Ausstellung in der Städtischen Galerie Theodor von Hörmann in Imst
Dietlinde Bonnlander – Leben ist eine schöne Alternative

- In der Städtischen Galerie Theodor von Hörmann ist derzeit eine Ausstellung der Imster Malerin und Autorin Dietlinde Bonnlander zu sehen, die umfassend Einblick auf das Leben und Schaffen der 90-Jährigen Künstlerin gibt.
- hochgeladen von Alexandra Rangger
IMST(alra). Anlässlich des 90. Geburtstages, den Dietlinde Bonnlander im Jänner feierte, zeigt die Städtische Galerie Theodor von Hörmann eine Schau, die auf das ereignisreiche Leben der Imster Künstlerin blickt. Zu sehen sind mehr als 30 Arbeiten der Malerin und Autorin sowie Stationen ihrer persönlichen Geschichte.
„Leben ist eine schöne Alternative“ – hinter diesem Ausstellungstitel stehen nicht nur die bejahenden und kraftvollen Bilder und die feinsinnigen Gedichte, die Dietlinde Bonnlander über Jahrzehnte hinweg bekannt gemacht haben. Der Titel ist vielmehr eine unmittelbare Verknüpfung zur Biografie der Künstlerin, die 1931 in Hinterpommern geboren wurde und von der Flucht vor dem Krieg in jungen Jahren und im weiteren Leben auch von Schicksalsschlägen geprägt war. In Bildern und Gedichten gab Bonnlander in ihrer intensiven Schaffensperiode auf unterschiedliche Weise Erinnerungen und Wahrnehmungen – durch Höhen und Tiefen – ausdrucksstark Raum. Die Künstlerin, die auch für ihr soziales Engagement Anerkennung verdient, freut sich sehr über die gelungene Ausstellung in ihrem Heimatort Imst: „Ich bin dankbar, dass ich in meinem hohen Alter noch einmal hier präsentiert werde – mit 90 Jahren kommt so etwas Besonderes selten vor.“ Die Freude bezieht sich auch auf das gelungene Ausstellungskonzept, für das Kuratorin Mag. Regina Tschurtschenthaler mit viel Umsicht verantwortlich zeichnete.
Kraftvoll und intensiv
Der Eingangsbereich der Galerie zeigt ein zentrales Werk der Künstlerin. „Wächter“ – laut eigener Aussage eines der wichtigsten Bilder Bonnlanders. Sie betraute den blauen Vogel im imposanten 180x180cm großen Bild mit der verantwortungsvollen und zeitlos dringlichen Aufgabe, ein besonders wachsames Auge auf das Geschehen(e) zu richten.
Im ersten Ausstellungsraum erwarten die BesucherInnen vorwiegend großformatige Bilder, die von Gedichten begleitet werden. Bonnlanders tiefes Schöpfen aus der Intensität der Farben, ihre Liebe für die Natur und die Symbolik, die in ihrer Bildsprache liegt, werden deutlich. Die Dynamik und die Kraft, mit der die Malerin bis ins hohe Alter jeden einzelnen Pinselstrich auf Leinwand gebracht hat, sind unverkennbar. Ebenso ihre Fähigkeit, sich zwischen gegenständlicher und abstrakter Malerei zu bewegen und die Freiräume im Ausdruck geschickt zu bespielen. Erkennbar ist auch die ständige Entwicklung, die mit einer zunehmenden Loslösung von Formen und Linien und einer wachsenden Freiheit der dargestellten Motive einhergeht. „Es ist nicht so einfach, Natur darzustellen und sich zugleich künstlerisch auszudrücken. Aber es war immer eine meiner wesentlichen Aufgaben, der ich mich als Malerin gestellt habe“, erklärt Dietlinde Bonnlander.
Tiefgründige Botschaften
Die Darstellung der Natur diente der Künstlerin auch stets als Symbol für die eigentlichen Vorgänge, die sie zutiefst beschäftigten. Als wiederkehrendes Motiv ist die „Allee“ auszumachen. Verschlungen, auf ein Ziel ausgerichtet, vom Dunkel ins Licht, in unterschiedlichen Jahreszeiten, belebt, einsam – all die Wege, in die Dietlinde Bonnlander ihre eigenen Spuren gelegt hat, die sie beschritten, erahnt oder belgeitet hat, finden sich in ihren tiefgründigen Abbildungen wieder. Gekonnt ist es ihr immer gelungen, ihre Botschaften in Metaphern zu hüllen, in denen stets auch Leichtigkeit und Zuversicht – die Farbe der Hoffnung mitschwingen durften.
Prägende Geschichten – feinfühlig erzählt
Der zweite Ausstellungsraum präsentiert sich als Nachbildung des Wohn- und Arbeitszimmers der Künstlerin. Der Schreibtisch mit Schreibmaschine verweist auf die umfassende literarische Tätigkeit, die erst vor wenigen Monaten erneut in einem bebilderten Gedichtband mit Texten der letzten Jahre deutlich wurde. In Bonnlanders Gedichten weht insgesamt ein Hauch von Wehmut, der ihre verlorene Kindheit und Heimat berührt sowie Abschied und Vergänglichkeit aufgreift. Ihren Stimmungsbildern verleiht sie in wenigen Worten und in anmutiger Melancholie zugleich Sehnsucht und Hoffnung. Eindrücklich nachzuspüren ist dies unter anderem in „Ich schreibe dir“ – aus dem Fluchttagebuch einer Vierzehnjährigen, „Bruno – Das fremde Kind“ – Die wahre Geschichte einer Kinderfreundschaft.
Aktiv und kommunikativ
Am Schreibtisch sitzt die Künstlerin noch immer viele Stunden, allerdings nicht an der Schreibmaschine, sondern schon längst am Computer. Sie genießt diese Möglichkeit zu kommunizieren und an den Dingen, die sich ereignen, teilzuhaben. „Was haben wir nur früher ohne Computer gemacht?“, wundert sich Dietlinde Bonnlander. „Es ist mir wichtig, dass mir alles mitgeteilt wird, was passiert. Ich möchte nach wie vor in kulturellen Belange mit einbezogen werden“, erklärt die bewundernswert rüstige 90-Jährige, die Kunst und Kultur auch virtuell leidenschaftlich gerne konsumiert und sich über den digitalen Austausch mit KollegInnen und FreundInnen freut. Ihre eigene malerische Tätigkeit hat sie vor gut einem Jahr vom „Arbeitsprozess“ in eine spontane "Freizeitbeschäftigung" übergehen lassen, der sie nur mehr ab und zu nachkommt.
Hintergründe erklären sich
Im „Wohnzimmerbereich“ der Ausstellung sind die BesucherInnen eingeladen, David Grissemanns berührende Filmdokumentation von Dietlinde Bonnlanders Fluchttagebuches „Was bleibt ist die Erinnerung“ zu sehen. Auch der dritte Ausstellungsraum widmet sich diesem Themenschwerpunkt und zeichnet die Fluchtroute nach, auf die sich Bonnlander 1945 begeben hat. Anhand von Fotos, Skizzen und grafischen Darstellungen lassen sich für die BesucherInnen inhaltliche Zusammenhänge zwischen der persönlichen Lebenserfahrung und dem künstlerischen Werk der Malerin und Autorin erahnen.
Der rote Faden, der Kunst und Leben verbindet
Die Intention, mit der Dietlinde Bonnlander seit Jahrzehnten ihr Schaffen nährt, erschließt sich dem Betrachter mit dem Verständnis um ihre Lebensgeschichte bereichernd. Ein lebensbegleitender Aufarbeitungsprozess, der ihre künstlerischen Ausdrucksformen durchdringt und sie tief beschäftigt, ist spürbar. Es ist ihr gelungen, manche Dunkelheit mit Farbe zu durchdringen und aus ihrem Weg einen geglückten Weg zu machen, der von eindrücklichen Bildern und bewegenden Worten gesäumt ist.
Sowohl ihre Lebensfreude als auch ihre tief berührende Auseinandersetzung mit den dramatischen Ereignissen sind stimmige Elemente, die sie zur komplexen Künstlerin, zur willensstarken Frau und letztendlich zu einem Menschen geformt haben, der im Leben immer Chancen und Alternativen, immer auch die Hoffnung und das Schöne in all seinen Farben gesehen hat.
Zur Person:
Dietlinde Bonnlander wurde am 15. Jänner 1931 in Hinterpommern geboren. Als die Kriegsfront 1945 näher rückte, war die Familie zur Flucht aus Fritzow gezwungen.
1965 heiratete Dietlinde Bonnlander, 1966 wurde das einzige Kind geboren und 1968 verstarb ihr Ehemann. 1977 erfolgte der Umzug nach Sautens, seit 1995 wohnt und arbeitet die Malerin in Imst. Es folgten zahlreiche Ausstellungen, Veröffentlichungen von Büchern, Engagement im künstlerischen und sozialen Bereich.
Ausstellungsinfo:
Was: Ausstellung von Dietlinde Bonnlander – Leben ist eine schöne Alternative
Wann: Ausstellungsdauer bis 24.04.2021, Donnerstag bis Samstag von 14.00 bis 18.00 Uhr
Wo: Städtische Galerie Theodor von Hörmann, Stadtplatz 11, 6460 Imst
Kontakt: Kulturbüro Stadt Imst, Städtische Galerie Theodor von Hörmann,
Kathrin Deisenberger, MA, 0664 606 98 207, kultur@gv.at , www.kultur-imst.at
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