Wenn Leidenschaft zum Beruf wird
E-Sportler aus Braunau im Interview
Ricardo Hager ist ehemaliger Streamer und machte Videospiele zu seinem Beruf: Er war professioneller E-Sportler. Auch heute ist er noch bei einem Verein und startet bei Turnieren.
BRAUNAU. Ricardo Hager machte in der Vergangenheit sein Hobby zum Beruf: Er war E-Sportler. Seine Fähigkeiten im "Zocken" brachten ihn auf Turniere in Deutschland und Österreich. Zusätzlich dazu streamte er in der Vergangenheit auf Twitch, bei dem ihm jedes Mal viele Leute beim Spielen zuschauen konnten. Im Interview mit der BezirksRundSchau spricht er über seine Karriere und warum E-Sport nicht unter, sondern neben Fußball und Leichtathletik stehen soll. Heute ist Ricardo 25 und Forensischer Analyst.
BRS: Wie oft haben Sie in der Woche gestreamt?
Hager: In meiner "Streaming-Vergangenheit" habe ich intensiv gestreamt, etwa fünfmal pro Woche für je vier bis sieben Stunden. In der Hauptphase hatte ich durchschnittlich fast 70 Zuschauer und 5.000 Follower, was in der Österreichischen Streaming-Szene schon als beachtlich angesehen werden kann. Mittlerweile sind die Zahlen gefallen, da ich mich auf andere Hobbys und meinen neuen Beruf konzentriere.
Wie bist du in die E-Sports-Szene hineingewachsen?
Der Weg in den E-Sport war für mich quasi eine natürliche Entwicklung, meine Begeisterung für Videospiele und mein Ehrgeiz haben mich dort hin getrieben. Ich strebe seit meiner Kindheit danach, in jedem Spiel, das ich spielte, mich kontinuierlich zu verbessern. Im Laufe der Zeit fand ich heraus, dass Shooter-Spiele meine Favoriten werden, da ich besonders gut darin war, ein Team anzuführen und taktisches Verständnis mitbrachte.
Waren Sie auch bei Turnieren dabei?
Ja. Alles begann mit dem Spiel "Counter Strike: Global Offensive", einem Shooter-Spiel. Als ich in der Berufsschule war, gründeten wir unser eigenes E-Sports-Team. Wir nahmen an deutschsprachigen Turnieren teil und mussten mangels Erfahrung zu Beginn viele Niederlagen einstecken. Doch davon ließ ich mich nicht entmutigen.
Im Laufe der nächsten zehn Jahre engagierte ich micht weiterhin im E-Sport. Ich wurde zu einem Teamplayer, der auch in stressigen Situationen ruhig bleiben konnte. Dieser Ruf führte dazu, dass ich bei einem professionellen E-Sports-Team unterkam. Ich nahm dann an lokalen und Online-Turnieren teil. Unter anderem gewannen wir die größte sogenannte "LAN-Messe" in der Steiermark. Dadurch verdienten wir unser Geld und auch viele Sachpreise, von denen ich wiederum einige verkaufte. Auch dieses Jahr bin ich wieder mit dem Verein "Austrianforce" in Graz und trete gegen andere Österreicher an.
Worauf kommt es beim E-Sport an? Was muss man mitbringen?
Mehr als man denkt. Natürlich braucht man in erster Linie Talent für das jeweilige Spiel. Sei es präzises Zielen in Shootern oder schnelle Entscheidungsfindung in Strategiespielen. Ebenso gehört die Ausdauer zu den wichtigsten Kriterien. E-Sportler investieren unzählige Stunden in das Training, um ihr Können zu perfektionieren. Zudem braucht es auch mentale Stärke, wie jeder Sportler muss man auch Niederlagen verkraften können, ohne den Glauben an sich selbst zu verlieren. Daneben gehören auch Teamarbeit, Selbstdisziplin, Fairplay und Anpassungsfähigkeit zu den großen Kriterien: Die Spiele ändern sich ständig, es kommen manchmal neue Spielmechaniken, die deine Stärken zu Schwächen machen können.
Was fasziniert Sie am Zocken allgemein?
Es ist die einzigartige Kombination aus sozialer Interaktion und Wettbewerb. Mehrspieler-Spiele ermöglichen es dir, dich mit Menschen aus aller Welt zu messen und mit ihnen das gleiche Hobby nachzugehen. Das Gemeinschafts-Gefühl in der Gamingwelt ist unbeschreiblich. Im Laufe der Jahre habe ich mich selbst verändert und wertvolle Kontakte und enge Freundschaften geknüpft.
Die Tatsache, dass ich dank E-Sport und Hobby tausende Stunden vor dem PC verbrachte, bereue ich kein bisschen. Es war und ist eine Reise voller Erfolge und Herausforderungen, die mir unvergessliche Erlebnisse bescherte.
Wie reagieren Sie auf Kritiker des Sports à la "Das ist doch kein echter Sport"?
Menschen, die das behaupten, haben oft eine begrenzte Vorstellung davon. Der Begriff "Sport" entwickelt sich weiter und ist schon lange nicht mehr auf rein physische Aktivität beschränkt. E-Sport erfordert eine hohe Konzentration, strategisches Denken, schnelle Entscheidungsfindung und die nötige Coolness. Ich würde die Sportart mit Schach, Poker oder Golf vergleichen. Profis achten genauso auf ihre physische und mentale Gesundheit, auch Fitnessübungen stehen auf dem Plan. Zudem wird E-Sport weltweit anerkannt und wird vom Olympischen Komitee unterstützt.
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