Georg Witzmann
Ein Landarzt aus Passion geht in Pension

- Georg Witzmann, einer der letzten klassischen Landärzte.
- Foto: Witzmann
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Morgen, Freitag, 28. März, versieht Georg Witzmann seinen letzten Dienst. Der 67-Jährige war insgesamt 38 Jahre lang als Gemeindearzt von Neumarkt im Mühlkreis tätig. Seine Nachfolger sind Christian Strießnig und Christoph Papula.
NEUMARKT. „Wir Patienten haben ihn fit gehalten“, sagt ein älterer Neumarkter, der gerade die Ordination von Georg Witzmann verlässt. Das mag ein Teil der Wahrheit sein. Warum Georg Witzmann mit 67 Jahren noch immer so jugendlich wirkt und fit wie ein Turnschuh ist, hat aber auch einen triftigeren Grund: Er ist praktisch ständig in Bewegung – sei es am Golfplatz, am Fahrrad, auf den Langlaufskiern, beim Volleyball oder bei der Gartenarbeit. „Aktivitäten mit einem Ziel freuen mich offen gesagt mehr als spazieren zu gehen“, sagt Witzmann am Vortag seines letzten Arbeitstages.
Mit dem Vater auf Visite
Die Liebe und Leidenschaft zur Medizin wurden schon im kleinen Georg geweckt. Sein Vater Franz, Gemeindearzt in Neumarkt von 1953 bis 1987, nahm ihn immer wieder mit zu Visiten. Abgelegene Gehöfte waren in den 1960er Jahren im Winter oft unzugänglich. „Wir fuhren mit dem Jeep meines Vaters zu einem bestimmten Treffpunkt, an dem uns dann die Bauern mit den Pferdeschlitten abholten, um zu den Patienten zu gelangen.“ Der Vater schnappte sich manchmal auch den Rucksack und legte weite Fußmärsche durch den tiefen Schnee zurück, um dorthin zu kommen, wo er dringend gebraucht wurde.
Quantensprung für die Lebensqualität
Auch Georg Witzmann war in den ersten zehn Jahren seines Daseins als Gemeindearzt von Neumarkt quasi rund um die Uhr im Einsatz. Eine Verbesserung trat Ende der 1990er Jahre ein, als es zu einer Sprengellösung kam und er sich mit den vier Kassenärzten in Freistadt zusammenschloss. Witzmann bezeichnet diese Kooperation als „Quantensprung" für seine Lebensqualität.
Stets am aktuellen Stand des Wissens
Zusammenarbeit war für den verheirateten Vater von drei Kindern und Opa fünf Enkelkindern immer das oberste Credo. Seine Ordination in der Salzstraße war schon bald eine Lehrpraxis für die Ausbildung von Allgemeinmedizinern. „Das Engagement und die Neugier dieser jungen Ärztinnen und Ärzte waren eine Freude für mein Team und mich. Sie brachten aktuelles Wissen aus dem Krankenhausbereich in die Ordination und für mich war das natürlich ein Auftrag, Medizin stets auf dem aktuellen Stand des Wissens anzubieten.“
Qualitätszirkel und Gruppenpraxis
Vor rund 30 Jahren gründete Witzmann gemeinsam mit anderen Kollegen den ersten „Qualitätszirkel im niedergelassenen Bereich“ in ganz Oberösterreich. Zu ihren privaten Treffen luden die Mediziner immer wieder Fachärzte ein und hatten so die Gelegenheit, über den Horizont der eigenen Tätigkeit hinauszublicken. 2011 gründete Witzmann gemeinsam mit Doris Oberhammer, die heute in Grünbach tätig ist, eine Gruppenpraxis. Damals wurde die Ordination erweitert und modernisiert. Die zusätzlichen Therapieräume werden seither von zwei Physiotherapeuten und einer Heilmasseurin genutzt.
Einzelkämpfertum nicht mehr zeitgemäß
Bereits vor zwei Jahren hat Georg Witzmann mit der Gesundheitskasse und der Ärztekammer die Fortführung der Praxis durch seinen mehrjährigen Vertretungsarzt Christian Strießnig vereinbart. „Eine Ideallösung für Neumarkt“, betont Witzmann. Dass Strießnig gemeinsam mit Christoph Papula eine Praxisgemeinschaft bildet, hält er für sehr gescheit: „Das Einzelkämpfertum ist nicht mehr zeitgemäß.“
Letzte Landarzt-Generation
Georg Witzmann, seit Neuestem Ehrenringträger der Gemeinde Neumarkt, gehört wahrscheinlich zur letzten Generation von klassischen Landärzten. Als Gemeindearzt übte er nicht nur seinen Beruf professionell aus, sondern engagierte sich auch im gesellschaftlichen Leben in Neumarkt. So war er zum Beispiel drei Jahre lang Obmann der Union Neumarkt und mehr als zwei Jahrzehnte Arbeitskreisleiter der „Gesunden Gemeinde“. Die Beziehung zu seinen Patienten war eng, vertraut und intensiv. Man kennt die Eltern, die Geschwister und die gesamten Familienverhältnisse. Das hat auch im medizinischen Bereich Vorteile: „Wenn ich weiß, dass der Vater schon eine Herzkreislauf-Problematik hatte, kann man bei bestimmten Erkrankungsmerkmalen des Sohnes schon früh ein Risiko-Screening anwenden.“


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