Philipp Burger im Interview
Auch im Leben macht der Ton die Musik

Philipp Burger ist mittlerweile nicht nur als Sänger sondern auch als Buchautor erfolgreich. | Foto: Philipp Burger
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Philipp Burger ist ein Südtiroler Songwriter, Gitarrist und Sänger der Band Frei.Wild. Als Teenager war Philipp Burger Sänger der Rechtsrock-Band Kaiserjäger und aktiver Skinhead. Nachdem ein Konzert 2001 in einer Massenschlägerei endete, wendete sich der 20-Jährige komplett von der Szene ab und distanziert sich bis heute klar von ihr.

Am Freitag, 16. Februar, ist Burger mit seinem Soloprojekt "Grenzland Release Shows" live in der Stadtwerke-Hartberg-Halle zu Gast. MeinBezirk.at bat den Sänger und Erfolgsbuchautor zum Exklusivgespräch über die Musik und das Leben.

MeinBezirk.at: Warum haben Sie sich gerade die Stadt Hartberg für Ihren einzigen Österreich-Auftritt im Rahmen Ihrer „Grenzland Release Shows“ ausgesucht?

Philipp Burger: Hallo erstmal in die schöne Steiermark. Naja, im Grunde hat dies gleich mehrere Gründe, meine Frau ist „Stirolerin“, also mütterlicherseits aus Feldbach in der Steiermark und väterlicherseits aus Kitzbühel in Tirol, von dem her kenne ich die Gegend schon lange von unseren Familienbesuchen. Zudem absolvierte ich privat bei der Fleischhackerei Buchberger in Pöllau einen Fleischverarbeitungskurs. Wir sind schon länger befreundet. Das Konzept der Solo-Tour führte mich primär in Orte, in denen ich mit Frei.Wild noch nie zu Gast war. Hartberg zählt dazu und ich freue mich wirklich sehr darauf, die ganzen mir bekannten Steirer diesmal erstmals auch bei einem Konzert dort wieder zu sehen.

Worauf dürfen sich die Fans bei Ihrem Konzert in der Stadtwerke-Hartberg-Halle freuen?
Auf eine tolle und hochmotivierte Band, die sich sprichwörtlich den Allerwertesten ausreißen wird, um mit meinen Songs der beiden Solo-Alben gut abzuliefern. Dieses Konzert wird eine tolle Geschichte, die jeder Fan von deutschsprachiger Rockmusik nicht verpassen sollte.

"Das Konzert in Hartberg wird eine tolle Geschichte, die jeder Fan von deutschsprachiger Rockmusik nicht verpassen sollte." | Foto: Philipp Burger
  • "Das Konzert in Hartberg wird eine tolle Geschichte, die jeder Fan von deutschsprachiger Rockmusik nicht verpassen sollte."
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Fast parallel zu Ihrem neuen Album „Grenzland“ haben Sie im Vorjahr auch Ihre Autobiographie „Freiheit mit Narben“ veröffentlicht, mit der Sie es auf die Nummer 1 der Spiegel-Beststellerliste Kategorie Sachbuch geschafft haben. Ist das Buch bzw. Ihr Werdegang/Ihre Entwicklung auch Thema im Konzert?

Ja, das ist es, denn im Zuge des Schreibens, sind auch Songs entstanden, um all das auch musikalisch zu verarbeiten. Stunden um Stunden habe ich mich wirklich in die Tiefen meiner Seelenwände, meiner eigenen Geschichte, meiner Fragen zum Umgang mit Krisen, Enttäuschung und Erfolg gestürzt. Beides, die Songs auf dem Album und die Biografie, gehören untrennbar zusammen und scheinen manchen Lesern tatsächlich eine Art Brücke oder Behelfsleiter für schwierige Zeiten zu sein. Und genau das sollten Songs ja auch sein, ein Spiegel seiner eigenen Geschichte und Denkweisen, selbstkritisch, motivierend, ehrlich und gerne auch den Finger in die eigenen Wunden legend.

Sie bezeichnen sich selbst als „weltoffener Neulandbegeher“ Was verstehen Sie konkret darunter?
Nun, es ist nicht von der Hand zu weisen, dass ich ein neugieriger, sehr abenteurliebender Mensch bin. Dass ich dabei in meinem bisherigen Leben nicht selten auch gestolpert bin oder auch mal falsche Richtungen eingeschlagen habe, ist ein Teil meiner Vita, die ich auch offen und ehrlich nach außen kehre. Von meiner DNA bin ich dennoch so gestrickt, dass ich weniger Angst vor dem Versuch habe, als davor, dabei zu scheitern oder mir die Finger zu verbrennen. Wie bei meinem Song „Das Leben ist zu kurz, um was nicht zu wagen“, möchte ich wissen, ob ich’s hinkriege. Vielleicht zu scheitern, war noch nie mein Problem. Ob das nun meine Songwriteraktivität für schlagereske Töne, die Arche-Landwirtschaft, die Biografie mit den Lesungen oder große Projekte wie das Alpen.Flair Open Air oder unsere Frei.Wild-Stadion- oder Gipfelkonzerte im Morgentau sind, das Leben reizt mich Tag für Tag aufs Neue. Genau wie Begegnungen mit Menschen, die schlichtweg aufs gesellschaftliche Abstellgleis gestellt wurden.

Philipp Burger: "Ich bin so gestrickt, dass ich weniger Angst vor dem Versuch habe, als davor, dabei zu scheitern." | Foto: Philipp Burger
  • Philipp Burger: "Ich bin so gestrickt, dass ich weniger Angst vor dem Versuch habe, als davor, dabei zu scheitern."
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In den letzten Wochen sind unzählige Menschen gegen den zunehmenden Rechtsextremismus auf die Straße gegangen, ein Ende ist nicht abzusehen. Ihre Meinung dazu?
Primär finde ich es gut und richtig, wenn Menschen sich auf die Straße begeben, um für ihre Meinung und auch um eine politische Veränderung zu kämpfen. Die Demonstrationen der Bauern in Deutschland, in Frankreich und zuletzt auch in Italien, die Demos von Gewerkschaften, genauso die der Handwerker und Mittelständler begrüße ich sehr. Das hat auch was mit gegenseitigem Respekt und der Anerkennung von Leistungen für die Gesellschaft zu tun. Ebenso finde ich auch die Kundgebungen gegen den immer größer werdenden Judenhass und gegen Fremdenfeindlichkeit absolut richtig und wichtig. Womit ich aber von Haus aus ein Problem habe, ist folgendes: Wenn Regierungspolitiker dazu aufrufen, sich gegen andere immer stärker werdende Konkurrenz-Parteien zu stellen, die ohne ihre eigenen politischen Fehler, ohne ihre „Von-oben-herab-und-als-für-blöd-verkauf-Behandlung“ erst gar nicht relevant geworden wären und nicht so an Zulauf gewinnen würden. Sich aus dem eigenen Bedürfnis, für Freiheit und Demokratie einzutreten, aufzumachen, wenn sich Ausgrenzung, zunehmende Gewaltbereitschaft und Radikalisierung im Herzen oder im Geist falsch anfühlen, sollte auf jeden Fall Teil der Agenda jedes Menschen sein!

Den Frei.Wild-Frontman zieht es immer wieder ans Meer. | Foto: Philipp Burger
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Gibt es aus Ihrer Sicht ein Rezept bzw. zumindest einen Lösungsansatz, wie man Extremismus – von welcher Seite auch immer – wirkungsvoll begegnen kann?
Nun, auch darüber habe ich in meinem Buch geschrieben, weil ich ja selbst erfahren habe, was geschlossene Türen in Jugendzentren, was Worte wie „rechtes Schwein“, was nicht ausgestreckte Hände und dafür hochgehaltene Mittelfinger ausrichten können: das Gegenteil. Letztlich waren es bei mir in meiner Jugend als Skinhead offene Gespräche, das Gefühl mich dabei haben zu wollen, Freundschaftsangebote außerhalb meiner rechtsextremistisch geprägten Szene, die mich zum Umdenken und zu Umkehr, zurück in die Mitte der Gesellschaft brachten. Jedenfalls glaube ich, dass, wie so oft im Leben, auch im Umgang mit politisch Verirrten der Slogan „Der Ton macht die Musik“ heißen sollte, statt gebrüllten Anfeindungen und Ausgrenzung von allem, was sich eh schon am Rande der Gesellschaft stehend und dadurch womöglich noch mehr in den verhärtenden Ansichten bestätigt fühlt.

Welche Projekte sind aktuell mit Ihrer Band „Frei.Wild“ geplant?
Das kann ich leider nicht verraten. Sagen wir es so, die nächste Tour wird aller Voraussicht nach, gänzlich anders als das sein, das wir all die vergangenen Jahre zelebriert haben. Jedenfalls sind wir gerade im Studio und tüfteln an neuen Songs, die sich wirklich großartig anfühlen, und wir haben zusammen richtig Spaß, wie immer, wenn wir zusammen im Studio sind (lacht).

In seiner Heimat Südtirol ist Philipp Burger ist begeisterer ArcheHof-Landwirt. | Foto: Philipp Burger
  • In seiner Heimat Südtirol ist Philipp Burger ist begeisterer ArcheHof-Landwirt.
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Was macht Philipp Burger eigentlich abseits von der Musik?
Nun, ich führe ein sehr langweiliges Leben, würden viele sagen, ich sehe es aber genau andersrum. Meinen Tagesablauf finde ich Tag für Tag spannend und würde mit keinem tauschen. Ich stehe gerne sehr früh auf, füttere meine Rinder namens Pustertaler Sprinzen, meine Blauen Wiener und Sulmtaler Hühner, ein Landhuhnschlag aus dem Steirischen Grenzland. Alle drei Rassen sind vom Aussterben bedroht und ich züchte sie auf meinem Archehof. Nach dem Füttern frühstücke ich mit meiner Familie. Ein idealer Tag besteht bei mir aus Familie und Sport, Musik und meiner geliebten Landwirtschaft. Das „Stall“-Bier mit Freunden beschert mir ebenso einen guten Austausch und gesellige Runden. Und natürlich zieht es mich auch immer wieder in die Ferne, vor allem ans Meer, das mich echt mit tiefer Entspannung beschenkt.

Live-Konzert in Hartberg

  • Philipp Burger - Grenzland Release Shows
  • Freitag, 16. Februar, 19.30 Uhr
  • Stadtwerke-Hartberg-Halle
  • Vorverkauf: Libro, in allen bekannten VVK-Stellen

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