Stadtrundgang in Grieskirchen
Auf den Spuren von Pest, Pocken und Co

Erinnerung in der Pfarrkirche: Johann Großruck am Grabstein von Hans Adam von Zinzendorf, eines der Pestopfer in den 1580ern. | Foto: Haslberger/BRS
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Auch wenn das Wort "Corona" mittlerweile keiner mehr hören mag. Pandemien suchten die Bezirkshauptstadt Grieskirchen aber auch früher heim – davon gibt es noch viele kulturelle Zeugen.  Johann Großruck nahm uns auf Stadtrundgang mit.

GRIESKIRCHEN (jmi). Kein Corona-Spaziergang aber doch dreht es sich bei der Tour von Johann Großruck um Krankheiten: "Spuren früherer Pandemien finden sich auch heute noch Grieskirchen. Kulturell wiedergegeben sind sie etwa durch die St.-Sebastian-Kapelle oder den Schwibbogen", erzählt er. Die Pest, das "heiße Fieber" und die Spanische Grippe sind wohl die bekanntesten Pandemien. Wir beginnen auch gleich beim Sebastian Friedhof. Schon 1587 ist mehr als die Hälfte dieses Pestfriedhofes mit Gräbern belegt. Der Grabstein von Hans Adam von Zinzendorf in der Pfarrkirche erinnert daran. Der 14-jährige Sohn von Hans Friedrich Freiherrn von Zinzendorf und Pottendorf, starb 1585 an der Pest.

Pest-Votivbild mit alter Stadtansicht von Grieskirchen. | Foto: Haslberger/BRS
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Nach dem Ende des Spanischen Erbfolgekriegs schlägt der "Schwarze Tod" 1713 erneut zu. Beim diesmaligen Ausbruch rafft die Pest in Grieskirchen von 1713 bis Ende Juni 1714 laut Sterbebuch der Pfarre 257 Personen dahin. Daran erinnern unter anderem die "Pest-Heiligen" am Marien-Altar und das Votivbild in der Beichtkapelle. Letzteres ist eines der ältesten Gemälde mit einer Stadtansicht. 1741 wurde Grieskirchen von einer Typhusepidemie heimgesucht. Bis März 1743 sterben rund 60 Personen pro Monat daran. Unter den Opfern auch die drei jungen Kooperatoren der Pfarre Grieskirchen: Ferdinand Hiershalmer, Thomas Ratschmayr und Peter Anton Schmied verstarben innerhalb eines Jahres am "heißen Fieber". Ein Grabstein im Altarraum erinnert noch heute an die drei Geistlichen.

Um 1816 brechen die Pocken aus. Die Grieskirchner wurden hier laut Großruck "schon relativ bald geimpft." Er hat hier noch ein altes Impfzeugnis seines Vaters aus dem Jahr 1905 aufbewahrt.

Impfzeugnis gegen die Pocken von Großrucks Vater aus dem Jahr 1905. | Foto: Großruck
  • Impfzeugnis gegen die Pocken von Großrucks Vater aus dem Jahr 1905.
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Einen wichtigen sozialen Akzent setzt die Stadtgemeinde am 2. August 1857 mit dem Erwerb des früheren Färberhauses (alte Nr. 159) als Bürgerspital. "Dieses war die Initialzündung für das heutige Klinikum, unverzichtbar in der gegenwärtigen Situation für eine bürgernahe medizinische Versorgung", so Großruck.

Im Ersten Weltkrieg sorgte die Spanische Grippe für zahlreiche Todesfälle. In Grieskirchen erkrankten 60 Prozent der Schulkinder an ihr.

Den Schwibbogen wollen wir nicht vergessen: Darüber prangt das Votivbild "Maria vom guten Rat". "Votivbilder sind Bilder, die nicht aus einem Gelübde nach erfolgter Rettung aus Not als Dankbilder angebracht worden sind, sondern die auch als Bittbilder für erhoffte Hilfe in Lebensnöten zu verstehen sind." Großrucks Fazit nach dem Rundgang: "Eine derartige Pandemie erfordert Geduld und nochmals Geduld, auch wenn wir in der glücklichen Lage sind, Wirkstoffe dagegen wesentlich früher verfügbar zu haben, als dies noch in der zweiten Hälfte des vorigen Jahrhunderts der Fall war."

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