"Österreich und Deutschland (VOLKSBANK) sind mitverantwortlich für die Krise"
FORMAT-Interview. Ferdinand Lacina über die Zypern-Rettung, die Besteuerung von Vermögen und die Schere zwischen Arm und Reich.
http://www.format.at/articles/1313/524/355685_s2/oesterreich-deutschland-krise
Lacina: Gier ist keine ausreichende Erklärung. Der Druck auf die Vorstände war einfach unheimlich groß. Wenn Sie früher in einer Bank gearbeitet haben und ein Konkurrent – sagen wir die jetzt notverstaatlichte Royal Bank of Scotland – hat 25 oder 27 Prozent Rentabilität auf das Eigenkapital ausgewiesen, gab es für den Vorstand nur folgende Möglichkeiten: Entweder er schwimmt mit, oder er ist seine Position schnell los, oder die Firma ist ein Übernahmekandidat. Es war das System, die Ethik spielte keine Rolle. Bei diesem System haben alle mitgemacht, auch der Herr Sorger. Diese beiden Ursachen – Moral Hazard und Shareholder-Value – haben dazu geführt, dass es zumindest eine Mitverantwortung in Deutschland und auch in Österreich für die jetzige Krise in Europa gibt. Das wird allerdings den wenigsten bewusst.
Lacina: Wahr ist, dass seit 30 Jahren die Unternehmenssteuern stark gesenkt worden sind. In Wirklichkeit hat jeder in Europa seine Steueroase gepflegt. Holland mit seinen Holding-Begünstigungen, Luxemburg mit seinen Fonds-Incentives, Österreich mit seinem Bankgeheimnis. Von Monaco, der Schweiz und Zypern ganz zu schweigen. Natürlich muss man Vermögen wieder stärker besteuern, allein schon zur Bekämpfung der Arbeitslosigkeit oder zur Finanzierung des zukünftigen Pflegeaufwands. Aber wir sind damit schon spät dran.
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