Gabe und Disziplin - Das Erfolgsrezept von Andrea Lackner-Kapfer

Foto: Sissi Furgler
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Sie haben im Jahr 2001 den bekannten Juwelier Lackner in St. Marein von Ihren Eltern übernommen. War das vorprogrammiert?
Für mich schon. Als kleines Mädchen verkaufte ich mit einer selbst gebastelter Kasse schon gerne am Mareiner Straßenmarkt und ich hatte immer gerne mit Menschen zu tun. Gegen die Meinung meiner Eltern habe ich dann im elterlichen Betrieb Einzelhandelskauffrau mit Schwerpunkt Uhren und Schmuck gelernt und meine Schwester schlug den Weg zur Goldschmiedin ein.

In ihrem Geschäft wird man freundlich und fachmännisch und nur von Frauen bedient. Geht das immer gut?
Wir sind ein bunter Mix an Frauen mit gegenseitiger Wertschätzung und jede hat ihre Stärken und Spezialgebiet. Ob Servicetätigkeiten, Online Shop, Kleinreparaturen bis hin zur Gravur und Trauringberatung. Auch die Waren suchen alle gemeinsam aus, so ist für jeden Geschmack etwas dabei. Trotzdem fehlt uns oft der Papa als Mann im Haus. Denn als Frau musst du das Vertrauen oft erst erarbeiten und einige Kunden trauen uns noch immer nicht zu, dass wir z.B. auch ein Uhrglas tauschen können.

Nach dem Geschäft geht es am Abend zum Training, damit Sie beim Wettkampf die „starke Frau“ zeigen können. Wie kam es dazu?
Ich habe viele Jahre gemodelt und immer schon trainiert. Aufgrund eines Fitnessstudiowechsels 2011 habe ich dann mit Jörg Kapfer einen Trainer kennen gelernt, der in mir ein Potential erkannt hat, dass ich an Wettkämpfen teilnehmen könnte. Inzwischen ist er auch privat der Mann an meiner Seite.

Was passiert bei einem Wettkampf und vor allem davor?
Die eigentliche Arbeit beginnt 18 Wochen davor. Die Ernährung wird drastisch auf eine gesunde und konsequente Lebensweise umgestellt und ich trainiere statt drei Mal fünf Mal pro Woche, und hier wirklich bis an meine Grenzen. Wobei man darauf achten muss, nicht zuviel an Muskeln aufzubauen, weil das wieder Abzüge gibt. Am Wettkampftag präsentiert man sich in bestimmten Posen und internationale Wertungsrichter entscheiden.

Das klingt nach sehr viel Verzicht und Disziplin.
Ich war immer zielgerichtet und sehr ehrgeizig. Ich bin ein Perfektionist, ob im Haushalt, im Betrieb oder eben beim Training. Mit Niederlagen kann ich schwer umgehen, was auch nicht immer einfach ist.

Ohne Disziplin erreicht man Ziele also nicht? Ich denke an die vielen Frauen die abnehmen möchten.
Meiner Meinung nach geht es ohne Fitnessstudio nicht. Laufen oder Schitouren Gehen ist toll, aber man kommt über ein Ganzkörpertraining gepaart mit einer Ernährungsumstellung nicht umher, wenn man auf Dauer schlank bleiben möchte. Und eine schlanke Frau schaut anders aus als eine dünne Frau. Heute weiß man, dass die Muskeln das Make up von innen sind. Und ein Ziel muss man haben. Ich habe immer das Bild vor Augen, wie ich am Wettkampftag aussehen möchte.

Von den 35 Wettkämpfen seit 2011 haben Sie 17 gewonnen. Was steht heuer an?
Momentan bin ich in der Vorbereitung für die internationale österreichische Meisterschaft in Wels Ende April und die Europameisterschaft in Spanien.

Wie wichtig ist Ihnen das Aussehen?
Ich bin dankbar, gute Gene für mein Aussehen und meine Figur zu haben. Aber es war auch oft ein Fluch. Vor allem als mein Vater schon schwer krank war und ich den Betrieb übernommen habe, wurde ich oft nicht ernst genommen und musste mich in Gesprächen erst beweisen. Auch Neider gibt es leider sehr viele. Die Zeit als Wert neben der Gesundheit ist mir sehr wichtig. Bewusst sperre ich z.B. am umsatzstarken 8. Dezember zu um uns einen Tag Freizeit zu gönnen.

Sind Sie für mehr Frauen in Führungsebenen und woran happert es?
Frauen haben meiner Meinung nach das weibliche Feingefühl. Sei es untereinander im Team aber auch beim Verhandeln. Aber es ist halt nicht leicht, vor allem mit Kindern. Der Hauptteil des Haushaltes und der Erziehung hängt noch immer an der Frau. Aber vielleicht geben wir diesen Trumpf auch nicht gerne aus der Hand.

Sind schon einmal Kunden gekommen, nur um Sie zu sehen?
Ja, das kam schon vor. Aber ich nahm das locker, denn diese Leute finden es toll, was ich mache und das beflügelt.

Ist Ihre Mutter stolz auf Sie?

Ja, sie war auch schon oft bei Wettkämpfen mit dabei. Der Papa hat nur das Modeln miterlebt und mich nicht so gerne am Laufsteg gesehen. Ich glaube da war er ein bisschen eifersüchtig.

Sehen Sie sich selbst als starke Frau?
Ja und ich bin stolz darauf. Es wird einem heute nichts geschenkt und jedem steht es frei, wie er seinen Weg gestaltet. Egal was andere reden. Ich stehe zu dem was und wie ich es mache und auch mein Umfeld steht zu mir. Und das zählt.

Wer ist für Sie die stärkste Frau?
(Gerührt) Die stärkste Frau für mich ist meine Mutter. Ja, es ist so.

Interview: Andrea Stelzer

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