Gedenktag
Der 27.Januar
Der 27.Januar ist Mozarts Geburtstag (1756), wie schön. - Aber er ist auch ein leider hochaktueller jüngerer Gedenktag. 2005 proklamierte die UNO den 27.Januar zum Gedenktag an die Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz-Birkenau. (Welch beschönigender Ausdruck. Es war eine Todesfabrik, eine Mordanstalt.) - Er wurde auch zum Holocaust-Gedenktag.
Wir wissen, wie hilflos das stille Gedenken im Angesicht des unbeschreiblichen Grauens ist.
Wir müssen trotzdem versuchen, darüber zu reden, auch jetzt, fast 80 Jahre danach, denn die Giftschlange des Nazismus erhebt immer wieder ihren Kopf.
Die Omas gegen Rechts gedenken auch. Ich kopiere hierher, was Susanne Scholl, die nahmhafte Journalistin, TV-Journalistin, Buchautorin dazu geschrieben hat:
Holocaust-Gedenktag 27.1.2022
Wien
Susanne Scholl: „Die Shoa wirkt nach!“
Susanne Scholl ist eine Sprecherin der OMAS GEGEN RECHTS und seit Beginn aktiv als Rednerin, Journalistin und Schriftstellerin für die OMAS tätig. Heute, am 27. Jänner 2022, erzählt sie von der Verantwortung der Überlebenden.
„Wie so oft sitze ich an meinem Schreibtisch und denke nach.
Denke an die Ermordeten, die Vertriebenen, die nie Geborenen.
Der Holocaust ist Teil meiner Familiengeschichte und damit auch Teil meines Lebens.
Ich konnte/wollte mir nie vorstellen, was meine Großeltern erlebt, was sie empfunden haben müssen. Die Eltern meiner Mutter im Viehwaggon auf dem Weg nach Maly Trostinec. Wo man sie ein Wochenende lang ohne Wasser und Brot im Waggon festhielt - weil die Erschiessungsmanschaften Samstag und Sonntag nicht „arbeiteten“. Am Montag wurden sie dann ermordet! Zusammen mit Hunderten anderen aus dem gleichen „Transport“ und doch so allein vor diesem zu frühen und völlig sinnlosen unverdienten Tod. Und meine Großmutter väterlicherseits - alleine vor der Gaskammer, in der sie Schulter an Schulter mit so Vielen und doch so einsam im Grauenhaften starb.
Ich habe nur wenige Fotos dieser Menschen, ohne die ich heute nicht da wäre.
Und dann sehe ich schreiende Menschen auf der Straße, die zum Widerstand gegen eine Krankheit aufrufen und das Brandmal von damals - den gelben Stern - für sich und ihre Wissenschaftsfeindlichkeit beanspruchen. Und ich fühle die große Verantwortung der Überlebenden. Die Verantwortung meiner Generation, die das Trauma der Verfolgten geerbt hat und den Auftrag hat für die Ermordeten und die nie Geborenen zu leben. Eine Verantwortung, die schwerer wiegt, als die ganze Welt. Eine Verantwortung, die auch bedeutet - nie wegsehen, wenn Unrecht geschieht, immer laut sein, wenn Menschen verfolgt, gefoltert, vertrieben werden, wenn Menschen ihre Menschenwürde abgesprochen wird. Deshalb bin ich bei OMAS GEGEN RECHTS! Deshalb gebe ich meinem Wunsch, nichts mehr zu hören, zu sehen, zu fühlen nicht nach. Weil ich einen Auftrag habe! Diesen Auftrag!“
Ich habe hier schon öfters über die teilweise spektakulären Aktionen der Omas berichtet. Diese Gruppe wurde im November 2017 von Monika Salzer gegründet. Sie sind - wir sind, ich bin ja auch dabei - ein heiterer Verein kluger älterer Frauen, die weiter am öffentlichen Leben teilhaben möchten, weil sie etwas zu sagen haben. Auch junge Frauen und auch Männer jeden Alters sind "Omas". Gut so. Schaut doch her:
https://www.meinbezirk.at/favoriten/c-lokales/omas-gegen-rechts_a2703965 und das auch: https://www.meinbezirk.at/favoriten/c-politik/auf-allen-plaetzen-frauen-im-nationalrat_a3034845 und weiter: https://www.meinbezirk.at/favoriten/c-freizeit/das-neue-haus-der-geschichte-oesterreichs-heldenplatz_a3033867 und natürlich noch vieles mehr.
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