Imster Weiberfasnacht begeisterte
Starker Auftritt, deutliche Ansage – Nieder mit der Schwerkraft, es lebe der Leichtsinn!

Der Ideenreichtum der Frauen ist unerschöpflich. Die Kriegerinnen zeigten sich friedlich, aber erfolgreich im Kampf um ausgelassene Stimmung.
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  • Der Ideenreichtum der Frauen ist unerschöpflich. Die Kriegerinnen zeigten sich friedlich, aber erfolgreich im Kampf um ausgelassene Stimmung.
  • hochgeladen von Alexandra Rangger

IMST(alra). Vor zehn Jahren startete eine kleine ambitionierte Gruppe von Frauen und Mädchen in die erste Imster Weiberfasnacht. Dass damit der Weg für eine heranwachsende neue Tradition gelegt wurde, ahnten die Initiatorinnen damals nicht. Mittlerweile bereichert die Veranstaltung mit rund 160 Teilnehmerinnen in 13 Gruppen das Fasnachtsgeschehen markant. Am Unsinnigen Donnerstag formierten sich die magisch-mystischen und schrill-bunten Gruppen nach zweijähriger Pause endlich wieder zum großen und achten Umzug durch die Stadt.

Neben dem Schemenlaufen und der Buabefasnacht, die im repräsentativen Teil ausschließlich dem männlichen Geschlecht zugänglich sind, hat sich seit 2013 die Weiberfasnacht ihren festen Platz erobert. Was als spannende Idee und auch als wichtiger weiblicher Impuls und Gegenpart für die vorwiegend als Männerdomäne ausgelegte närrische Zeit angedacht war, findet über die Stadtgrenzen hinaus viel Zuspruch und ein beachtliches Publikum.

Machtübernahme und großer Aufmarsch

Der Sparkassenplatz war bereits dicht mit ZuschauerInnen besetzt, als pünktlich um 15 Uhr die geballte weibliche Fasnachtsabordnung eintraf. Die Gruppen wurden präsentiert und die geplante Machtübernahme der Stadt verkündet. Dem folgte die Übergabe des Stadtschlüssels durch Bürgermeister Stefan Weirather an die Frauen. Sie vollzogen mit dem Abschneiden der Krawatte auch symbolisch die unmittelbare Entmachtung des Stadtoberhauptes. Mit dem Entrollen eines Banners erklärten die Frauen ihre eindeutige Mission – Nieder mit der Schwerkraft, es lebe der Leichtsinn! – der Ansage folgten Taten und drei Stunden voller Lebensfreude.

Frei, kreativ und abwechslungsreich

Nach dem offiziellen Auftakt bewegte sich der Tross durch die Kramergasse in Richtung Vorplatz Pflegezentrum Gurgltal. Geprägt war der Zug auch heuer wieder von den Saligen, den Hexen aus dem Moor, den Knusperhexen, den Wiatigen, den mittelalterlichen Sängerinnen, den geheimnisvollen Saligen, den allwissenden Ratschweibern und schlagfertigen Sprücheklopferinnen. Allen voran zogen die Bethen, die den mystisch-kulturellen Hintergrund des Geschehens betonen. Bunte Vögel, wilde Drachen, Kriegerinnen, schrullige Omas und Opas, die schwarz-weiße Gruppe und die Steampunk-Akteurinnen ergänzten die altbewährten Gruppen. Die Kostümvielfalt, die aufwendig geschminkten Figuren, die Choreografien und spaßigen Show-Aktionen mit allerlei Spezialbehandlungen und Geheimrezepturen begeisterten das Publikum, das heuer besonders zahlreich war.

Mythen, Symbole, weibliche Kräfte

Die Spitze des Umzugs bilden alljährlich die zentralen Figuren der drei Bethen – gemeinsam mit Fahnenträgerin, der Hohen Priesterin und dem Totenpaar mit Tödin und Tod sind sie die tiefsymbolische Kraft, die dem ausgelassenen Treiben zugrunde liegt. Die Künstlerin Ursula Beiler ist seit Anbeginn federführend in dieser besonderen Abordnung. Den kulturellen und spirituellen Aspekt haben die Verantwortlichen des starken Teams rund um Andrea Bubik-Schöpf seit der Gründung der Weiberfasnacht mit den freien Inhalten des Umzugs verbunden. Die Natur, Mythen und überlieferte Rituale sowie der Lebenskreislauf spielen eine große Rolle in den Abfolgen und Szenen der Weiberfasnacht. Dass sich Kreativität, Lebensfreude und Spaß mit den spirituellen Zugängen zum stimmigen Ereignis vermischen, ist auch Ausdruck der weiblichen Urkraft, die gekonnt alles überblickt und in sich vereint.

Um 18 Uhr ertönte rund um den Jung-Brunnen beim Pflegezentrum Gurgltal noch einmal das traditionelle Lied der Weiberfasnacht. Die Frauen blickten erneut auf eine erfolgreiche Regentschaft, in der die Geschicke der Stadt Imst – zumindest für ein paar Stunden – aus alten Rastern befreit von der geheimnisvollen Kraft femininer Mächte profitieren durfte.

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