"Einfach solid gelebt"
Als im Februar 1934 gekämpft wurde, war Franz Wielander 20. Heute ist er ein Jubilar im Jahr der Jubiläen.
ST. PÖLTEN (jg). „In Wien haben sie geschossen“, kann sich Franz Wielander an den Februar 1934 erinnern. Dass auch in St. Pölten heftig zwischen dem sozialdemokratischen Schutzbund und der austrofaschistischen Heimwehr gekämpft wurde, bekam der damals 20-Jährige, der im Jahr der Kämpfe zum ersten Mal im Kino war, zumindest seiner Erinnerung nach nicht mit.
2014: ein Jahr der Jubiläen
Heute ist Wielander 100 Jahre alt – Ein Jubilar im Jahr der Jubiläen. Denn heuer jährt sich nicht nur der österreichische Bürgerkrieg zum 80. Mal: Der Erste Weltkrieg brach vor 100, der Zweite Weltkrieg vor 75 Jahren aus; der Eiserne Vorhang wurde vor 25 Jahren zu Fall gebracht und Facebook existiert seit mittlerweile 10 Jahren. Wielander hat in seinem Leben weit mehr Jubiläen gefeiert als der Durchschnitt. Auf Jahrestage angesprochen sind ihm vor allem die persönlichen in Erinnerung. Rasch auf den Beinen huscht er mit sicherem Schritt ins Wohnzimmer seines Hauses und präsentiert die Wand, auf der Fotos an bisher gefeierte Jubiläen erinnern. Etwa an jenes der Juwelenhochzeit, das er mit seiner Frau Hermine vor zwei Jahren begehen durfte. Kennengelernt hatte sich das Paar am Bahnhof in St. Georgen. „Sie hat mir halt am ersten Blick gefallen“, sagt Wielander mit verschmitztem Grinsen.
Am Bahnhof in St. Georgen
Geheiratet wurde 1940, ein Jahr später musste Wielander zur Wehrmacht. Erst 1947 sah sich das Paar wieder, nach russischer Gefangenschaft erneut am St. Georgener Bahnhof. „Schlechter wie ein Fechter“ sei er damals mit dem Zug angekommen. Gekleidet etwa in zwei verschiedenen Schuhen, 46 Kilo brachte er auf die Waage. "Mit einem Sackl Zement" begann das Paar schließlich zum "Häuslbaun". 60 Jahre ist das nun her. Erneut ein Jubiläum, das die zweifachen Eltern, zweifachen Großeltern, sechsfachen Urgroßeltern und dreifachen Ur-Urgroßeltern heuer feiern können. Wie bringt man es auf so viele Jahrestage? „Ich hab einfach solid gelebt“, sagt der 100-Jährige. Normale Kost, nicht betrunken, nur bis 40 geraucht, „dann war Schluss“.
Ein solides Leben mit Humor
Eine Portion Humor dürfte dabei allerdings auch eine wesentliche Rolle spielen: „Lachen ist gesund“, sagt Wielander, der auf Fragen gerne schelmisch mit „frag einen Älteren“ antwortet. "Ich möchte mich bei allen bedanken, die mir zum Geburtstag gratuliert haben", sagt er indes in ganz aufrichtigem Ton, der davon zeugt, dass in dem langen Leben auch viel Demut und Bescheidenheit stecken.
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