Fraustadt Freistadt ruft Frauen auf
"Erzählt uns eure Geschichten“

Die Aktionsgruppe "Fraustadt Freistadt" lädt Frauen dazu ein, ihre persönlichen Geschichten zu erzählen. Von links: Heidemarie Pöschko, Elvira Fleischanderl, Kornelia Wernitznig, Petra Raffaseder, Christa Oberfichtner, Hedwig Hofstadler, Barbara Tröls, Christine Lasinger. | Foto: Alexandra Grill
  • Die Aktionsgruppe "Fraustadt Freistadt" lädt Frauen dazu ein, ihre persönlichen Geschichten zu erzählen. Von links: Heidemarie Pöschko, Elvira Fleischanderl, Kornelia Wernitznig, Petra Raffaseder, Christa Oberfichtner, Hedwig Hofstadler, Barbara Tröls, Christine Lasinger.
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Zum gestrigen Weltfrauentag kündigten die acht engagierten Frauen an, dass es eine Fortsetzung von Fraustadt im Juni geben wird und mehr als das. Fraustadt soll zu einer langfristigen Institution und Marke werden. Dass eine solche mehr als notwendig ist, zeigt das vergangene Corona-Jahr mehr als deutlich.

FREISTADT. 20 Punkte eines umfangreichen und abwechslungsreichen Programms konnte die Aktionsgruppe Fraustadt Freistadt im März des Vorjahres planmäßig veranstalten. Dann kam Corona. Nach einem Jahr Pandemie zeigt sich, wie wichtig Aktionen und Initiativen wie Fraustadt gerade jetzt sind.  

Gewalt an Frauen nahm deutlich zu

"Eigentlich ist es traurig, dass wir den Weltfrauentag in der heutigen Zeit noch brauchen", betont Conny Wernitznig, eine der Initiatorinnen des Leader-geförderten Projekts, das im Rahmen des Stadtjubiläums im Vorjahr ins Leben gerufen wurde. "Die Krise hat die Situation für viele Frauen massiv verschlechtert und viele Probleme deutlich aufgezeigt." Wie sehr die Corona-Zeit Frauen belastet, weiß Christine Lasinger aus ihrer beruflichen Tätigkeit als Leiterin der Frauenberatungsstelle Babsi in Freistadt:

„Die Corona-Krise hat uns deutlich gezeigt, welcher enormen Mehrfachbelastung Frauen ausgesetzt sind. Selbst gut organisierte Familien sind an der Belastungsgrenze. Persönliche sowie berufliche Sorgen und Ängste der Frauen nehmen zu. Alleinerziehende Mütter haben es oft besonders schwer."

Im vergangenen Jahr hat vor allem auch die häusliche Gewalt zugenommen. Zum Schutz von Frauen und Kindern stiegen in Oberösterreich die Wegweisungen von Männern aus der gemeinsamen Wohnung um 20 Prozent. "Die Übergriffe sind im Corona-Jahr heftiger und brutaler geworden, was zum Teil auch Corona bedingt ist“, sagt Lasinger. In Freistadt gibt es deshalb eine eigene Übergangswohnung für Frauen in Not, die die Stadtgemeinde gemeinsam mit Babsi zur Verfügung stellt. 

Chancengleichheit und Gleichberechtigung aktueller denn je

Von Chancengleichheit und Gleichberechtigung sind wir auch im Jahr 2021 noch weit entfernt. Die Einkommensschere zwischen Männern und Frauen ist nach wie vor groß. Vollzeitbeschäftigte Frauen verdienen im Schnitt 18 Prozent weniger als männliche Kollegen und sind noch immer deutlich seltener in Führungspositionen anzutreffen. Unbezahlte Arbeit wie Kinderbetreuung und Pflege sind weiterhin vorwiegend "Frauenangelegenheiten". Fehlende Pensionsjahre führen vor allem bei Frauen oft zu Altersarmut. "Es ist an vielen Ecken noch sehr viel zu tun", betont Heidi Pöschko. "Wir müssen jetzt aktiv gegensteuern und vor allem jungen Frauen ermutigen, für sich einzustehen. "

Frauen eingeladen, ihre Geschichten zu erzählen

Aus diesem Grund hat die Aktionsgruppe nun das Projekt "Frauen und Corona – erzähl uns deine Geschichte“ gestartet. Fraustadt lädt ein, den vielfach publizierten Zahlen und Expertenmeinungen konkrete Bilder und Eindrücke aus dem Leben der Frauen in der Region Freistadt folgen zu lassen. Dazu werden Frauen gebeten, ihre Erfahrungen aus der Corona-Zeit niederzuschreiben und diese entweder bis Ende Mai in die am Hauptplatz Freistadt an Bäumen aufgehängten roten Briefkästen abzugeben oder per Mail an office@fraustadt-freistadt.at zu senden. „Wir wollen Auszüge aus diesen Geschichten beispielhaft und anonymisiert auf der Fraustadt-Webseite veröffentlichen. Sie sollen Basis für die Diskussionen in den nächsten Frauen-Salons sein“, erklärt die Sprecherin der Aktionsgruppe, Hedwig Hofstadler.

Juni wird zum "Fraustadt-Monat 2.0"

Im Juni soll es dann eine Fortsetzung des "Fraustadt-Monat" geben. Der Auftakt wird am Donnerstag, 27. Mai, um 17 Uhr, mit der Präsentation der ersten Frauen-Geschichtsblätter in Freistadt gefeiert. Danach sollen einige Veranstaltungen und Aktionen folgen, die aufgrund der Covid-Krise im März 2020 nicht mehr umgesetzt werden konnten, wie die Frauensalons oder eine Unternehmerinnen-Roas. Mit Kino und Kabarett gibt es dazu auch ein kulturelles Rahmenprogramm. Den Schlusspunkt des Projekts „Fraustadt-Monat“ setzt ein großer Frauen-Salon, zu dem ganz unterschiedliche Gesprächspartnerinnen aus Wirtschaft, Politik und Gesellschaft erwartet werden.

"Wir sehen es als Notwendigkeit, die Fraustadt weiterzuführen und sind zuversichtlich, dass die Veranstaltungen stattfinden können, zumal vieles draußen passieren wird und der Veranstaltungsbetrieb im kleinen Rahmen ab Mai langsam wieder aufgenommen werden soll",

so Hofstadler abschließend. 

Nähere Informationen: fraustadt-freistadt.at
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Sind Frauen die Verliererinnen der Krise? 
Zahlen, Fakten, Daten nach einem Jahr Corona

Gewalt gegen Frauen und Kinder steigt und steigt...

  • 2020 betreute das Gewaltschutzzentrum OÖ um acht Prozent mehr Frauen als im Jahr davor. 
  • 24 Frauen wurden im Jahr 2020 ermordet, vier bereits im Jahr 2021 (Stand 3. März). 
Damit ist Österreich trauriger Spitzenreiter im EU-Vergleich. 
  • 2020 hatte die Polizei in OÖ fast 1.600 Einsätze wegen häuslicher Gewalt. 2.040 Betretungs- und Annäherungsverbote wurden ausgesprochen, um ein Vielfaches mehr als im Vorjahr.

  • 2019 gab es 1279 Gefährder, 2020 waren es bereits 1614, was einer Steigerung von gut 
20 Prozent entspricht. 

  • Auch die Gewalt von Eltern gegen Kinder nahm zu: 2019 hatte OÖ 272 Fälle zu 
verzeichnen, 2020 waren es 405, die Aggressoren waren vielfach männlich. 

  • Die Klientel der Gewaltschutzzentren ist zu 80 Prozent weiblich, zu 20 Prozent 
männlich, aber auch hier wird die Aggression von Männern ausgeübt. 


Frauen arbeiten (noch öfter) unbezahlt und sind Armuts-gefährdet 


  • Die zum größeren Teil von Frauen erledigte unbezahlte Arbeit ist während Corona deutlich mehr geworden. 

  • Mehr Frauen als Männer haben wegen Homeschooling und Kinderbetreuung seit Beginn der Corona-Pandemie ihre bezahlte Arbeitszeit reduziert, was ihre finanzielle Zukunft gefährdet. 

  • Branchen mit einem hohen Frauenanteil wie Gastronomie oder der Dienstleistungssektor sind besonders von Arbeitslosigkeit betroffen. Außerdem werden Teilzeitkräfte und atypisch Beschäftigte oft zuerst gekündet, was ebenfalls wiederum stärker Frauen betrifft. 


Corona hat negative Auswirkungen auf Gleichstellung

  • 14 Prozent der in einer Studie befragten weiblichen Führungskräfte gehen davon aus, dass sich die Karrierechancen für Frauen aufgrund von Covid-19 verschlechtert haben. Nur zwei Prozent der männlichen Befragten sehen diese Gefahr für sich
  • 38 Prozent der Frauen gehen von negativen Auswirkungen auf die Gleichstellung von Frauen und Männern aus. Vor allem Frauen zwischen 16 und 29 Jahren sind häufiger davon überzeugt. Gründe dafür liegen in der vermehrten Verantwortung bei Kinderbetreuung und Homeschooling sowie bei Mehrfachbelastungen und schwierigeren Bedingungen am Arbeitsmarkt.


Quelle: Fraustadt Freistadt präsentiert in einer Presseaussendung verschiedene Studien und Statistiken der APA, im Standard, des Forschungsinstituts Imas, etc.
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