Lichtschalter gegen dunkle Traurigkeit
BEZIRK. Wenn die Tage kürzer werden, und die Dunkelheit länger dauert, schlägt das vielen aufs Gemüt. Dieser Zustand kann sich zu einem Leiden steigern, das unter „Winterdepression“ bekannt ist. Abhilfe schafft vor allem eines: Licht.
Alltag in einer psychiatrischen Aufnahme: die Tage werden kürzer, die Warteschlangen dafür umso länger. Keine Spur mehr von der Leichtigkeit des Sommers. Es überwiegt die Schwermut. Ursache ist schlicht der Mangel an Licht: der Körper produziert weniger des Glückshormons Serotonin und gleichzeitig steigt der Melatonin-Spiegel.
„Die Winterdepression ist aus psychiatrischer Sicht keine eigenständige Diagnose, sondern lediglich eine besondere Verlaufsform unter den Depressionen“, erklärt Oberarzt Dieter Hagmüller, von der Psychiatrischen Tagesklinik am LKH Freistadt. „Aufklärung kann bei den Betroffenen zu einer Entlastung führen.“ Denn die saisonal abhängige Depression (SAD) unterscheidet sich ganz wesentlich von einer „typischen Depression“. Solche atypischen Symptome sind: Verlängerung der Schlafdauer, erschwertes morgendliches Erwachen, eine Steigerung des Appetits (mit auffälligem Kohlehydratheißhunger) und oft daraus resultierender Gewichtszunahme. Ganz im Gegenteil dazu kämpft ein an Depressionen erkrankter Patient mit Appetitabnahme und Gewichtsverlust und meist mit einer allgemein verkürzten Schlafdauer mit massiven Störungen. In beiden Fällen jedoch klagen die Betroffenen unter einem allgemeinen Energieverlust, erhöhter Reizbarkeit und Angst.
Die SAD klingt im Frühjahr wieder vollständig ab, selbst bei schwerer Ausprägung. Interessant ist, dass vor allem Frauen (zwei Drittel) darunter leiden und hier wiederum vor allem jüngere Frauen. In manchen Fällen können Medikamente zur Therapie Sinn machen. In leichteren Fällen hat sich auch Johanniskraut als wirksam erwiesen. „Auch wenn es nicht die alleinige Ursache ist, der Zusammenhang mit Licht scheint offensichtlich. Daher setzt die Lichttherapie direkt bei der Entstehung der Erkrankung an“, sagt Oberarzt Hagmüller. Verwendet werden dazu spezielle Lampen, die das gesamte Spektrum mit einer Beleuchtungsstärke von 2.500 bis 10.000 Lux ausstrahlen.
Die Lichttherapie zeichnet sich durch ihr besonders gutes und vor allem rasches Wirken aus. Bereits nach drei bis vier Anwendungstagen fühlen sich die Betroffenen bereits besser. Bei einem Gerät mit einer Beleuchtungsstärke von 10.000 Lux reicht eine 30-minütige Behandlung täglich, vorzugsweise in den Morgenstunden. Die Lichttherapie kann leicht neben alltäglichen Tätigkeiten wie Haus- oder Schreibarbeit angewandt werden. „Es ist lediglich darauf zu achten, jede Minute für einige Sekunden lang direkt ins Licht zu sehen“, rät der Spezialist.
Doppelt empfehlenswert wäre natürlich „Lichttherapie“ in seiner ursprünglichen Form von längeren Herbst- und Winterspaziergängen. Die Bewegung würde obendrein beitragen, um der SAD ein wenig von ihrer „SADness“ (Traurigkeit) zu nehmen.
Kommentare
Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.