Gurgiser: "BBT-Diskussion läuft verkehrt!"

Fritz Gurgiser 1 | Foto: Kainz

„Wenn die notwendigen Rahmenbedingungen nicht geschaffen werden, macht der Brennerbasistunnel keinen Sinn!“, hebt LA Fritz Gurgiser hervor und merkt an: „Jetzt hätte man noch genug Zeit, die Verlagerung verbindlich zu regeln.“

BEZIRKSBLATT: Herr Gurgiser, Sie sind Tirols Aushängeschild im Kampf gegen den Transitverkehr. Wie stehen Sie zum Megaprojekt Brennerbasistunnel?

„Wer keine Verlagerung fordert, ist ein Totengräber des BBT!“
Gurgiser:
„Ich möchte festhalten, dass die Diskussion derzeit verkehrt läuft. Die Bevölkerung hat sich die Verlagerung hart auf der Straße erkämpft. Wer einen Tunnel fordert, ohne die Verlagerung zu sichern, steht im Widerspruch zum Tiroler Landtag und der Bundesregierung! Entscheidend für die Brennerregion ist nur, ob der BBT zu einer Lärm- und Schadstoffentlastung beitragen kann oder nicht!“

BEZIRKSBLATT: Aber von Seiten der Landesregierung wird immer wieder betont, dass man in diese Richtung bereits die Weichen gestellt hätte.

Gurgiser: „Alles nur Blabla! Später zu verlagern ist ein blödes Argument, denn was ist bis dahin? Für den Bau des BBT hat man zugunsten internationaler Bauspekulanten einen Staatsvertrag abgeschlossen, für die Verlagerung gibt es seit 20 Jahren nichts Verbindliches! Wir haben den Eindruck, dass die seit 20 Jahren gelebte Transitscheinheiligkeit nicht aufgebrochen wird.“

BEZIRKSBLATT: Das muss Ihrer Ansicht nach also das oberste Ziel sein?

Gurgiser: „Natürlich, was sonst? Wir leben seit Oktober 2002 (!) in einem Luftsanierungsgebiet, das sich ausbreitet wie Krebs, die Lärm- und Schadstoffbelastungen sind immens. Bei der hohen Belastung kann jetzt nicht wieder versucht werden, 20 Jahre Zeit zu gewinnen! Milliarden an Steuergeldern können nicht in ein Projekt investiert werden, bei dem der Zweck nicht erfüllt wird! Das ist das Kernübel, auch bei den Wipptaler Bürgermeistern. Die Forderung nach einer Zusage für den Bau allein ist daher völlig unsinnig. Für die Verlagerung braucht man halt mehr als bloß den begrenzten Blick von Mühlbachl bis Ratschings.“

BEZIRKSBLATT: Sie fordern also, dass sofort gehandelt wird?

Gurgiser: „Genau. Absichtserklärungen wie ‚Brennermemorandum‘ oder ‚Aktionsplan Brenner‘ gehören europarechtlich vereinbart und parallel dazu gehört auch hinsichtlich weiterer Schutzmaßnahmen auf ASFINAG und ÖBB Druck ausgeübt. Alles andere sind nur Schwätzerpartien.

„Nicht sinnlos Milliarden an Steuergeldern verpulvern“
Die EG hat nicht das Ziel, den Güterverkehr automatisch durch den Brennertunnel zu schicken, solange Kommission und Italien die Verlagerungsmaßnahmen (wie beispielsweise sektorales Lkw-Fahrverbot) vor dem EuGH verklagen. Die Straße gehört auf das Notwendigste beschränkt! Wird für diese Grundvoraussetzung nicht gekämpft, hat der BBT keine Legitimation und die Bevölkerung an der Brennerstrecke wird verarscht!“

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