Hausruckviertlerin im Ausland
Gaspoltshofnerin gründete Samstagsschule in England
„Wo die Liebe hinfällt": Dieser Spruch passt für Isabell Kospanos wie die Faust aufs Auge. Nach einem Auslandssemester beschließt die gebürtige Gaspolthofenerin der Liebe wegen nach England auszuwandern. Dort gründet sie eine Samstagsschule.
GASPOLTSHOFEN. „Ich habe an der FH Burgenland studiert und im Zuge dessen ein Auslandssemester in England gemacht. Dort habe ich meinen zukünftigen Mann kennengelernt. Nach dem Studium habe ich mich dann entschieden nach England zu ziehen und dort meinen beruflichen Anfang zu starten", so Isabell Kospanos. Mittlerweile ist die ehemalige Gaspolthofnerin als Marketing Managerin im Softwarebereich tätig.
Was ist anders in England?
Kospanos: Anfangs empfand ich es als recht ungewöhnlich, dass Kinder in England bereits in sehr jungem Alter in den Kindergarten geschickt und oft den ganzen Tag betreut werden. Mit der Zeit habe ich diese Besonderheit des britischen Lebens aber wirklich zu schätzen gelernt. Als Auswanderer in England haben wir kein familiäres Netzwerk, auf das wir uns stützen können. Da hat sich das britische System der frühkindlichen Bildung als unerwarteter Verbündeter erwiesen. Die Vielfalt der Kinderbetreuungsmöglichkeiten gibt meinem Mann und mir die Flexibilität, unsere berufliche und persönliche Entwicklung frei zu gestalten, während wir das Leben in einem fremden Land meistern.
Vermissen Sie etwas?
Vor allem die Landschaft, die Berge, die Seen und den wunderschönen Ausblick. Wir verbringen deshalb fast jeden Sommer in Österreich und ich habe, seit ich nicht mehr in Österreich wohne mehr vom Land gesehen als zuvor.
Wie genau läuft die Samstagsschule ab?
Leider wird der Fremdsprachenunterricht an vielen englischen Schulen nicht als Priorität angesehen. In der Regel wird nur Französisch oder Spanisch unterrichtet, während Deutsch nur noch selten auf dem Stundenplan steht. Daher haben Kinder kaum die Möglichkeit, Deutsch im regulären Unterricht zu lernen oder ihre Fähigkeiten zu verbessern - obwohl die Sprache in der Wirtschaft sehr gefragt ist. Anfang 2019 gründete ich daher zusammen mit zwei Frauen aus Deutschland die Deutsche Samstagsschule Milton Keynes.
„Obwohl wir uns vorher überhaupt nicht kannten, stießen wir auf Facebook aufeinander und verfolgten ein gemeinsames Ziel: Wir wollten, dass unsere Kinder Deutsch lernen und die Gelegenheit haben, die Sprache auch außerhalb des Hauses zu sprechen",
so die Auswanderin.
Drei Monate später, nachdem wir Räumlichkeiten, Versicherungen, Lehrer und Helfer organisiert und einen Tag der offenen Tür abgehalten hatten, ging es los. Wir mieteten Klassenzimmer in einer örtlichen Volksschule. Die Samstagsschule findet dort am Samstag Vormittag statt und richtet sich ausschließlich an Kinder deutschsprachiger Auswanderer, die auch zu Hause Deutsch sprechen.
Wie kam deine Idee einer Samstagsschule an?
Die Schule stieß sofort auf reges Interesse. Wir starteten 2019 mit drei Klassen und 24 Kindern. Seitdem ist die Schule auf fünf Klassen, 55 Schüler und 10 Mitarbeiter angewachsen. Im kommenden Jahr planen wir eine sechste Klasse, in der gezielt auf ein deutsches Sprachzertifikat hingearbeitet wird. Mein Ziel ist es, dass die Kinder später die nötigen Zertifikate haben, um im deutschsprachigen Raum studieren, leben oder arbeiten zu können. Die Schule soll jedoch vor allem auch Spaß machen. Es wird gespielt, getanzt, gesungen, erkundet und gelernt - alles auf Deutsch. Die Kinder schließen deutschsprachige Freundschaften und ihre Welt wird ein kleines Stück größer.
Wie wird diese Schule finanziert?
Die Schule läuft als gemeinnütziges Unternehmen. Eltern zahlen Kursgebühren und Gewinne werden in die Schule zurück investiert. Ich selbst arbeite ehrenamtlich als Direktorin an der Schule. Und wenn mal jemand ausfällt, auch als Lehrassistentin oder Bibliothekarin.
Ja, ich bin eine von drei Direktorinnen.
Wollen Sie wieder einmal zurück nach Österreich?
Als Familie spielten wir mit dem Gedanken, unseren Lebensmittelpunkt nach Österreich zu verlegen. Nach dem BREXIT haben wir diesen Plan verworfen. Nach nur wenigen Jahren im Ausland würde ich meine Aufenthaltsgenehmigung in England verlieren. Meine Kinder und mein Ehemann sind in der glücklichen Lage, sowohl die britische als auch eine EU-Staatsbürgerschaft zu besitzen. Sollten sie Schwierigkeiten haben, sich in Österreich einzuleben, könnten sie problemlos nach England zurückkehren. Leider steht mir diese Option nicht offen. Aus diesem Grund scheint uns ein Umzug nach Österreich zu risikoreich, was ich sehr bedaure.
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