Innviertlerin berichtet aus Italien
"Bitte, bleibt daheim!"
Daheim bleiben, Desinfektionsmittel, Masken und Handschuhe besorgen: Das rät Lisa Höllbacher. Die Ranshofnerin lebt seit vielen Jahren in Italien und beschreibt, wie sich ihr Leben seit der Corona-Krise verändert hat.
REGGELLO, RANSHOFEN (höll). Vor zwei Wochen hat sich das Leben der Italiener dramatisch verändert. Menschen sterben am Corona-Virus, Krankenhäuser sind überfüllt, ohne Mundschutz und Handschuhe darf man das Haus nicht mehr verlassen. Lisa Höllbacher lebt im toskanischen Reggello und beschreibt ihren Alltag seit Corona.
"Lebensmittel sind ausreichend vorhanden"
"Es ist hart für uns. Wir dürfen unser Grundstück nur verlassen, wenn wir einkaufen oder ins Krankenhaus müssen", berichtet die Tourismuskauffrau. Wer keine Maske und Handschuhe hat, darf in vielen Läden nicht eintreten: "Der Metzger und die Apotheke bei uns liefert zum Glück. Manche binden sich einen Schal vor Mund und Nase. Bringen tut das nichts. Man gefährdet damit sich selbst und andere."
"Es läuft alles sehr gesittet ab"
Wer rausgeht muss ein Dokument bei sich führen, in dem aufgeführt ist, warum man unterwegs ist, wohin und wie lange. Wer das nicht mit sich führt, zahlt Strafe. Die meisten Geschäfte, außer Lebensmittelhandel und Apotheken, haben geschlossen. Vor diesen wenigen Shops bilden die Leute Schlangen. Jeder hält die 1,5 Meter Sicherheitsabstand ein. "Es läuft alles sehr gesittet ab und es gibt auch ausreichend Lebensmittel. Die Leute halten sich an die Vorgaben der Regierung. Niemand will riskieren jemanden oder sich selbst anzustecken", erzählt die 28-jährige gebürtige Ranshofnerin. Nur einzeln darf der Supermarkt betreten werden – und nur nachdem man sich desinfiziert hat.
Noch vor einer Woche konnte man sich solche Maßnahmen nicht vorstellen, erzählt Höllbacher: "Da haben noch alle über die Maßnahmen gelacht. Heute lacht keiner mehr. Die schnelle Übertragung hat viele erschreckt. Die meisten Italiener wünschen sich sogar noch drastischere Maßnahmen von der Regierung: Die Fabriken sollen schließen. Dort stecken sich noch immer viele Leute an."
"Wir halten uns an die Vorgaben"
Höllbacher selbst ist beurlaubt. Sie arbeitet normalerweise in einem Luxushotel in Florenz. Die Zimmer dort stehen nun leer: "Ich habe natürlich Angst um meinen Job. Aber das liegt nun nicht in meiner Hand. Was ich aber tun kann ist, niemanden anzustecken und mich selbst zu schützen. Und daran halten sich die Italiener auch mit großer Disziplin."
Die Krankenhäuser sind überfüllt. Viele Menschen sterben und noch ist, laut Experten, der Höhepunkt der Epidemie in Italien noch nicht erreicht: "Die älteren Menschen haben Angst. Es fehlen Betten und Krankenhauspersonal, weil sich viele ebenfalls angesteckt haben. Wir müssen jetzt auf unsere Älteren schauen."
Wie manche Länder auf die Ausbreitung des Virus reagieren, kann Höllbacher nicht nachvollziehen: "Ich finde es unverantwortlich, dass in Ländern nur wenig weitergeht." Sie rät: "Bleibt daheim."
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