Arbeitsmarkt im Bezirk Braunau
Der schnelle Weg zur Normalität?
Der Arbeitsmarkt im Bezirk Braunau erholt sich langsam wieder: Im April 2021 waren knapp zweitausend Personen weniger arbeitslos gemeldet, als noch im Vorjahr. Die Öffnung der Gastronomie wird mit Spannung erwartet.
BEZIRK BRAUNAU. "Mit Stand 27. April sind 1.207 Frauen und 1.130 Männer, in Summe 2.337 Personen, arbeitslos gemeldet", erzählt Stefan Seilinger, stellvertretender Leiter des Arbeitsmarktservice (AMS) Braunau. Im Vorjahresvergleich ist die Zahl der Beschäftigungslosen insgesamt um 1.949 gesunken: 4.286 Personen ohne Job waren im April 2020 beim AMS gemeldet. Seilinger geht davon aus, dass ein Großteil jener Personen, die coronabedingt ihren Job verloren haben, mittlweile wieder einer Beschäftigung nachgehen. Durch die Öffnung am 19. Mai sieht Seilinger keinen großen Einfluss auf die Arbeitslosenzahlen: "Die Öffnung im Bereich Gastro wird primär das Arbeitsvolumen erhöhen, jedoch die Arbeitslosenquote im Bezirk nicht beeinflussen." Als Grund für diese Annahme führt Seilinger die Kurzarbeit an, in welcher sich ein Großteil der Gastrobeschäftigten nach wie vor befindet:
"Den großen Vorteil der Kurzarbeit sehe ich jetzt darin, dass kein neues Personal gesucht werden muss. Mit der Öffnung kann, gemäß den Bestimmungen, mit dem eingespielten Team durchgestartet werden."
Etwas weniger optimistisch blickt Klemens Steidl, Obmann der Wirtschaftskammer (WKO) Braunau, in die nahe Zukunft: "Eine sehr große Herausforderung wird darin bestehen, dass man auch noch das Personal zur Verfügung hat, da sich viele Mitarbeiter aus der Gastronomie beruflich umorientiert haben. Wünschenswert hierfür wäre, dass man sich steuerliche Anreize für Mitarbeiter überlegt."
Verlierer und Gewinner
Während manche Branchen dank Corona Gewinne verzeichnen konnten, gingen auch zahlreiche Sparten als Verlierer hervor. "Profiteure sind sicherlich Dienstleister im Bereich Telekommunikation. Auch im Bereich Einzelhandel für Baustoffe, Möbel und Raumausstatter konnten Umsatzzuwächse verzeichnet werden", so Seilinger.
WKO-Obmann Steidl sieht vor allem das Bau- und Baunebengewerbe als Gewinner. Allerdings zeichne sich hier derzeit die Situation der Materialverknappung in fast allen Bereichen ab, was zu einer Preiserhöhung führe. Schwierigkeiten sieht er auch bei Materialengpässen: "Es kommt in vielen Bereichen zu Verteuerungen, die richtigen Arbeitskräfte zu finden ist nicht einfacher geworden, Planungssicherheit und viele dieser Themen werden uns noch lange beschäftigen."
Der AMS-Leiter betont hierzu: "Einbußen gibt es sicherlich bei den körpernahen Dienstleistern. Mit Test zum Friseur ist beispielsweise zu umständlich. Der stationäre Textilhandel scheint mir ein großer Verlierer zu sein. Banken und Vermieter von Büroflächen würde ich auch zu den Verlierern zählen."
Trotz aller Herausforderungen betont der WKO-Obmann aber die "Zähigkeit" der Unternehmer im Bezirk:
"Die Unternehmer sind richtige Stehaufmännchen, sie haben das oft bewiesen und so bin ich auch zuversichtlich, dass uns ein schneller Start Richtung Normalität gelingen wird."
Kommentar: Was war nochmal normal?
Wir befinden uns mittlerweile seit mehr als einem Jahr im Ausnahmezustand. Reisen, wohin man möchte, Freunde treffen, wann immer man will, die Oma umarmen: Bis zum März 2020 "normale" Dinge, auf die wir nun schon seit einer ganzen Weile verzichten. Die Öffnung von Gastro, Tourismus und weiteren Bereichen mit 19. Mai verspricht Besserung. Es braucht zwar einen negativen Test, den Nachweis einer Impfung oder die Bestätigung, von Covid-19 genesen zu sein. Aber für ein Schnitzel beim Lieblingswirt nimmt man das doch gerne in Kauf. Die Wirtschaftsexperten im Bezirk Braunau sehen die Öffnung mit gemischten Gefühlen: Eine Senkung der Arbeitslosenzahlen erwarten sie sich dadurch nicht. Nichtsdestotrotz: Die Lockerungen sind ein erster Schritt in Richtung alter "Normalität".
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