Sommer 2020
Durchwachsene Bilanz nach einem regenreichen Sommer
Der Niederschlag sorgt für gut gefüllte Grundwasserkörper und hohe Erträge bei der Ernte. Zu Ausfällen im Obstbau führt allerdings der Spätfrost und der Borkenkäfer bleibt ein Problem.
BEZIRKE EFERDING, GRIESKIRCHEN. Der kühle und nasse Sommer war laut Ewald Mayr, Verbandsobmann der Obst- und Gemüseproduzenten OÖ, ein Segen für den Gemüsebau. Nach einem holprigen Start in die Saison 2020 aufgrund fehlender Erntehelfer beim Spargel, ist die Bilanz am Ende durchwachsen. „Von den späten Frösten im Frühling waren Marillen und Kirschen sehr stark betroffen. Aber auch bei Äpfeln ist – österreichweit beziehungsweise in der gesamten EU – aufgrund der Spätfröste eine sehr schlechte Ernte zu erwarten“, so Mayr. Gute Erträge gibt es bei Speisekartoffeln, die laut Mayr aufgrund der konstanten Feuchtigkeit einen sehr guten Geschmack haben. Thomas Kraxberger bestätigt die hohe Qualität bei Erdäpfel und Gemüse. Der Ertrag liegt laut dem Bauernbund-Bezirksobmann Eferding im Durchschnitt beziehungsweise leicht darüber. Bei Getreide, Mais und Sojabohnen erwartet er gute Erträge. „Was vielleicht auch vielen Kleingärtnern aufgefallen ist, war, dass heuer Feldmäuse, Maulwurfsgrillen und ähnliches mehr Gefallen an dem Angepflanzten gefunden haben. Im Großen und Ganzen bin ich mit diesem Sommer sehr zufrieden“, so Kraxberger.
Regional einkaufen
Laut Martin Dammayr, OÖ Bauernbund Bezirksobmann Grieskirchen, war der viele Niederschlag nicht für jede Frucht ein Segen. „Grundsätzlich hat nach den dürren Jahren der feuchtere Sommer beim Futterbau geholfen. Im Großen und Ganzen kann man auch mit der Menge der Getreideernte zufrieden sein“, so Dammayr. Er ist gespannt auf die künftigen gesellschaftliche Anforderungen an die Landwirtschaft und spricht etwa die Debatte um Pflanzenschutzmittel für Kartoffeln und Rüben an. „Der Drahtwurm vernichtet ganze Ernten, weil der Konsument die Früchte nicht kauft. Fehlende Mengen werden aus dem Ausland zugekauft. Hier kennt man weder die Produktionsweise noch weiß man, welche Hilfsmitteln dort eingesetzt wurden“, erläutert Dammayr.
Aktive Schädlinge
Aufgrund der kühleren Witterung war die Käferentwicklung in den Wäldern heuer langsamer und verzögert. „Erste Schadholzmengen sind erst Anfang Juli aufgetaucht und nicht etwa schon Ende Mai“, informiert Christian Rottensteiner, Forstreferent der Landwirtschaftskammer OÖ. Er rät Waldbesitzern dringend dazu, Käferbäume noch vor dem Winter aufzuarbeiten. „Momentan ist der Holzmarkt aufnahmefähig. Man sollte die Gunst der Stunde nutzen, obwohl nur geringe Erträge zu erzielen sind.“ Der Befall wurde heuer erst sehr spät bemerkt, da aufgrund der guten Wasserversorgung die Krone trotz Käferbefalls häufig noch grün war. Über das Gesamtausmaß gibt es aktuell noch keine verlässlichen Zahlen. Rottensteiner schätzt, dass im Vergleich zum Rekordjahr 2019 vielleicht die Hälfte an Schadholz anfällt.
Gefüllte Grundwasserspeicher
Im Zuge der Umsetzung der Wasserrahmenrichtlinie 2000/60/EG wurden die Grundwasserleiter Österreichs flächendeckend in Grundwasserkörper zusammengefasst. Wie gut diese Speicher gefüllt sind, hängt neben der Niederschlagsmenge von weiteren Faktoren ab. „Durch die höhere Wasserführung von nahen Flüssen füllen sich die Grundwasserkörper. Aufgrund des Hochwassers war im August der Grundwasserkörper im Eferdinger Becken über dem Mittelwasserbereich, aktuell liegt er leicht darunter“, informiert Thomas Peneder vom Hydrografischen Dienst des Landes OÖ. Laut Pesender gilt dieser Trend für Gesamtösterreich.
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