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Serien-Schlepper wegen 150 Fahrten und 750 Migranten angeklagt
Würfel-Spielschulden in privaten Casinos hätten einen 60-jährigen Taxifahrer zum Serien-Schlepper gemacht. Mit rund 150 Fahrten entlang der burgenländischen Grenze und etwa 750 Migranten. Eine zivile Polizeistreife ertappte den Schleuser in flagranti und verhaftete ihn.
BURGENLAND. Entlang der Grenze, vom Norden bis in den Süden des Landes, nahm der Taxifahrer illegale Personen auf. Transportierte die „Fahrgäste“ im Auftrag eines Schlepper-Bosses namens „Müller“. Führte manche sogar bis nach Salzburg. Und bekam dafür - von einem unbekannten Mittäter - pro Fahrt zwischen 200 und 700 Euro „Lohn“ in bar ausbezahlt. Insgesamt rund 30.000 Euro.
40.000 Euro Schulden durch Glücksspiel
Den Boss habe er nur einmal persönlich getroffen, im Rahmen seines Berufes, dann gab es lediglich telefonischen Kontakt, so der Angeklagte im Landesgericht Eisenstadt. Auf die Frage der Richterin, warum er zum Taxi-Schleuser geworden ist, antworte der Österreicher mit türkischen Wurzeln: „Ich bin spielsüchtig. Habe beim Barbudi-Würfeln viel Geld verloren. Immer noch 40.000 Euro Schulden. Deshalb wollte ich meine finanzielle Notlage durch leicht und schnell verdiente Euros verbessern!“
Zivilstreife stoppte Taxi mit Migranten
Der Staatsanwalt führte aus, dass der Beschuldigte am 23. November von einer Zivilstreife in Müllendorf gestoppt worden ist. Mit 6 Migranten im Taxi. Seine damalige Ausrede, es handle sich um „normale Fahrgäste“, nützte nichts. Es klickten die Handschellen. Im Polizeiverhör zeigte sich der 60-Jährige geständig. Gab dabei auch seine zahlreichen Schlepper-Fahrten zu. Die er nach Whats-App-Standortdaten seines Auftraggebers über Google-Maps durchgeführt hatte.
Nicht gewusst, dass es schwere Straftat ist
„Bei den Migranten handelte es sich um Personen aus der Türkei, Afghanistan, Pakistan und Somalia!“, so der Ankläger. Der dem Beschuldigten 150 Fahrten seit Mai 2022 vorhielt, mit insgesamt 750 Fremden. Diese Zahlen revidierte der Mann: „Es waren vermutlich nur 70 bis 75 Fahrten, mit je rund 3 Personen, also etwas über 200. Ich habe nicht gewusst, dass das eine so schwere Straftat ist!“
17-Seiten-Geständnis bei Polizei
Ergänzte aber mit reumütiger Einsicht: „Ich bin schuldig. Ja, ich habe das gemacht. Das bereue ich zutiefst. Ich möchte mich dafür entschuldigen. Auch bei meiner Familie, dass ich diese Taten begangen habe!“ Sein Anwalt führte dann weiters aus, dass sein Mandant durch das umfangreiche Geständnis bei der Polizei, immerhin 17 Seiten, zur Wahrheitsfindung beigetragen und in der kriminellen Organisation nur eine untergeordnete Rolle gespielt hat.
Anwalt: „Humane Schlepperfahrten“
Der Advokat weiters: „Es gibt viele Schlepperfahrten mit qualvollen Zuständen. Mein Klient war immerhin ein humaner Schleuser, wurden die Personen doch in einem Taxi chauffiert. Deshalb ersuche ich um ein mildes Urteil!“ Nach kurzer Beratung verkündete der Schöffensenat: „3 Jahre Haft. Die 30.000 Euro Lohn werden für verfallen erklärt und das beschlagnahmte Handy wird konfisziert!“
Schöffensenat-Urteil: 3 Jahre Gefängnis
In der Begründung führte die Richterin aus, dass die milde Strafe vor allem auf das umfassende Geständnis zurückzuführen ist, denn ohne diese freiwilligen Angaben wären vermutlich nicht alle Schleusertouren nachzuweisen gewesen. Der Taxifahrer nahm das Urteil mit den Worten an: „Ich respektiere das Gericht und dessen Urteil!“ Der Staatsanwalt gab keine Erklärung ab. Daher nicht rechtskräftig.
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