"Zugreifen, es wird teurer!"
Die Telefone im kleinen Köstendorfer Büro laufen heiß. Zwischen den Hörern und Computercharts sitzt Franz Vogl, Börsenmakler in Sachen Getreide. Der gelernte Müller weiß, wo man Premiumweizen bekommt, wann die Vorräte knapp und wann die Preise günstig sind.
Wenn Franz Vogl „Zugreifen, es wird teurer“ sagt, dann hat er einen Kunden an der Strippe, der sich über die neuesten Entwicklungen am Agrarmarkt erkundigt. Durch Franz Vogls Hände laufen tonnenweise Getreidekörner – am Papier, denn er lagert nicht, er vermittelt. Der Getreidegroßhändler liefert Brot- und Futtergetreide aus Österreich und den umliegenden Ländern nach Österreich, Deutschland und Italien. Vogls Arbeit besteht zu einem großen Teil aus der Marktbeobachtung. Er muss wissen, welches Korn wann zu welchem Preis erhältlich ist. Nicht nur die Erträge, auch die Situation an der Rohstoffbörse beeinflusst die Kosten. „Bis 2008 gab es immer Getreideüberschüsse. Da forderte die EU eine zehnprozentige Flächenstilllegung. Das bedeutete, jeder Getreidebauer durfte zehn Prozent seiner Anbauflächen nicht nutzen. 2009 wurde dies wieder aufgehoben. Das überschüssige Getreide wurde gekauft und eingelagert. Diese Vorräte wurden jetzt aufgebraucht. Bei Einlagerung kostete eine Tonne Gerste zum Beispiel 101 Euro. Mittlerweile, nach drei Jahren, ist der Preis bei 195 Euro“, erklärt der Experte.
Premiumweizen und Popcornmais
An einem normalen Arbeitstag versucht Vogl, die gewünschte Getreideart und -qualität für seine Kunden zu beschaffen. Gleichzeitig bekommt er Angebote von Verkäufern und wenn die ins Profil seiner Kunden passen, schlägt der Großhändler zu.Viele dieser Kunden sind Mühlen, die beste Qualität zum Brotbacken brauchen. Vogl verkauft aber auch Futtergetreide oder Popcornmais. Je nach Kundenwunsch organisiert der Händler Verkauf und Transport. „Wenn ich jetzt Getreide zum Tagespreis kaufe und die Lieferung erst im September will, kann es sein, dass der Lieferant die gewünschte Qualität nicht hat. Man weiß ja noch nicht, wie die Ernte sein wird. Dann muss der Lieferant selbst woanders einkaufen.“
Mit Getreide Geld verdienen
2009 war die Ernte gut, aber ein Jahr später so schlecht, dass Russland seine Exporte gesperrt hat. Das führte zu einer Preissteigerung. „Bei solchen Preisausschlägen, wenn es auf und ab geht, dann ist an der Getreidebörse Geld zu verdienen. Das ist allerdings reiner Papierhandel. Die vorhandene Menge an Getreide wird zum Teil 20 Mal gehandelt.“ So genannte Leerkäufe passieren, wenn der Käufer kauft, aber keine Ware bekommt. Zum Lieferzeitpunkt hat er das bestellte Getreide schon längst wieder weiter verkauft. Am Markt fehlt die Ware aber theoretisch und das treibt den Preis nach oben. „Diese Leerverkäufe bringen den Markt durcheinander“, sagt Vogl. „Im Moment ist das Getreide sehr teuer, die Vorräte aus 2010 sind fast aufgebraucht.“
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