"Anwälte" der Regionen kämpfen für gerechte Verteilung von Ressourcen
Nach Tagung in Salzburg: Forderung nach Politik der dezentralen Entwicklung
SALZBURG. Mit einer Resolution an den neuen Nationalrat beendeten die "Regionen. Österreich" ihre Tagung in Salzburg. Eine der Forderungen: Eine Milliarde Euro aus den Erlösen der Funkfrequenzversteigerungen muss für den Ausbau der Basisinfrastruktur Breitband in den ländlichen Gebieten Österreichs verwendet werden. "Es kann nicht sein, dass diese Infrastruktur den Ballungszentren vorbehalten ist", sagt Vereinsgeschäftsführer Georg Keuschnigg. Außerdem fordern die "Anwälte" der Regionen ein Maßnahmenbündel für die Sicherung der landärztlichen Versorgung.
Während die großen Ballungsräume sehr rasch wachsen, „verlieren die Regionen Menschen, Wertschöpfung und Arbeitsplätze“. Es gehe darum, einerseits die Attraktivität der Regionen zu steigern, damit die Menschen dort bleiben können, wo sie bleiben wollen: in ihrer Heimat. Andererseits müsse aber auch die Schrumpfung begleitet werden. Keuschnigg: „Es ist eine Frage der gesellschaftlichen Solidarität, überall in Österreich gleichwertige Lebensbedingungen und öffentliche Daseinsvorsorge anbieten zu können“, so Keuschnigg weiters.
Im Waldviertel werden Bildung und berufsbegleitende Qualifizierung als Entwicklungslokomotive eingesetzt. Ernst Wurz, Obmann der Waldviertel Akademie: „Bildung und Wissen fördert Arbeit in der Region“. Mit vielschichtigen Programmen werden die regionalen Betriebe mit den Bildungseinrichtungen vernetzt. In der Region Bucklige Welt – Wechselland konzentriert man sich stark auf das Potenzial der älteren Generation und auf das Management des Zuzugs.
„Die Geburtenbilanz ist negativ; ohne Zuzug schrumpft die Region“, berichtet der Demograf Univ.-Prof. Rainer Münz.
Mit der gezielten Steuerung der regionalen Wertschöpfung setzte sich Univ.-Prof. Walter Scherrer auseinander. Neben einem gesunden Branchenmix gelte es auch, den richtigen Mix an internationaler Ausrichtung zu finden. Im Leitbildprojekt „Vordenken für Osttirol“ wird versucht, die bisherigen „Schwächen“ zu Stärken zu machen: die Unberührtheit von Natur- und Lebensräumen und der hohe Anteil an Nationalparksgebieten seien woanders kaum mehr zu finden.
Kritisch setzten sich Josef Mühlbachler von der Mühlviertler Alm und Josef Ober aus dem steirischen Vulkanland mit dem EU-Förderregime auseinander. Gleiche Eigenmittelerfordernisse ärmerer und reicherer Regionen führe zu unterschiedlichen Geschwindigkeiten. Tiefgreifende Entwicklungsprozesse bräuchten auch längere Förderungszeiträume: „In sechs Jahren kann man nicht viel bewirken!“
Zu einem Interview mit Geschäftsführer Georg Keuschnigg (vom 30. 10. 2013) geht es hier
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