Hüterinnen kultureller Traditionen
Die Almen sind fest in Frauenhand

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Oberhalb der Gailtaler Dörfer wird auf 13 Almen von den Almsennerinnen und Almsennern der europaweit ursprungsgeschützte Gailtaler Almkäse erzeugt. Die Anforderungen an die Arbeit auf der Alm sind vielseitig. Belastbarkeit, Flexibilität und ein Gespür für Vieh und Natur sind nur einige der Voraussetzungen. 

Die Alpen bieten Lebensraum für zahlreiche spezialisierte Pflanzen und Tiere, die anderswo nicht vorkommen. Sie bedecken knapp zwei Drittel Österreichs und sind das am intensivsten genutzte Gebirge der Welt. Die enge Verzahnung von Kultur- und Naturlandschaft hat zu einer hohen biologischen Vielfalt beigetragen. Dabei spielt die Almwirtschaft, eine jahrhundertealte Form der Landnutzung, in Österreich eine zentrale Rolle. 

Frau Dr.in Stephanie Zobernig schrieb im Jahr 2000 in ihrem Buch "Seinerzeit am Bauernhof" über die Almwirtschaft: "Die Heuernte auf dem Lande reichte bei weitem nicht aus, das Vieh auf dem Hof über den Winter zu bringen. Es mußten zusätzliche Futterquellen erschlossen werden. Eine davon war die hochgelegene Almwiese, die andere das Vieh des Sommers über auf die Alm zu treiben. Beides geschah. Mitte Juni trieb man die Kühe in die sogenannte Kuhalm, die Ochsen und das Galtvieh (keine Milch gebende Rinder) in die Ochsenalm. Während ihrer Sommerung wurden die Tiere von Hirten betreut, Zuboten oder Hilfshirten standen diesen dabei zur Seite. In dem Almgebiet standen und stehen auch Hütten, in denen "gesennert" wurde und noch wird, d.h. in denen man Milch weiterverarbeitet."

Die Watschiger Alm

Elisabeth Buchacher, eine Gailtaler Bäuerin, hat seit Jahren die Watschiger Alm gepachtet.
"Das schönste auf einer Käseralm ist einfach mit den Tieren zu arbeiten und das Handwerk der Käserei ist sehr spannend, " erzählt die Sennerin Elisabeth in einem Interview für das Portal unsere-almen.at
Alina Kofler und Hannah Pross, Beisennerinnen, Hirtinnen, Melkerinnen und ausgebildete Landwirtinnen haben beide mehrere Almsommer zusammen auf der Watschiger Alm im Kärntner Nassfeld gearbeitet:

"Der Tag startet um 4:20. Da geht der Wecker. Dann springen wir aus dem Bett. Um 4:30 gehen wir die Kühe holen. Bis 07:00 melken wir. Dann folgt eine kurze Frühstückspause und dann geht es in die Käserei bis 12:30 Uhr/ 12:45 Uhr. Nach dem Mittagessen gibt es eine Mittagspause bis 16:00 Uhr und dann geht es wieder los mit Kühe holen und melken und dann ist Feierabend."

Die Almen waren fest in Frauenhand

Im Unterschied zu den großen Alpbetrieben in der Schweiz und im Allgäu, auf denen überwiegend Männer arbeiteten, waren in Bayern und im benachbarten Österreich früher das Kühemelken und die Verarbeitung der Milch vor allem Frauensache. Im 19. Jahrhundert stellten Frauen in den Ostalpen bis zu 80 Prozent des auf den Almen beschäftigten Personals.
In früheren Jahrhunderten eroberten sich Frauen persönliche Freiräume oft in Extremsituationen, etwa in Kriegszeiten oder an Orten, wo Männer – warum auch immer – fehlten. Ein solcher Ort war in den bayerischen und österreichischen Alpen auch die Alm. Sie waren droben auf der Alm allein fürs Vieh verantwortlich, butterten und kästen.

Die Almen waren in der Regel fest in Frauenhand. Ein Grund dafür war: Frauen waren die billigeren Arbeitskräfte. Und die Männer wurden unten im Tal für die schwereren körperlichen Arbeiten gebraucht, zu denen die Getreide- und Heuernte zählte, solange es noch keine Maschinen dafür gab. Natürlich waren es nur schlecht entlohnte und mit viel Arbeit verbundene Saisonarbeitsstellen. Doch die abgelegenen Almen erwiesen sich für die Frauen eben auch als kostbare Orte der Freiheit. Sie konnten sich ihren Tagesablauf selbst einteilen, waren keiner direkten Kontrolle durch Familie und Dorfgemeinschaft unterworfen.

Die Alm war neben dem Kloster eine der wenigen Möglichkeiten, um sich als Frau auf dem Land männlicher Vorherrschaft und Überwachung zu entziehen. Bis Anfang des 20. Jahrhunderts hatten die Sennerinnen auch noch eine ganz andere soziale Stellung und ein anderes Selbstbewusstsein als die einfachen Dienstmägde auf den Höfen. Oft war es eine der Schwestern oder eine Tochter des Bauern, die die Stelle als Sennerin auf der Alm bekam. Sie konnte dort oben wirtschaften, ohne dass ihr der Bauer viel dreinredete. Sie waren freie Menschen – Alm macht frei, heißt es. (Johanna Bauer, Journalistin, Autorin und Sennerin)

Der Gailtaler Almkäse g.U.

Der Gailtaler Almkäse g.U. (geschützter Ursprung) ist ein Hartkäse mit einer Naturrinde.
Die Milch nur auf den Almen im Gailtal gewonnen wird. Sie wird dort verarbeitet. Aus dieser Rohmilch wird der Gailtaler Almkäse hergestellt.

"Die Milchkühe fressen die besten Almgräser und -kräuter. Der Geschmack hängt vom Alter des Käses ab. Er ist fein würzig und je älter er wird, umso würziger wird er“, erklärt Sennerin Elisabeth. "Der Käseanschnitt ist das Schönste. Nach 2 Monaten im Almsommer wo man zum ersten Mal die Arbeit schmeckt und riecht."

Um mit Dr.in Stephanie Zobernig zu schießen: "Ging der Sommer ohne ein Unglück bei den Tieren vorbei, bekränzte man sie beim Almabtrieb mitte September. Ganz besonderes schön schmückte man die Leitkuh. Zum Abschied kochte man noch vom restlichen Rahm eine Rahmplente, die war förmlich ein Festessen, schmackhaft und ausgiebig. Den Sennerinnen und Sennern wie dem Vieh fiel der Abschied von der Alm gar nicht leicht."

Literatur: Dr.in Stephanie Zobernig. Zeichnungen: Emil Zobernig: "Seinerzeit am Bauernhof. Heimat in Österreich. Kärnten," Edition Club d'Art - International, College-Ausgabe, 2000

Johanna Bauer, "Alm war Weiberwirtschaft", Almwirtschaftlicher Verein Oberbayern

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