Kindergrundsicherung gefordert
SPÖ-Antrag soll die Kinderarmut abschaffen
Die SPÖ fordert mit einem kommenden Landtagsantrag eine Kindergrundsicherung im Land Salzburg, um der Kinderarmut auf politischer Ebene den Kampf anzusagen. "Sozial schwach ist eine Regierung, die nichts tut", prangert SPÖ-Sozialsprecherin Barbara Thöny an.
SALZBURG. Es sei eine politische Entscheidung, die Kinderarmut abzuschaffen, meint Barbara Thöny von der SPÖ und verweist auf das taugliche Mittel — die Kindergrundsicherung.

- Erich Fenninger erklärt: "Die Kindergrundsicherung ist vereinfacht gesagt, eine sozial gestaffelte ‚Familienbeihilfe‘. Statt der aktuellen Familienbeihilfe und dem Kinderabsetzbetrag, würden dann alle Kinder in Österreich 285 Euro monatlich bekommen. Geringverdienende mit bis zu 40.000 Euro Haushaltseinkommen pro Jahr, würden zusätzlich zu den 285 Euro, einen nach Einkommen gestaffelten Betrag erhalten."
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"Die Kindergrundsicherung wäre die Lösung auf einen Schlag ganz viel umzusetzen", ist sich die Sozialdemokratin sicher. Sie beruft sich damit auf ein Projekt, dass von der Volkshilfe Österreich bereits vor zwei Jahren zur Umsetzung kam.
Volkshilfe begleitete armutsbetroffene Familien
Zwei Jahre lang (von 2019 bis 2021) unterstützte die Volkshilfe diverse Familien mit zusätzlichem Geld und führte quasi ein Exempel auf Probe durch, wir berichteten hier:
Mit manchen Ergebnissen hatte man gerechnet, wie Volkshilfe-Österreich-Direktor Erich Fenninger erklärt. So wurde durch das Geld etwa eine Verbesserung des Wohnraums geschaffen und diverse Erkrankungen und Krankheitsbilder klangen nach einem halben Jahr ab.
"Aus den letzten Jahren intensiver Grundlagenforschung mit armutsbetroffenen Kindern wissen wir: Die Kindergrundsicherung wirkt. Belastungen und Schädigungen nehmen ab, Selbstvertrauen und Wohlbefinden nehmen zu, wenn armutsbetroffene Kinder eine regelmäßige finanzielle Unterstützung erhalten." Erich Fenninger
Überraschender war hingegen, dass die von Armut betroffenen Kinder durch die finanzielle Sicherheit fröhlicher wurden und mehr lachten. Und das lediglich durch kleine Ausgaben, wie "mal ins Freibad gehen" oder ein Eis zwischendurch.

- Psychosomatische Belastungen treten bei armutsbetroffenen Kindern und Jugendlichen besonders häufig auf, dazu zählen beispielsweise Kopf- und Bachschmerzen.
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Auch nach dem Projekt wurden die Familien von der Volkshilfe Österreich begleitet. Fenningers Fazit: die Familien gingen aus den zwei Jahren gestärkt hervor und seien resilient. Eltern würden mehr arbeiten und Kinder haben gelernt, sich als selbstwirksam zu erleben.
Antrag soll politischen Stein ins Rollen bringen
Mit dem Antrag will man die Salzburger Landesregierung auffordern, eine Kindergrundsicherung einzurichten, einen Masterplan zur Reduzierung und Prävention der Kinderarmut zu erarbeiten sowie gleichzeitig einen Monitorringprozess zu starten.

- "Kinder aus armutsgefährdeten Familien sind öfter krank, körperlich weniger fit oder leiden häufiger an psychosomatischen Symptomen wie verminderter Konzentrationsfähigkeit, erhöhter Müdigkeit, Nervosität oder depressivem Verhalten", informiert Barbara Thöny (rechts).
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Diese Erhebung sei laut Thöny insbesondere wichtig, um zu eruieren, in welchen Bezirken Armut vorherrsche und ob ein Stadt-Land-Gefälle bestehe. Ebenfalls fordert die Partei im Antrag, dass man eine Kampagne schaffe, die der Sensibilisierung und Bewusstseinsbildung in der breiten Bevölkerung über Armutsbetroffene Familien und Kindern diene.
Wie sich Kinderarmut auswirkt
Bei armutsbetroffenen Kindern und Jugendlichen sei das Geld stets präsent, wie Fenninger erklärt. Doch das Kind lerne Geld in Verbindung mit einem Mangel kennen. "Die Kinder leiden unter dem Druck und machen sich Sorgen um die Eltern", so Fenninger.

- Beim Pressegespräch heißt es: 25.000 Kinder und Jugendliche bis 24 sind in Salzburg armuts- und ausgrenzungsgefährdet
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Das würde sich mitunter auch darauf auswirken, dass sich von Armut betroffene Kinder im schulischen Bereich nicht entwickeln würden, denn armutsbetroffene Kinder würden ihre Wünsche, etwa eine Sportart oder ein Musikinstrument zu erlernen, nicht ausdrücken. Schließlich wissen sie, dass sie dadurch die Familie belasten würden. Dies hätte zur Folge, dass die Kinder keine Interessen entwickeln würden. "Wenn ein Kind und Jugendliche keine Interessen entwickeln, wird es interessenslos bleiben", sagt Fenninger.

- Rechnerisch würde die Kindergrundsicherung österreichweit 4,6 Mrd. Euro kosten, doch die Auswirkungen wären gesellschaftlich und wirtschaftlich gesehen mehr als positiv.
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Kinder und Jugendliche würden lernen, mit der Armut zu leben und diese später im Erwachsenenalter als gegeben hinzunehmen. Für Fenninger ein "Wahnsinn", würde man sich durch die Armut doch die "Arbeitslosen von morgen produzieren."
Über Kinderarmut bei der Info-Drehscheibe sprechen
"Wenn es einen selbst betrifft, dann redet man nicht darüber, dass es einen betrifft. Es ist ein Tabuthema", so Thöny.

- Erich Fenninger weiß: "Eine Kindergrundsicherung bringt Konsumrückflüsse, Ersparnisse im Bereich Kindergesundheit und auf lange Sicht höhere Beiträge und geringere Sozialausgaben in der nächsten Generation."
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Sie ist der Meinung, dass wenn die Menschen nicht darüber sprechen können, es ein Sprachrohr brauche. Dadurch dass die Sozialdemokraten die Petition der Volkshilfe zur Kindergrundsicherung unterstütze, sei sie viel mit der "Info-Drehscheibe" in den jeweiligen Bezirken unterwegs.

- SPÖ-Sozialsprecherin Barbara Thöny arbeitet seit über 20 Jahren im Sozialbereich.
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Hier gibt man den Menschen vor Ort die richtige Nummer und passende Anlaufstelle. "Wenn ich mit dem Zelt der Info-Drehscheibe unterwegs bin, habe ich immer einen Haufen Broschüren und Prospekte mit, von Einrichtungen und Hilfeleistungen, bei denen man etwas bekommen kann. Es ist schlicht und einfach und immer anonym."

- Erich Fenninger von der Volkshilfe Österreich und Barbara Thöny von der SPÖ setzen sich für die Kindergrundsicherung ein. Damit würden Armutsgefährte Familien mit bis zu 25.000 Euro Haushaltseinkommen (maximal) 872 Euro pro Kind bekommen.
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