40 Tage rauchfrei
Gastro im Bezirk Freistadt kämpft mit Umsatzeinbußen

Viele Lokale haben eine Raucherecke mit Heizstrahler eingerichtet, um es den Rauchern im Freien halbwegs gemütlich zu machen.  | Foto: Fotolia/Marcito
  • Viele Lokale haben eine Raucherecke mit Heizstrahler eingerichtet, um es den Rauchern im Freien halbwegs gemütlich zu machen.
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Kommentar: über Gewinner und Verlierer

Es hat in den letzten Wochen und Monaten sowohl bei Rauchern als auch bei Wirten und Lokalbesitzern für viel Aufregung gesorgt – das Nichtrauchergesetz, das sich nun endgültig durchgesetzt hat. Nach 25 Jahren der Diskussion und intensivem politischen Hickhack ist seit 1. November wirklich Schluss mit dem Rauchen in Gastronomiebetrieben. Das neue Gesetz soll sich vor allem positiv auf die Gesundheit der Gäste und der Angestellten auswirken. Doch welchen Einfluss hat es auf den Umsatz der Wirte? Das Gasthaus Ochsenwirt in Neumarkt ist schon seit mehr als zwei Jahren völlig rauchfrei, weshalb sich für Wirt Johannes Gstöttenbauer in den vergangenen 40 Tagen nichts verändert hat. Völlig anders ist die Situation im Café Auszeit in Freistadt. Dort wurde bis zuletzt von morgens bis abends gerne und viel gequalmt.

Nachtlokale, Cafés und Trafiken sind vom seit 40 Tagen gültigen Rauchverbot besonders betroffen.

BEZIRK FREISTADT. „Was absehbar war, das ist eingetreten“, sagt Ewald Pumsenberger, der in der Tragweiner Straße in Pregarten eine Trafik betreibt. „Die Umsätze bei meinen Gastronomiekunden sind drastisch eingebrochen.“ Auch der Detailverkauf an Einzelkunden, die gerne die Gastronomie besuchten, ist stark zurückgegangen. Generell schätzt Pumsenberger sein Minus auf rund zehn Prozent. 

Besonders betroffen vom Rauchverbot in der Gastronomie sind Cafés, Bars und Nachtlokale. Eines davon ist die Acanto-Bar am Freistädter Hauptplatz. Die Cocktailbar war aufgrund der geringen Grundfläche bisher ein reines Raucherlokal. „Die Umstellung auf rauchfrei passierte ganz von selbst“, sagt Acanto-Chef Stefan Haneder. „Nachdem das Thema in den Medien so präsent gewesen ist, war für alle Gäste klar, was zu tun ist.“ Ob es gravierende Umsatzeinbußen gibt, kann der gebürtige St. Oswalder noch nicht einschätzen. „Jene Gäste, die unter der Woche auf einen Drink und eine Zigarette kamen, bleiben jetzt aus. Am Wochenende ist unsere Bar aber weiterhin sehr gut besucht.“

Ein Drittel weniger Umsatz

Anders beschreibt die Situation Siegfried Freudenthaler, Inhaber des Café Auszeit in Freistadt. Er hat seit Inkrafttreten der Gesetzesnovelle um ein Drittel weniger Umsatz gemacht. Das Café war ein sehr beliebtes Raucherlokal. 70 Prozent aller Gäste haben geraucht. Das Lokal war auch abends – sowohl unter der Woche als auch am Wochenende – immer gut besucht. "Tagsüber merkt man wenig Veränderung", sagt Freudenthaler. "Abends wird jedoch deutlich weniger konsumiert. Viele kommen gar nicht mehr oder trinken weniger. Für größere Gruppen ist es einfach ungemütlich, wenn ständig die Hälfte zum Rauchen rausläuft." Vor dem Lokal hat der 44-Jährige Sitzgelegenheiten und einen Heizstrahler aufgestellt. Der Strahler fresse zwar jede Menge Strom, aber damit sei es für die Gäste im Winter halbwegs erträglich. In den Augen des Freistädters, der vor neun Jahren die Auszeit extra umgebaut und verkleinert hatte, werden die heimischen Gastronomen durch das neue Gesetz entmündigt: "Wir hatten ein System, das hervorragend funktionierte. Sowohl Gäste als auch Kellner konnten es sich aussuchen, ob sie in ein Raucherlokal gehen oder darin arbeiten wollen oder eben nicht." Seine Kellnerin Helga Maurer ist Nichtraucherin. Sie habe es nie gestört, dass geraucht wurde, findet es jedoch schade, dass jetzt deutlich weniger los ist. "Kontrolle gab es bisher noch keine. Die Gäste halten sich aber auch alle brav an das Rauchverbot", sagt Maurer.

Rauchfrei seit 2017

Deutlich weniger trifft das Nichtrauchergesetz Restaurants beziehungsweise Speiselokale. Beim Ochsenwirt in Neumarkt sind die Glimmstängel seit 1. Oktober 2017 aus dem Lokal verbannt. „Damals hat es geheißen, dass das generelle Rauchverbot bald kommen soll“, sagt Gastwirt Johannes Gstöttenbauer. „Doch danach hat es die schwarz-blaue Regierung wieder gekippt.“ Dennoch blieb der 51-Jährige bei seiner einmal eingeschlagenen Linie. Eine Entscheidung, die er nicht bereut. „Es gab zwar Umsatzeinbußen, was den Bier- und Weinkonsum betrifft, gleichzeitig konnte der Umsatz, der durch die Küche hervorgerufen wird, erhöht werden.“ Und jene Gäste, die sich Ausweichlokale gesucht haben, kommen nach und nach zurück. „Ich profitiere davon, dass die Spielregeln seit 1. November 2019 für alle gleich sind.“ Eine richtige Alternative für Raucher hat Gstöttenbauer noch nicht gefunden. „Aber sobald die Wildbüffet-Saison vorbei ist, wird es im Hof wieder die Gelegenheit geben, zu rauchen.“

Zur Sache - Rauchverbot

Ob das Nichtrauchergesetz eingehalten wird, kontrolliert die Abteilung für Sanitätsrecht der Bezirkshauptmannschaft (BH) Freistadt. Kontrollen hat die BH Freistadt jedoch noch keine durchgeführt. Bis dato wurden der BH auch keine konkreten Anzeigen vorgelegt. Laut Aussage von Bezirkshauptfrau Andrea Außerweger gab es nur eine allgemeine Beschwerde gegen ein Lokal. Der Betriebsinhaber wurde vorgeladen und belehrt. Er zeigte sich sehr einsichtig. Darüber hinaus sind vereinzelt Lärmbeschwerden gemeldet worden.
Bei Nichteinhaltung des Nichtrauchergesetzes können Gastronomiebetreiber mit Strafen bis zu 2.000 Euro belangt werden, im Wiederholungsfall sogar mit bis zu 10.000 Euro. Rauchern, die sich nicht an das Gesetz halten, drohen Strafen bis 100 Euro, im Wiederholungsfall bis 1.000 Euro.

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