Bezirk Freistadt braucht mehr Direktvermarkter
BEZIRK FREISTADT (rw). Regionale Produkte erfreuen sich immer größerer Beliebtheit. Laut einer Marktstudie kaufen bereits 21 Prozent der Konsumenten regelmäßig beim Bauern ein. Einziges Problem: Das Angebot kommt mit der Nachfrage nicht mehr mit.
Uns fehlen in vielen Bereichen Direktvermarkter, sagt der Dienststellenleiter der Bezirksbauernkammer Freistadt, Johann Hahn. Es gibt zahlreiche Produkte mit geringem Angebot, wo wir die Nachfrage einfach nicht decken können. Der typische Mühlviertler Selchspeck ist darunter oder Brot und Mehlspeisen. Auch an Milchprodukten, insbesondere Käse, herrscht ein Mangel genauso wie bei Halbfertigprodukten (Knödel oder Strudel zum Fertigkochen). Warum das so ist? Manche Produkte wie Marmeladen, Essiggemüse oder Säfte sind sehr zeitaufwendig in der Erzeugung und bringen erst bei größerer Produktion ein entsprechendes Einkommen, sagt Hahn. Bei Milchprodukten wiederum ist der Stundenlohn im Vergleich zu den Fleischverarbeitungsprodukten geringer. Der Stundenlohn kann erst durch entsprechende Verarbeitungstiefe gesteigert werden, was allerdings einen Mehraufwand an Arbeitszeit in der Produktion und Investitionskosten für Verarbeitungs- und Reiferäume mit sich bringt. Bei einem Einstieg in die Speckproduktion bedarf es in der Regel ohnehin einer gesamtbetrieblichen Umstellung zum Beispiel von Rinder- auf Schweinehaltung.
Es gibt also einige Gründe, die dagegensprechen, in die Direktvermarktung einzusteigen. Viel mehr sprechen jedoch dafür: Arbeitsplatzsicherung am Bauernhof, zusätzliches Einkommen, freie Arbeitseinteilung und gute Vereinbarung zwischen Beruf und Familie. Alles in allem ist die Direktvermarktung eine große Chance für kleinere und mittlere Betriebe, sagt Margit Graser, Beraterin für Direktvermarktung der Bezirksbauernkammer Freistadt. Sie berät Interessenten, die in die Direktvermarktung einsteigen wollen, über alle möglichen Facetten von den rechtlichen Rahmenbedingungen über betriebliche Anforderungen bis hin zu Preiskalkulationen. Interessant: Besonders erfolgreiche Direktvermarkter haben sehr oft eine außerlandwirtschaftliche Ausbildung als Verkäufer, Konditor, Bäcker oder Fleischhauer. Sie setzen ihr erworbenes Know-how perfekt um, sagt Graser, die besonders stolz auf die hohe Qualität der Produkte der 124 Direktvermarkter im Bezirk Freistadt ist. Wenn das nicht so wäre, hätten wir bestimmt keine so große Nachfrage.
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