Bienen-Hotels
Gallspacherin will Wildbienen begreifbar machen
Als Karin Stoiber-Aigner aus Gallspach vor drei Jahren kein passendes Geburtstagsgeschenk für ihren Mann einfiel, beschloss sie kurzer Hand online Bienen zu kaufen. Aus einer witzigen Idee entstand schon bald eine große Leidenschaft.
GALLSPACH. In ihrem Privathaus begrüßt Karin Stoiber-Aigner gemeinsam mit ihren beiden Töchtern Franziska und Charlotte die BezirksRundSchau und führt sie durch den Garten hinauf auf einen kleinen Hügel, nahe des Waldes. Dort oben steht das sogenannte Wildbienen-Hotel, auf das Stoiber besonders stolz ist.
"Den orange-weißen Freunden helfen"
Für die zweifache Mutter sind die Bienen seit drei Jahren fixer Bestandteil ihres Gartens und ihres Lebens, wie sie selbst sagt. Stoiber-Aigner ist im Umweltausschuss und entwickelte gemeinsam mit dem Elternverein Gallspach vor einigen Jahren das LEADER geförderte Projekt "Wildbienen begreifbar machen". Ziele des Projektes waren: Wildbienen und Hummeln einen sicheren Raum geben, ihre Population beobachten, das Wunder der Natur für Jung und Alt begreifbar machen, auf die Zerstörung der Natur aufmerksam machen, Lösungen anbieten und die Eigeninitiative der Bevölkerung zu wecken. Mit insgesamt sechs aufgestellten Wildbienen-Hotels an unterschiedlichen Standorten am Wanderweg in Gallspach, will die Zweifach-Mama das Bewusstsein für die Wichtigkeit der sprichwörtlich fleißigen Bienen und der Natur schaffen.
"Menschen brauchen Bienen. Wenn man sich einmal überlegt wie viele Insekten früher noch auf der Windschutzscheibe kleben blieben und wie viele Tierchen es mittlerweile nur noch sind, ist das wirklich erschreckend. Ich fühle mich einfach als Ideengeberin für umweltfreundliche Erholungsgebiete für Insekten und möchte das Bewusstsein für die Wichtigkeit unserer Bienen schaffen",
betont Stoiber-Aigner im Gespräch.
Über 650 Wildbienen-Arten sind derzeit in Österreich bekannt. Der Lebensraum der wichtigen Insekten nimmt stetig ab, die Gründe dafür liegen klar auf der Hand: "Das Sterben der Bienen hängt vor allem auch mit der Nahrungsknappheit zusammen. Viele Blühwiesen sind verschwunden. Zu tief eingestellte Rasenroboter im Garten beeinträchtigen den Lebensraum und Futterquellen für die Bienen. Unkrautvernichter und andere giftige Stoffe sind für die Bienen ebenso bedrohlich, wie die nicht ausreichenden Wasserstellen, wie etwa Teiche und Biotope.
An folgenden Standorten in Gallspach stehen Wildbienen-Hotels:
- Im Bienenpark
- Naturfreibad
- Vöglthen Wanderweg
- Beginn Grieskirchner Wald
- Im Ort beim Bach - unweit vom alten Bauhof
- Ortseinfahrt bei der alten Eiche
- Volksschule Gallspach
Wildbienen-Projekt soll Zukunft retten
"Anstatt sich irgendwo hin zu kleben, sollte man sich lieber ein Insektenhotel anschaffen, denn ohne Bienen gibt es kein Leben. Honigbienen liefern zwar den Honig, den Wildbienen nicht liefern, jedoch sind Wildbienen viel robuster. Wildbienen bestäuben früher und mehr durch ihre Behaarung– somit bekommt man mehr Früchte auf den Bäumen und Sträuchern", erklärt die Gallspacherin. Eines von insgesamt sechs geförderten Wildbienen-Hotels steht bereits in der Nähe des Hauses auf einem kleinen Hügel.
"In der Mitte sind die Wildbienen, darüber ist ein kleiner Schlitz nur für Schmetterlinge und darunter kommt noch ein Hummel-Hotel dazu. Kinder können vorbeigehen und lernen, wie wichtig Bienen sind und warum. Das Projekt ist eine Herzensangelegenheit und wir möchten auf die unglaublich wichtigen Bestäuber aufmerksam machen",
so Stoiber-Aigner.
Bienen kommen mit der Post
Die Bienenliebhaberin organisierte sich ihre ersten Bienen über die Internetseite www.wildbienengarten.com und bringt um den Oktober herum ihre eigenen Bienen wieder dorthin zurück. Über den Verein kann man die Hotels bestellen und bekommt kostenlos ein Starterpaket rote und gehörnte Mauerbienen - die wichtige Beratung inklusive. Die Hotels werden entweder zugeschickt oder vom Verein geliefert und aufgestellt. Am besten bestellt man das Hotel bis spätestens Anfang April. Dann ist die Saison für das Jahr vorbei. Bis spätestens Mitte/Ende April sind alle Bienen geschlüpft. Die Gehörten bereits ab Mitte März.
"Im eigenen Garten kann man den Bienen helfen, indem man Sträucher nach dem Schneiden auf einem Haufen liegen lässt. Man kann Wasserstellen bereitstellen und bienenfreundliche Sträucher und Blumen pflanzen",
sagt Tochter Franziska.
Im Interview erzählt Stoiber-Aigner, dass aus 90 Bienen bis zu 1.500 Stück werden können, da eine Biene zwischen 30 bis 40 Eier legt. Das Bienenhotel kostet 60 Euro, die Bienen selbst sind gratis dabei. Ein Mitgliedsbeitrag von 15 Euro ist zu zahlen – der Verein schickt per E-Mail den Termin für das "Auskratzen und Säubern" der Bienenhotels aus.
Wie funktioniert eine Bienen-Bestellung?
- Online-Bestellung über unterschiedliche Seiten wie (Wildbienengarten.com)
- Das Gesamtpaket wird mit der Post zugestellt
- Erhalt eines Hotels inklusive einer Box mit 90 Bienen-Kokons
- Richtigen Standort festlegen (von Regen geschützt, sonnig, windstill, Richtung Sonnenaufgang)
- Anfang April schlüpfen die ersten Bienen aus ihren Kokons
- Wildbienen leben zwischen sechs bis acht Wochen
- Bis Juni sind die Löcher des Hotels zu und die Larve entwickelt sich im Kokon zur fertigen Biene
- Der Verein schickt im September per E-Mail einen Termin aus, wann und wo die Bienenhotels gereinigt werden müssen
- Man nimmt sein eigenes Bienenhotel mit und fährt zur Reinigung hin
Die Reinigung der Bienenhotels läuft folgendermaßen ab: Zuerst wird das Bienenhotel vorsichtig geöffnet und die einzelnen Kokons mit einem speziellen Werkzeug aus den Rillen gegeben. Anschließend werden sie mit Wasser von Schädlingen wie Milben befreit und getrocknet. Nach der Trocknung werden die Kokons nach deren Art sortiert und in Boxen gegeben – eine Box beinhaltet 200 Stück Wildbienen-Kokons. Die Häuser werden gereinigt und sterilisiert.
"Ich mache das auch im Oktober seit zwei Jahren mit den Kindern der Volksschule Gallspach. Anhand des Knistergeräusches weiß ich, ob es eine Gehörnte Wildbiene oder eine Rote Wildbiene ist. Denn die Gehörnte Wildbiene knistert deutlich. Im Verein haben sie sogar eine eigene Kokonzähl-Maschine gebaut, doch ich mache das noch händisch mit den Kindern. Damit sie sehen, wie sich eine Biene im Laufe ihres Lebens entwickelt",
so die Wildbienen-Betreuerin.
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