12 Mio. Euro für die Pankl-Academy
An Fachkräften muss es nicht mangeln
Eine Mitarbeiterinnen bzw. Mitarbeiter-Akademie um zwölf Millionen Euro, 35 neue Lehrlinge und 20 Fachkräfte aus Spanien. Der obersteirische Industriekonzern Pankl Racing Systems gibt dem Fachkräftemangel keinen Raum.
KAPFENBERG. In der Steiermark ist die Arbeitslosenquote so niedrig wie lange nicht. Für Unternehmen wird es immer schwieriger, zu gut ausgebildeten Fachkräften zu kommen. Das Problem wird sich in absehbarer Zeit nicht von selbst lösen; aus diesem Grund suchen Betriebe selbst nach kreativen Lösungen, um zu Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern sowie Lehrlingen zu kommen.
Pankl Racing Systems zum Beispiel investiert zwölf Millionen Euro in eine Aakademie und rekrutiert Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Spanien. Harald Egger ist als Head of Human Resources zuständig für die Personalentwicklung und Rekrutierung bei Pankl und erklärt, wie man bei Pankl zu neuen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern kommt.
Harald Egger, wie schaut die Auftragslage bei Pankl trotz abschwächender Wirtschaft aus?
HARALD EGGER: Bis dato läuft es gut. Es gibt auch schon hohe Auftragseingänge für 2023. Trotzdem bleiben wir wachsam und beobachten das Weltgeschehen sehr intensiv – Krieg in der Ukraine, Teuerungswelle, Energiekrise – auch Corona beschäftigt uns noch immer. Beobachten ist notwendig, um möglichst rasch gegensteuern zu können. Aber derzeit sind wir sehr positiv gestimmt, auch 2023 betreffend.
Es wird also laufend investiert?
Wir setzen weitere Highlights: Heuer der Umbau und die Erweiterung unserer Betriebskantine in eine moderne Essenslounge. Nächstes Jahr wird im ersten Quartal das neue Aerospace-Werk im Kapfenberger High-Tech-Park eröffnet und es erfolgt der Baustart für die Pankl-Academy.
Wie viele neue Mitarbeiterinnen bzw. Mitarbeiter wird man allein für das neue Luftfahrtwerk benötigen?
Für das Aerospacewerk hat der Mitarbeiteraufbau bereits in den vergangenen Jahren sukzessive begonnen. Mittlerweile beschäftigen wir in Österreich 1.500 Mitarbeiter, weltweit sind es rund 2.500. Allein im heurigen Jahr haben wir 350 neue Mitarbeiter eingestellt – trotz angespannter Lage am Arbeitsmarkt.
Seit einiger Zeit leidet auch die Industrie unter dem Mangel an Fachkräften. Wie geht man bei Pankl an diese Problematik heran?
Man erkennt am Arbeitsmarkt sehr deutlich den Trend von der Arbeitgebersuche hin zur Arbeitnehmersuche. Das heißt, dass wir bei der Personalsuche umdenken müssen. Wir bei Pankl investieren weit mehr in die Mitarbeitersuche als je zuvor und setzen laufend Aktivitäten. Seit einigen Jahren beschäftigen wir uns mit vorausschauender Lehrlingsausbildung. Dadurch konnten wir heuer 35 neue Lehrlinge aufnehmen – in Summe beschäftigen wir 135 Lehrlinge.
Vor mehr als einem Jahr haben wir über die Lehrlingskampagne von Pankl gesprochen. Coole Jobs für coole Typen. Hat diese Kampagne gefruchtet, bzw. wie kommt Pankl zu neuen Lehrlingen?
Die Kampagne hat absolut gefruchtet und wir wurden mit dieser Kampagne auch ausgezeichnet. Trotz schwierigen Umfelds konnten wir unser selbst gestecktes Ziel übertreffen und konnten mehr Lehrlinge einstellen, als wir ursprünglich geplant hatten.
Pankl wirbt auch expliziert um weibliche Lehrlinge. Frauen in der Technik scheint hier bei euch kein Fremdwort zu sein?
Bei Pankl haben wir mittlerweile eine Frauenquote von 35 Prozent, im Getriebewerk sogar knapp bei 50 Prozent. In der Industrie ist das ein sehr hoher Wert, auf den wir sehr stolz sein können.
Wird dieses Personalproblem zunehmend auch zu einem Standortproblem?
Hier ist sicherlich die Politik gefordert, mit geregeltem Zuzug den Arbeitsmarkt stabil zu halten. Man kann aber als Unternehmer selbst auch Akzente setzen, um zu neuen Mitarbeitern zu kommen.
Pankl setzt ja auf das Know-how von Rekrutierungsagenturen, wie z.B. „Talents4Europe“. Eine neue Form der Personalrekrutierung, die sich für Pankl bewährt?
Mit 1. September haben 20 Fachkräfte aus Spanien die Arbeit bei Pankl aufgenommen. Bislang gibt es nur positive Erfahrungen. Der Bewerbungsprozess erfolgte gemeinsam mit unserem Rekrutierungsteam und den Experten von Talents4Europe, wo neben den Fachkenntnissen auch die kulturelle und soziale Fitness abgefragt wurde. Die spanischen Mitarbeiter durchlaufen ein eigenes Onboarding-Programm, wir arbeiten sehr eng mit dem Club International zusammen, es gibt hauseigene Deutschkurse und gemeinsam mit unseren HR-Businesspartnern versuchen wir ihnen den Umzug so weit wie möglich zu erleichtern. Im neuen Pankl-Tower gibt es zudem moderne Startwohnungen für unsere Mitarbeiter aus Spanien.
Auslandsstandorte von Industriekonzernen könnten sehr gut als Anker dienen, um zu gut ausgebildeten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern zu können. Eine Form der Mitarbeiterinnen- und Mitarbeiterfindung, an der Pankl auch schon arbeitet?
Es gab unlängst ein großes Managementmeeting von Pankl in der KTM-Motohall in Mattighofen, wo fast alle Auslandsstandorte vertreten waren. Wir mussten feststellen, dass dieser Fachkräftemangel mittlerweile ein globales Problem ist. Nur die Ausprägungen sind unterschiedlich. Was die Pankl-Gruppe dazu veranlasst, nach gemeinsamen Lösungen zu suchen und vorausschauend Vorkehrungen treffen zu können.
Es wird ja auch schon an der Pankl Akademie gebaut, hier investiert man 12 Mio. Euro in die Ausbildung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, Fertigstellung ist für 2024 geplant. Um in der Spreche der Techniker zu bleiben: Man baut hier nicht nur High-Tech-Komponenten für Rennsport und Luftfahrt, sondern „baut“ sich auch den passenden „Pankl-Mitarbeiter“ selbst?
Auf der einen Seite setzen wir stark auf den persönlichen Wohlfühlfaktor, die Mitarbeiter steuern zum Teil ihre Fortbildung und ihre Karriere selber, auf der anderen Seite versuchen wir unsere Mitarbeiter fit für das hohe Qualitätsniveau bei Pankl zu machen. Dieses Niveau der persönlichen und fachlichen Aus- und Weiterbildung können wir mit der Pankl-Academy noch weiter steigern. Dabei steht es jedem Mitarbeiter auch offen, eventuelle Lücken im Lebenslauf zu bereinigen, um die eigene Karriere voranzutreiben.
Voriges Jahr habe ich an den Wunsch ans Christkind gefragt: Was wünscht sich ein Personalchef von der hohen Politik?
Geordneter Zuzug ist sicherlich ein wichtiger Punkt, die bürokratischen Hürden abzusenken ein weiterer. Erleichterungen wie bei der Rot-Weiß-Rot-Karte sind ein erster guter Ansatz, da könnte aber noch mehr gehen, besonders in der Ausweitung der Mangelberufe. Das 10-Punkte-Maßnahmenpaket der Industriellenvereinigung, an der auch KTM-Chef Stefan Pierer mitgewirkt hat, würden wir von Pankl sofort unterschreiben – und es möge auch die erforderliche Akzeptanz finden.
Das Maßnahmenpaket der IV zum Nachlesen gibt es hier
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