Darmschrittmacher bringt Heilung und Lebensfreude zurück

Sigrid Kastl im Gespräch mit Ina Ghavami. | Foto: marschall pr
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BRAUNAU. Ina Ghavami, pensionierte Lehrerin aus dem steirischen Ennstal, machte wegen unkontrolliertem Stuhlgang und nicht vollkommener Darmentleerung einen sechsjährigen Leidensweg mit und war am Ende schon völlig verzweifelt.

Eine jahrelange Odyssee von Arzt zu Arzt und Therapeut zu Therapeut blieb ohne jeden Erfolg. Sie teilt diese Beschwerden mit Millionen von Betroffenen in ganz Europa. Und obwohl diese Erkrankung relativ häufig auftritt, breitet sich über sie das große Schweigen aus.

Der Darm hat ein schmutziges Image, über ihn spricht niemand gern. Dabei kann das Einsetzen eines sogenannten Neurosimulators, eines Darmschrittmachers, in vielen Fällen von diesem Leiden schnell und endgültig befreien. So wie es Ghavami erlebt hat, die über die Homepage des Krankenhauses St. Josef zu Sigrid Kastl, Primaria der Chirurgischen Abteilung, kam und in ihr die richtige Spezialistin für Darmerkrankungen fand.

Stuhlinkontinenz äußert sich in Störungen bei der Darmentleerung und im unkontrollierten Abgang des Stuhlwassers. Der Stuhlgang wird nicht wahrgenommen, die Toilette nicht mehr rechtzeitig erreicht. Frauen sind neun Mal häufiger betroffen als Männer. Die Folgen sind dramatisch: Angst, völliger Rückzug aus der Gesellschaft, keine Treffen mit Bekannten, kein Besuch von Veranstaltungen, berufliche Probleme und vor allem Schamgefühle. Man bleibt allein, weil man sich schämt mit jemandem darüber zu reden, auch nicht mit dem Arzt.

Ina Ghavami: „Ich möchte die Menschen ermuntern, über ihre Erkrankung zu reden. Mir ist es wichtig zu informieren, dass der jahrelange große Leidensdruck nicht sein muss.“

Kleiner Eingriff – große Wirkung

Die Steirerin kam dann nach Braunau und ließ sich nach eingehender Aufklärung von Primaria Kastl einen Darmschrittmacher einsetzen. Die Implantation dieses nur 5 mm flachen Neurosimulators in etwa der doppelten Größe einer 2-Euro-Münze erfolgt minimalinvasiv in 45 Minuten. Nur ein kurzer Spitalsaufenthalt ist notwendig.

Der Schrittmacher wird als Dauerimplantat im oberen Gesäßbereich unter der Haut eingesetzt. Er ist mit Elektroden in Form von dünnen Drähtchen mit den Sakralnervenwurzeln verbunden, die den Verschlussapparat des Darms steuern. Durch schwache elektrische Impulse vom Schrittmacher wird so auf den Darm Einfluss genommen. Mittels einer kleinen Fernbedienung kann der Träger des Neurosimulators die Stärke der Impulse selbst steuern und diesen auch ein- und ausschalten. Beide Geräte sind batteriebetrieben. Der Austausch der Batterie am Schrittmacher erfolgt nach etwa vier Jahren in einem ganz kleinen Eingriff.

Der Erfolg der Implantation eines Darmschrittmachers ist enorm: 70 % der Patienten werden so dauerhaft geheilt, bei 20 % tritt eine wesentliche Verbesserung ein. Ina Ghavami: „Ich bin absolut geheilt, total glücklich, kann wieder mein ganz normales und aktives Leben führen. Ich spüre nichts und denke nicht einmal mehr daran, dass ich ein Implantat habe.“ Stuhlinkontinenz – eine Krankheit, über die man viel mehr reden sollte und die sehr gut behandelbar ist.

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