Schuldnerhilfe Innviertel
2021 waren 530 Beratungen nötig
Laut Karl-Heinz Vogelsberger von der Schuldnerberatung ist regelmäßiges Konto überziehen die Eintrittskarte in den Schuldenstrudel.
INNVIERTEL, BEZIRK BRAUNAU (ebba). Die Preise steigen derzeit massiv an. Egal ob Heizstoffe, Treibstoffe oder Lebensmittel – kaum ein Sektor ist derzeit vor einer Preissteigerung gefeit. Gleichzeitig kämpfen viele Menschen noch mit den finanziellen Einbußen durch Lockdowns und Kurzarbeit. Oder müssen schlichtweg mit einem Einkommen am oder unter dem Existenzminimum auskommen. Für Schulden ein guter Boden um zu gedeihen.
Im Jahr 2021 führte die Schuldnerberatung Innviertel 530 Beratungsgespräche durch. „Für 16 Prozent unserer Klienten waren ihr Konsumverhalten und falscher Umgang mit Geld Hauptgrund für deren Schulden und Zahlungsunfähigkeit“, berichtet Karl-Heinz Vogelsberger von der Schuldnerberatung. Für 15 Prozent lag der Grund an einer covid-unabhängigen Einkommensverschlechterung durch Arbeitslosigkeit. Für zehn Prozent in einer ehemaligen Selbstständigkeit, für neun Prozent entstanden die Schulden durch Unfall, Krankheit oder einen Todesfall. Für sieben Prozent der Klienten führte eine Scheidung oder Trennung dazu. Für vier Prozent waren es Bürgschaften oder sonstige Haftungen. Für sieben Prozent lag es an einem Einkommen am oder unter dem Existenzminimum und für etwa 32 Prozent waren es sonstige Gründe wie Autokauf, Strafen, Haus- oder Wohnungskauf, hohe Wohnungskosten, Unterhaltspflichten oder Süchte.
„Mit einem Anteil von 5,36 % an Klienten, die sich pandemiebedingt 2021 an uns wandten, fiel dieser relativ gering aus. Ich vermute die Ursache in staatlichen Unterstützungen.“
Bestimmte Gruppen haben ein besonders hohes Risiko, in Überschuldung und Armut zu geraten. Wie zum Beispiel kinderreiche Familien, bei denen die Eltern mangels abgeschlossener Berufsausbildung nur schwer sichere Arbeitsplätze bekommen. Oder generell Personen ohne Berufsausbildung, die oft oder auch für längere Zeit arbeitslos sind.
60 Prozent der Klienten der Schuldnerberatung Innviertel sind Männer. „2021 waren die 26- bis 30-Jährigen mit 19 Prozent die Spitzenreiter“, weiß Vogelsberger. Der durchschnittliche Schuldenstand bei den Erstberatungen liegt bei 83.655 Euro. „Der Großteil der Betroffenen muss mit 300 bis 600 Euro monatlich für die Lebenserhaltungskosten das Auslangen finden. Und hier sind die Wohnungskosten schon abgezogen“, so der Schuldenexperte.
Typische Schuldenfallen
Oft führe jugendlicher Leichtsinn zu den Schulden: Kontoüberziehungen, die irgendwann auf einen Kredit umgeschuldet werden, bis Zahlungsunfähigkeit eintritt. Auch fehle es vielen am Überblick über ihre Finanzen. Eine typische Schuldenfalle ist auch der Kredit- oder Ratenkauf, zu dem attraktive Werbungen und Lockangebote provozieren. Der letzte Ausweg für die Schuldner ist der Privatkonkurs.
Damit es nicht soweit kommt, hat die Schuldnerberatung einige Tipps, um Schulden zu vermeiden oder in den Griff zu bekommen:
- Überblick über die Finanzen bewahren. Hierfür ein Haushaltsbuch führen.
- Wenigstens temporären Verzicht üben. Nicht alles gleich sofort haben müssen. Sich Zeit nehmen, um ein begehrtes Konsumgut anzusparen.
- Regelmäßig Arbeitnehmerveranlagungen durchführen.
- Sich nach öffentlich-rechtlichen Förderungen erkundigen und diese gegebenenfalls auch beantragen (beispielsweise Wohnbeihilfe).
Wie die Schuldnerberatung konkret hilft:
- Durch eine ausführliche Beratung, insbesondere zur Einnahmen-Ausgaben-Situation.
- Durch rechtliche Beratung.
- Sollte dies keine nachhaltige Lösung bringen, bereiten die Schuldenberater außergerichtliche Ausgleiche, Stundungen und Privatkonkurse vor, in denen sie auch offiziell die Vertretung übernehmen.
Kontakt:
Schuldnerberatung OÖ – Regionalstelle Ried
Bahnhofstraße 38
Tel. 07752/8855-2
ried@schuldnerberatung.at
ooe.schuldnerberatung.at
Sprechtag in Braunau:
In der Arbeiterkammer
Salzburgerstraße 29
Termin nach Vereinbarung unter Tel. 07752/8855-2
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