LEHRE MIT ZUKUNFT
Lehrlingsausbildung kämpft mit schlechtem Image
Obwohl sich Initiativen wie die Plattform meinjob-freistadt.at und Projekte wie die Mühlviertler Lehrlingsakademie bereits sichtlich bezahlt machen (mit 8,9 Prozent Lehrlingsanfängern im Jahr 2019 ist der Bezirk Freistadt OÖ-weit mit großem Abstand an der Spitze), kämpfen die heimischen Betriebe weiterhin händeringend um Lehrlinge.
BEZIRK FREISTADT. "Immer mehr Jugendliche besuchen eine weiterführende Schule", begründet Martin Eder, stellvertretender Geschäftsstellenleiter des Arbeitsmarktservice (AMS) Freistadt, die schwierige Situation am Lehrlingsmarkt. Gerade jetzt seien es außerdem eher geburtenschwache Jahrgänge, die zwischen schulischer und beruflicher Ausbildung entscheiden müssen. Dazu kommt, dass das Lehrstellenangebot der regionalen Wirtschaft in den letzten Jahren stark gestiegen ist.
Auspendler sind große Herausforderung
Aktuell stehen im Bezirk Freistadt 218 Lehrstellen zur Verfügung, die entweder sofort, oder spätestens mit Herbst 2020 zu besetzen sind. 411 Jugendliche waren 2019 für eine Lehrstellensuche beim AMS registriert. Es gab insgesamt 326 offene Lehrstellen. Diese Zahlen untermauern die Tatsache, dass der Bedarf im Bezirk groß ist und Lehrlinge dringend gesucht werden. Bestechend ist vor allem die große Vielfalt der angebotenen Lehrberufe im Bezirk. "Die Betriebe in der Region kämpfen noch immer mit massiver Konkurrenz aus dem Zentralraum", so Eder. "Immer mehr Firmen versuchen deshalb, Lehrlinge mit großzügigen Prämien und Vorzügen für eine Anstellung zu begeistern. Große Leitbetriebe sind damit sehr erfolgreich."
Schule gegen Unternehmen
Auch weil Schulen intensiv um jeden Jugendlichen kämpfen, wird es für Unternehmer zusehends schwieriger, geeignete Lehrlinge für ihre Firma zu begeistern – vor allem, weil die Lehre nach wie vor mit mangelndem Image zu kämpfen hat. Zu Unrecht, denn die Lehrlingsausbildung heute unterscheidet sich deutlich von früher. Lehrlinge von heute sind als Fachkräfte der Zukunft sehr gefragt und dementsprechend umworben. "Die Interessensvertretung der Wirtschaft bemüht sich schon jahrelang um eine Imagekorrektur der Lehrausbildung", meint Eder. "Ein großer Teil des Fachkräftemangels könnte durch Lehrabsolventen abgedeckt werden."
Top Jobperspektiven für Lehrlinge
Dass es nicht entweder Schule oder Lehre sein muss, zeigen Modelle wie "Lehre mit Matura" oder verkürzte Lehrzeiten und höhere Lehrlingsentschädigungen für AHS-Absolventen. Auch Schulabbrecher höherer Schulen sind bei Lehrbetrieben gern gesehen. "Hier gibt es attraktive Angebote, die dafür sorgen, dass die Lehre in der Gesellschaft als zukunftsorientierte Ausbildung wahrgenommen wird. Die Zuwächse der Beschäftigtenzahlen liegen eindeutig bei den Fachkräften und somit sind die zukünftigen Jobaussichten für Lehrabsolventen weiterhin sehr günstig", erklärt Eder.
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