Leserbrief
Hexenkessl

Das hintere Pitztal hat erst spät seine wirtschaftliche bzw. touristische Entwicklung gestartet.
Meine Eltern haben oft berichtet, dass erst mit dem Bau der Rifflseebahn 1972 der Winter-Tourismus
langsam gestartet ist. Mit dem Bau bzw. Fertigstellung der Gletscherbahn 1983 erlebte meine Familie eine touristische Aufbruchsstimmung.
Von da an wurde auch im ganzen Tal in Gasthöfe, Hotels und Tourismusbetriebe investiert, somit war ein wirtschaftliches Überleben möglich. Leider hielt dieser Aufschwung nicht sehr lange an, so hatten wir bereits Anfang der 2000er Jahre mit Nächtigungs,- und Wertschöpfungsrückgängen zu kämpfen.
Notwendige Investitionen in Betriebe aber auch in der regionalen Infrastruktur wurden nach hinten verschoben oder gar nicht mehr getätigt. Unter uns Einheimischen gibt es den Spruch „Für jeden Schrauben oder Nagel muss man nach Imst fahren“ (ca. 35km). Und dieser Spruch steht für vieles, wie den wöchentlichen Einkauf genauso wie für Arzttermine, Tankstellen, Apothekenbesuch etc.
Nun habe ich 2015 den elterlichen Betrieb unter sehr schwierigen Umständen übernommen, wohl wissentlich, dass die Nächtigungszahlen seit 20! Jahren stagnieren und die Wertschöpfung sogar signifikant zurückgegangen ist.
Immer mit der Hoffnung, dass der Zusammenschluss Ötztal-Pitztal bald kommen wird und der damit entstehende Aufschwung. Aufgrund der momentanen Situation musste ich bereits die Mitarbeiterzahlen innerhalb der letzten 10 Jahren um 50% reduzieren.
Das Pitztal lebt vom Tourismus, es gibt keine Industrie und auch keine große Landwirtschaft. Wir Touristiker wissen sehr wohl, dass ein funktionierender Tourismus nur mit einer intakten Natur möglich ist. Dies steht allerdings nicht im Widerspruch zu einer notwendigen Weiterentwicklung.
Das Land Tirol hat nicht umsonst ein regionalwirtschaftliches Programm für das Pitztal mit 10 Millionen Euro starten müssen, da der Investitionsstau sowie die fehlende Infrastruktur enorm ist. Der beste Impuls für ein wirtschaftliches Weiterkommen wäre allerdings, wenn dieser von der Wirtschaft selber kommen kann. Genau dieser Impuls wäre eben diese ca. 130Mio. Investition!
Ich hoffe sehr, dass Vernunft in die Diskussion einkehrt, und die Notwendigkeit dieser Weiterentwicklung für das Pitztal in den Vordergrund gerückt wird.

Philipp Eiter, bald 38 Jahre alt, aufgewachsen in Tieflehn/St. Leonhard im Pitztal, den elterlichen Betrieb „Hexenkessl“ habe ich 2015 übernommen.

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