Es summt und brummt immer seltener
Im Burgenland hat sich die Zahl der Bienenvölker in den letzten 17 Jahren fast halbiert.
Den Herbst 2011 wird Ingolf Hofmann nicht so schnell vergessen. Binnen drei Wochen sind 24 seiner 25 Bienenvölker komplett verendet. "Es war gespenstisch", erinnert sich der Imker aus Limbach.
Seit dem großen Bienensterben 2011 konnten die burgenländischen Imker ihre Bestände zwar wieder auffüllen. Aber der Langzeit-Trend zeigt nach unten: Von 14.800 Bienenvölkern im Jahr 1995 waren im Burgenland 2012 nur noch 8.000 übrig.
Im Bezirk Güssing hat sich die Zahl der Völker sogar binnen zehn Jahren halbiert. Von 1.311 im Jahr 2002 blieben laut Imkerverband bis 2012 nur noch 648. Hingegen ist der Bestand im Bezirk Jennersdorf von 956 auf 1.098 Völker gestiegen.
Die Ursachen für den Schwund sind vielfältig. "Krankheiten, Schädlinge, Futtermangel im Winter, Klimawandel, Rassenanfälligkeit und der Einfluss von Chemikalien", zählt Landwirtschaftskammer-Präsident Franz Stefan Hautzinger auf.
Pflanzenschutzmittel wie die vor dem Verbot stehenden Neonicotinoide seien nicht allein schuld, sagt auch Ingolf Hofmann. "Aber sie sind der Tropfen, die das Fass zum Überlaufen bringen", ist der Imker überzeugt. Die Widerstandsfähigkeit der Tiere gegen Krankheiten und Varroa-Milbe würde entscheidend geschwächt.
Neonicotinoide werden seit einigen Jahren vor allem im Kampf gegen den gefräßigen Maiswurzelbohrer verwendet, der über Ungarn eingeschleppt wurde. "Im Südburgenland haben wir 2010 die ersten Schäden festgestellt", weiß Christian Reicher vom Landwirtschaftlichen Bezirksreferat Güssing.
Auf Einzelflächen im Bezirk Güssing habe der Maiswurzelbohrer schon bis zu 40 % der Ernte vernichtet. "Aus Ungarn wissen wir bereits von Totalausfällen", so Reicher.
Dass die Neonicotinoide in der EU verboten werden sollen, sei jedenfalls zu begrüßen, betont Hermann Lang aus Jennersdorf, Vizepräsident des burgenländischen Imkerverbandes.
Eines der wirksamsten Rezepte gegen den Maiswurzelbohrer ist die Fruchtfolge auf den Äckern. Wird nicht mehrere Jahre hintereinander Kukuruz auf den selben Flächen angebaut, stirbt der Schädling ab.
Verstärkte Fruchtfolge mit Verzicht auf den ertragbringenden Mais erhöht allerdings die Ernteeinbußen. "Im Bezirk Jennersdorf werden vor allem in den Gunstlagen des Raabtals größere Verluste zu erwarten sein", so Reicher. Immerhin ist seit dem Vorjahr vorgeschrieben, dass binnen vier Jahren nur dreimal Mais auf dem gleichen Acker angebaut werden darf.
Um die Bienenbestände zu stabilisieren, sind laut Landwirtschaftskammer neben dem Verbot der Neonicotinoide noch weitere Maßnahmen notwendig. Dazu zählen tierärztliche Maßnahmen, Schulungen zur Varroa-Bekämpfung und die Entwicklung umweltverträglicher Pflanzenschutzmittel.
Der vor allem im Bezirk Güssing mancherorts ausbleibende Imker-Nachwuchs sei zu beheben, ist Hermann Lang überzeugt. "In der Landwirtschaftsschule Güssing haben wir es geschafft, dass auf Anhieb 18 Schüler das Fach Bienenkunde belegt haben. Das Interesse ist also da."
Die Bienen sind hauptverantwortlich für die Bestäubung der Pflanzen. "Derzeit können wir im Burgenland noch von einer flächendeckenden Bestäubung ausgehen. Aber es ist fraglich, ob das auch in zehn Jahren noch so ist", meint Lang. Vor allem Wildpflanzen, die nicht geschützt werden können, seien gefährdet.
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