Ortskerne – vom Aussterben bedroht
Wenn der Leerstand zum Dauerzustand wird
Immer mehr geschlossene Geschäfte im Bezirk – was die Gemeinden dagegen tun.
BEZIRK BRAUNAU (ebba). In der Bezirkshauptstadt Braunau hat man eine Umfrage unter Bürgern zur Revitalisierung der Leerflächen durchgeführt. Sie wird gerade ausgewertet. Stefan Lettner ist Geschäftsführer der Beratungsagentur CIMA, welche die Stadt Braunau bei ihrem „Aktionsprogramm Leerstand und Ortskernbelebung“ begleitet.
Er erklärt: „Leerstehende Geschäftslokale, Gasthäuser oder Gewerbeobjekte gehören leider zum Alltagsbild in unseren Ortszentren und Innenstädten. Leerstand hat es zwar immer gegeben, allerdings nicht in dieser Dimension und meistens stark mit einer natürlichen Fluktuation verbunden. Die massive Zunahme von Leerständen, insbesondere in den letzten Jahren, hat tiefgreifende strukturelle Ursachen. Neben dem veränderten Konsumverhalten unserer Gesellschaft – Stichwort Onlinehandel – sind es insbesondere Nachfolgeprobleme traditioneller Branchen wie Metzger, Bäcker, Gasthäuser, aber auch Modehäuser, die zu dieser Situation führen.“
20 Leerstände in Braunaus Stadtkern
In Braunau gäbe es am Stadtplatz noch einen vergleichsweise guten Branchenmix mit kaum Leerstand. In den „Ausläufern“ des Stadtplatzes jedoch, insbesondere in der Linzer Straße, nimmt der Leerstand zu. Hier sind viele Gebäude zudem sanierungsbedürftig. „Nur wenige Objekte können als markfähig bezeichnet werden“, sagt Lettner. „Im erweiterten Braunauer Stadtkern dürften sich plus/minus rund 20 Leerstände befinden.“ Mit einem demnächst startenden Gründerwettbewerb unter dem Titel „StadtUp“ sollen Lücken mit kreativen, spezialisierten Nischengeschäften gefüllt werden.
Nachdem Leerstände trostlos und unattraktiv sind, versuchte man in Mattighofen vor Jahren mit „Kunst in Schaufenstern“ dagegen zu steuern – eine kreative zwar, jedoch keine Dauerlösung. „Die derzeitige Anzahl unserer Leerstände ist schwer feststellbar. Sehr viele Dauer-Leerstände haben wir aber eigentlich nicht am Stadtplatz“, informiert Mattighofens Bürgermeister Daniel Lang.
„Ich denke, dass hauptsächlich der Einzelhandel betroffen ist. Natürlich auch dem Online-Kaufverhalten der Kunden geschuldet. Betroffen ist aber auch die Gastronomie, hier in erster Linie aufgrund des Personalmangels. Auch Geschäfte wie Metzgereien oder Bäcker finden leider kaum Personal, um ihre Produkte vor Ort an die Kunden zu bringen“, meint Lang.
Eigentümer beraten
Oft scheitere es auch an unterschiedlichen Vorstellungen von Mietern und Eigentürmern und am Kapital für Investitionen. Genau hier kommt das Leerstandskonzept zum Tragen, welches Mattighofen mit der Stadt-Umland-Kooperation und dem Regionalmanagement OÖ umsetzt.
„Wir arbeiten an einem Konzept mit der Firma CIMA und den Architekten Hinterwirth zusammen, um Eigentümer über eventuelle Nachnutzungen zu informieren und bei möglichen Investitionen zu beraten. Dazu hat es in den Gemeinden Umfragen und Marktanalysen gegeben“, berichtet Lang. Zur Stadt-Umland-Kooperationen gehören neben Mattighofen, die Gemeinden Helpfau-Uttendorf, Munderfing, Schalchen, Pfaffstätt und Pischelsdorf.
Vier Lücken in Altheims Stadtzentrum
„Bei uns stehen derzeit vier Objekte am Stadtplatz leer. Das ist verhältnismäßig viel und schon ernst zu nehmen. Die Gründe dafür sind zum einen wirtschaftliche, zum anderen Nachfolgeprobleme bei Pensionierungen“, erzählt Altheims Bürgermeister Harald Huber. „Zumindest sind wir in Altheim noch in der glücklichen Situation, Metzgereien und Bäckereien im Stadtkern zu haben.“ Ursprünglich wollte sich die Stadt am Regionalmanagement-Programm zur Leerstands- und Brachenflächen-Revitalisierung beteiligen. „Da hier jedoch der Fördertopf maßgeblich geschrumpft ist, liegt das für uns erst mal auf Eis. Sollten die Fördermittel wieder angehoben werden, wird die Situation natürlich neu bewertet“, so Huber.
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