Sandsäcke gefüllt statt Uni besucht
FREISTADT. Eva Stadler ist gerne unterwegs. Sie mag es, andere Länder und andere Kulturen kennenzulernen. Für sie war es keine Frage, das dritte Semester ihres Studiums Exportorientiertes Management, das sie an der IMC Fachhochschule Krems belegt, im Ausland zu verbringen. Dreieinhalb Monate an der Mahidol University in Bangkok so lautete der Plan. Ihren 21. Geburtstag am 28. November wollte sie eigentlich in Thailand feiern. Doch daraus wurde nichts. Das Fest in Thailand ist buchstäblich ins Wasser gefallen. Die Hauptstadt wurde und wird nach wie vor von einer schlimmen Flut heimgesucht. Zunächst haben sie gesagt, die Uni werde bis 24. Oktober gesperrt, danach bis 31. Oktober und schließlich wurde sie als Evakuierungszentrum verwendet, berichtet Stadler. An ein normales Studieren war von da an nicht mehr zu denken.
Doch anders als viele ihrer ausländischen Kollegen und Kolleginnen trat die junge Freistädterin nicht die Flucht vor der Flut an. Zum einen, weil sie noch immer ein bisschen gehofft hatte, dass es irgendwie weitergeht, und zum anderen, weil es nicht ihre Art ist, Hals über Kopf davonzulaufen. Sie machte sich schlau, wo sie sich nützlich machen könnte und landete beim Abfüllen von Sandsäcken. Als die Thailänder gesehen habe, dass ich da mithelfe, haben sie spontan applaudiert das hat mich irrsinnig gefreut, sagt Stadler. Die Sandsäcke wurden dann mit Lkw in die betroffenen Gebiete gebracht. Erstaunt hat sie die Gelassenheit, mit der die Einheimischen der Überschwemmung begegnen: In Hysterie sind nur wir Europäer ausgebrochen.
Erst als ihr ein Professor schließlich sagte, dass er befürchte, dass die Wassermassen immer mehr werden würden, packte Eva Stadler ihre Koffer und reiste zuerst nach Kuala Lumpur und dann heim nach Österreich. Ich fürchtete, dass die Uni ganz geschlossen bleibt und das Semester gestrichen wird. Eine richtige Vermutung: Mittlerweile ist die Uni nicht einmal mehr ein Evakuierungszentrum, weil die Lage viel zu gefährlich ist.
Während des Aufenthaltes in Asien war Stadler ständig in Verbindung mit der IMC Fachhochschule Krems. Denn es galt natürlich abzuklären, inwieweit ihr das wegen höherer Gewalt unerwartet verkürzte Studium angerechnet werden kann. Krems kommt mir in jeder Hinsicht entgegen. Ich kann alle Prüfungen nachmachen. Thailand war für mich also keine verlorene Zeit, sondern eine sehr wertvolle Erfahrung. Eva Stadlers Reiselust ist trotz der jüngsten Erlebnisse ungebrochen. Im vierten Semester steht ein Pflichtpraktikum auf dem Programm. Sie hat sich für Spanien entschieden. Klingt eindeutig weniger nach Regen, schmunzelt sie.
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