Exklusiver Jazzgenuss in der Stadtbühne Imst
Geniales Musikprojekt mit Tiefgang: onQ Improvisers feat. Christian Reiner

Michael Tiefenbacher-Fender Rhodes, Philipp Kienberger-Kontrabass, Christian Reiner an der Stimme, Raphael Meinhart-Schlagzeug, Multipercussion, Vibraphon sowie Martin Ohrwalder-Trompete lieferten einen eindrucksvollen Abend der Musik und Wort in höchstem Anspruch zusammenführte.
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  • Michael Tiefenbacher-Fender Rhodes, Philipp Kienberger-Kontrabass, Christian Reiner an der Stimme, Raphael Meinhart-Schlagzeug, Multipercussion, Vibraphon sowie Martin Ohrwalder-Trompete lieferten einen eindrucksvollen Abend der Musik und Wort in höchstem Anspruch zusammenführte.
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IMST(alra). Ein erstklassig besetztes vierköpfiges Ensemble mit dem aus Landeck stammenden Pianisten und onQ-Mitbegründer Michael Tiefenbacher vereinte an der Stadtbühne Imst Jazz und Neue Musik mit der eindrücklichen Performance des Spoken-Word-Artist Christian Reiner. Ein exklusiver Abend, der den unendlichen Raum der Improvisation ebenso verdeutlichte wie die präzise Brillanz der Instrumentalisten, die ihn befüllten. Eine faszinierende Welt für sich erschlossen die Komponenten Stimme und Wort, die fantastisch eingesetzt zur ganz großen Kunst erhoben wurden.

Es war ein vielschichtiges Ereignis für das anspruchsvolle sowie offene Ohr und einen ebensolchen Geist, das Michael Tiefenbacher-Fender Rhodes, Martin Ohrwalder-Trompete, Philipp Kienberger-Kontrabass und Raphael Meinhart-Schlagzeug, Multipercussion, Vibraphon sowie Christian Reiner an der Stimme zum dicht emotionalen Stimmungsbild verwoben. Es durfte gestaunt werden, ob der Kompositionen, Kreationen und Improvisationen, die sich live auf der Bühne zu einem durchdringenden Gesamtkunstwerk entwickelten. Einer Reise durch intensive Klanglandschaften, durchzogen von imposanten Sprachgebilden, offenbarte sich dem kundigen und begeisterten Publikum, das sich hoch konzentriert mit den Protagonisten auf den Weg durch zwei Sets machte.

Grenzenloses Wortreich für sich

Für jene, die über Affinität zum musikalischen Experiment, zu Abstraktion und forderndem Stoff verfügen, war der Auftritt des genial-kreativen Gespanns ein Highlight. Die spannungsgeladene Performance und das unbändig freie (Zusammen)Spiel gerieten zur atmosphärischen Session für alle Sinne. Einem durchgängig packenden Dialog gleich kreierten die Musiker eine spezielle Form der Kommunikation und Interaktion, deren explizite Mitte Christian Reiners Wort- und durchaus auch seine Körperakrobatik bildeten. Neben Auszügen aus dem Nachlass von Ingeborg Bachmann, „Im Spätrot“ von Paul Celan, „Ich lebe mein Leben“ von Rainer Maria Rilke und eigenen Texten sprengte Reiner den gewohnten Sprachraum mit improvisierten Fragmenten, sich wiederholenden Sätzen, bizarr-schrägen Lauten und teils scheinbar beliebig aus dem Alltag bzw. dem Moment gegriffenen Inhalten. Ein facettenreiches thematisch offenes Paket, das der charismatische Mann an der Stimme mit einer unglaublichen Range ausfüllte, die vom kraftvollen, klaren Vortrag, von monoton bis meditativen, nahezu hypnotischen Passagen, vom einnehmenden Flüstern bis zum verstörenden Schreien reichte. Stimme in allen Stimmungen – eingesetzt als durchdringendes Ausdrucksmittel – auch dort, wo sie Pausen hinterließ und lautlos in die Tiefe nachwirkte. Letztendlich durchdrangen die Worte auch Christian Reiners Körper – zuckend, zusammensinkend, sich erhebend – erweiterte er in unzähligen Gesten die Dimension seiner Aussagen, die ihre Wirkung nicht verfehlten.

Potenzial kollektiv ausgelebt

Die Formation rund um Michael Tiefenbacher breitete ihr Potenzial grandios in den komplexen kompositorischen Strukturen aus. Unaufgeregt fand sich jeder der Musiker in ausgedehnten Solopfaden, in großem Selbstverständnis mündeten diese wiederum im frenetischen Kollektiv. Ein Mix aus Emotion und Energie aufgebaut zum explosiven Live-Event – ein eindrucksvolles Schau-Spiel im wahrsten Sinne des Wortes – Virtuosität und Leidenschaft vermischten sich hör- und sichtbar. Komplex, tiefgründig, aber auch herrlich unvorhersehbar und unerwartet mit ebenso feinsinnigen Anmutungen wie brachialen Auswüchsen leisteten die Protagonisten fruchtbare Überzeugungsarbeit in Sachen Jazz für Fortgeschrittene. Wobei sich die einzigarten Ansätze der begnadeten Improviser samt Stimmkünstler ohnehin eher als innovatives Kunstfach ausnahmen, das sich nicht an Zuordnungen und Genren orientiert.

Von der Idee zum nachhaltigen Erfolgsprojekt

2020 während des Lockdowns starteten die beiden Musiker Michael Tiefenbacher und Tobias Vedovelli das musikalisch-kompositorische Initiativprojekt onQ. Ziel des Duos war eine möglichst weitreichende Einbindung der Wiener Jazz- & Neue Musikszene. Die globale Krise stellte für die kreativen Köpfe keineswegs eine persönliche Schaffenskrise dar. Sie führten regen virtuellen musikalischen Austausch, sie komponierten und feilten motiviert am neuen Format, auch um den unverzichtbaren Stellenwert von Kunst und Kultur allen widrigen Umständen zum Trotz nachhaltig zu manifestieren. Gelungen ist dies im Projekt und Festivals namens onQ, das im September 2020 im legendären Wiener Porgy & Bess auf die Bühne kam. Mit Konzertreihen in Wien, der Steiermark und Vorarlberg und der nunmehr stattlichen Riege österreichischer Spitzenmusiker*innen konnte eine Infrastruktur für Jazz und Neue Musik vertiefend etabliert werden. Aus dem Festival gehen unterschiedliche Ensembles hervor, die als rotierendes Kollektiv auftreten. Zu bieten hat das Projekt ein breites Spektrum, das von kammermusikalischen Verbindungen, klassischen Horn-Rhythm-Section-Formationen bis hin zum ausgewachsenen Jazz-Orchestra reicht. Seit 2023 widmet sich das Projekt zudem jährlich einer gesellschaftlich relevanten Fragestellung, die im künstlerischen Potenzial schöpfend aufgegriffen wird.

Heimatliches Zwischenspiel

Michael Tiefenbacher, der ursprünglich aus Landeck stammt und seit seinem Jazzklavierstudium am Gustav-Mahler-Konservatorium bei Paul Urbanek 2004 - 2008 in Wien lebt, lieferte beim Konzert an der Stadtbühne Imst einen raren Auftritte in heimatlichen Gefilden. Er zählt längst zu den profiliertesten Jazz-Pianisten Österreichs mit zahleichen Kollaborationen und Projekten auch auf internationalem Parkett. Sein Potenzial hat Tiefenbacher bereits an der Seite namhafter Größen bewiesen – die Bühne teilte er sich mit Stars wie Anthony Coleman, Billy Cobham, Jeff Richman und Joel Taylor sowie den heimischen Top-Musikern und Formationen wie Wolfgang Puschnig, Studio Dan, Café Drechsler, Zipflo Weinrich, Gerd Hermann Ortler (GHO Orchestra), Wolfgang Mitterer, pol.D, Ralph Mothwurf Orchestra, Sketchbook Orchestra, Ensemble Kuhle Wampe.

Mehr Informationen dazu unter: www.onqmusic.at

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