis in die 60er-Jahre hinein gab es nur diese regionalen Trachten. Mittlerweile haben sich allein in Oberösterreich 800 verschiedene Trachten etabliert. Ganz zu schweigen von der Dirndl-Industrie, die seit zehn Jahren jedes Jahr mehrere Kollektionen auf den Markt bringt.
Druck und Länge variieren
Trachtenschneiderinnen wie Martina Reitsamer haben es sich zur Aufgabe gemacht, die Tracht in ihrer ursprünglichen Form zu erhalten: "Natürlich ändern sich die Stoffe mit der Zeit, die Drucke werden anders und an der Länge variiert – im Grunde werden aber noch heute die Schnitte von anno dazumal verwendet."
Reitsamer ist Bundestrachtenreferentin und Obfrau der Goldhaubenfrauen Friedburg/Lengau und halt selbst zehn Dirndl in ihrem Kleiderschrank hängen – von der schwarzen Innviertler Tracht mit blauem Rock, über die Rottaler Tracht mit ihrem aufwändigen Plisseerock, bis zum Blaudruck-Dirndl mit Bettzeugschürze.
Oktoberfestdirndl ist keine Tracht
Die Schneidermeisterin freut sich über den anhaltenden Trend zum Dirndl – mit Tracht hätten die Oktoberfestkleider allerdings nicht viel zu tun: "Dennoch haben sie ihre Berechtigung. Es ist doch schön, dass so viele junge Menschen für besondere Anlässe zum Dirndl greifen. Oft ist das Partydirndl der Einstieg zur Tracht." Die Dirndldesigner lassen sich aber regelmäßig von der traditionellen Tracht inspirieren: "Man kann das Dirndl nicht neu erfinden – wohl aber abändern. Aktuell ist das hochgeschlossene Dirndl modern – das gab es früher auch im Innviertel. Nur, dass heute die Bluse weggelassen wird. Auch die Schürzenschließe ist nichts Neues."
Die Trachtenreferentin aus Teichstätt ist seit ihrem 15. Lebensjahr beim Trachtenverein und kann nicht ohne Dirndlkleid: "Man ist mit einem Dirndl halt immer gewandt. Wenn ich in Österreich in Urlaub bin, dann hab ich immer eines dabei." In vielen Fällen entschiedet sich Reitsamer für ihr Blauduck-Dirndl: "Es ist das einfachste und älteste Dirndl überhaupt und passt immer."
Wer Tracht trägt, sollte einige No-Go's beachten: "Niemals Lackschuhe tragen und die Bluse ist ein Muss. Außerdem gilt: Je schlichter das Dirndl, desto schlichter sollten Schmuck und Bluse sein."
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