Es gibt Wichtigers als Geld
Warum finanzieller Erfolg für Unternehmen zweitrangig werden soll, diskutiert eine Projektgruppe für "Mattsee 2020".
MATTSEE (grau). Über eine neue Wirtschaftsordnung, die das Gemeinwohl als oberste Priorität sieht, hat der Mattseer Christian Felber sein Buch "Die Gemeinwohl-Ökonomie" geschrieben. Die Thesen aus diesem Buch wurden nun zum Fundament einer Projektgruppe für "Mattsee 2020". Deren Leiter ist Christian Egger, er ist selbst Unternehmen und möchte, dass sich die Werte in der Wirtschaft verschieben. Dadurch soll Mattsee die erste "Gemeinwohl-Gemeinde" werden.
"Geld ist der einzige wesentliche Erfolgsfaktor. Wir wollen darauf hin arbeiten, dass der Erfolg an anderen Kriterien gemessen wird."
Interessenten hat die Gruppe unerwartet viele – schon zum ersten Treffen kamen 70 Mattseer. "Rund um uns herum sind Probleme und Krisen. Viele wünschen sich eine neue Wirtschaftsordnung, viele Fragen sich, ob sie persönlich etwas zu einer besseren Gesamtsituation beitragen können", sagt Egger. "Aber es ist schwierig, die Leute zusammenzubringen. Mit diesem Projekt können sie sich treffen und miteinander diskutieren."
Aktuell geht es nicht darum, Mattsee neu zu erfinden. Die Teilnehmer diskutieren miteinander, besprechen die Thesen aus Felbers Buch und besprechen individuelle Lebenssituationen und wie man diese verbessern könnte.
Bilanz ohne Finanzen
Im Zentrum der Arbeitsgruppe steht das Buch über die Gemeinwohlökonomie, an dem sich die für sie perfekte Wirtschaft orientieren soll. Die Gemeinwohl-Bilanz sollte wichtiger sein als die Finanzbilanz, der finanzielle Gewinn solle dazu dienen, dem neuen Unternehmenszweck, dem Beitrag zum allgemeinen Wohl, näher zu kommen. Im Gegenzug gäbe es dafür rechtliche Vorteile wie Steuervergünstigungen oder geringere Zölle. Statt des Wirtschaftswachstums soll die Verkleinerung der ökologischen Fußabdrücke angestrebt werden.
Auf der Arbeitnehmerseite schlägt die Gemeinwohl-Ökonomie ein "Freijahr" jedes zehnte Berufsjahr vor. Währenddessen gibt es ein Grundeinkommen, damit würde die Arbeitslosigkeit gesenkt werden. Insgesamt solle die Arbeitszeit schrittweise auf 33 Wochenstunden reduziert werden. In der Restzeit können man sich um die Familie kümmern, aber auch Gemeinwesenarbeit verrichten.
Vision oder Utopie?
Auf die Frage, wie er sich Mattsee im Jahr 2020 wünscht, sagt Egger: "Die Gemeinde setzt den ersten Schritt, indem sie Unternehmen dazu einlädt, die Gemeinwohl-Ökonomie anzunehmen. Dann lädt die Gemeinde die Region ein und so weiter!"
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