Die Trauer braucht Zeit und ist oft ein Labyrinth

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Bernhard Schöpfer ist Bestatter und Trauerbegleiter. In seinem Beruf muss er Menschen begleiten, die ihre engsten Angehörigen verloren haben.
"Ich erlebe sehr oft, wie Menschen nach dem Verlust eines Angehörigen versuchen, die Trauer der heutigen Zeit anzupassen. Nach zwei Monaten sollte alles vorbei sein. Sie scheitern und sind enttäuscht. Trauer ist, obwohl sich unsere Welt so schnell bewegt, immer noch langsam. Sie hat sich nicht den gesellschaftlichen Veränderungen angepasst. Sie fordert ihre Zeit. Sie fordert ihren Raum, um den Verlust zu betrauern. Jede Träne, die geweint wird, tröstet die Trauer."
Helfen kann es, mit dem Verstorbenen zu sprechen, ihm das zu sagen, was einen bewegt; Rituale zu entwickeln, wie z.B. am Morgen die Kerze vor dem Bild anzuzünden und „Guten Morgen“ zu sagen. Viele glauben dass man das nicht darf, weil einen die Anderen für „verrückt“ halten. Doch es ist ein Impuls, mit dem Verstorbenen in Kontakt zu bleiben, die Psychologie nennt das „Integration“. Schöpfer weiter: "Ich finde diesen Ausdruck passender als den bis heute sehr oft gebrauchten Begriff „Loslassen“. Wer will schon einen geliebten Menschen gerne loslassen?"
Die Phase ist aber nicht nur von Traurigkeit geprägt, sondern ist manchmal auch ausgelassen, man lacht und ist, kurz darauf, traurig und niedergeschlagen. Die Trauer ist labyrinthisch, sie nimmt verschlungene Wege und braucht ihre Zeit. Wenn sie nicht bekommt was sie braucht holt sie es sich, es gibt keine Abkürzung, nur ein Durchgehen.

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