Theatergruppe Vorderes Ötztal Gegenwind feierte großartigen Premierenerfolg mit dem Mitterer Stück „Höllenritt"

Maximilian Heiss verkörperte den gelähmten Dinzie Conlee, der sein Umfeld tyrannisierte, mit genialer Ausdruckskraft.
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UMHAUSEN(alra). Das Jubiläumsjahr von Felix Mitterer war für die Theatergruppe Vorderes Ötztal Gegenwind aus Umhausen Grund genug, sich einem Stück des Tiroler Autors zu widmen. Mitterer selbst schlug seinem Freund Lukas Leiter, der als Vorstand der Theatergruppe fungiert, das Stück Höllenritt vor. Eine Wahl, die sich trotz schwerem Inhalt als großer Glücksgriff erwies, wie die Premiere am 30. Juni bewies. Felix Mitterer ließ sich die Aufführung als Zuschauer nicht entgehen.

Die Freilichtbühne in Umhausen Greit mit ihrer imposanten Bergkulisse bot den spannenden Rahmen für die klare und puristische Inszenierung. Das Stück basiert auf dem Drama „Sharon’s Grave“ des irischen Autors John B. Keane. Mitterers Irland Aufenthalte inspirierten zur Auseinandersetzung mit der mystisch angelehnten Sagenwelt, die sich als Teil der Handlung miterzählt.

Höllenritt gibt dramatische Einblicke in das Leben einer Familie, die zwischen brutalen Machtspielen und verbitterter Suche nach Anerkennung und Zuneigung lebt. Dinzie Conlee, der von Maximilan Heiss großartig und eindrücklich dargestellt wird, ist gefangen in einem verkrüppelten Körper - ein Zustand, der auch seine Seele bis zur Unkenntlichkeit verformte. Er tyrannisiert sein Umfeld auf zerstörerische Weise und giert nach dem Hof seines sterbenden Onkels Donal Conlee, den Gerhard Hechenberger spielt. Besonders spürbar ist die Grausamkeit des Gelähmten Dinzie für seinen Bruder Jack, Manfred Auderer, den er als menschliches Pony und Fortbewegungsmittel quält und entwürdigt.
Auderer trägt mit der Last des Dinzie am Rücken auch die ausweglose Unterwerfung authentisch zur Schau. Die Tochter des dahinsiechenden Bauers, Trassie Conlee, versucht allen gerecht zu werden. Eine sehr gereifte Nora Winkler füllt und fühlt die Rolle der selbstlosen, jungen Frau, die sich kaum aus der Unterdrückung winden kann. Die Sorge um ihren Bruder, Neelus Conlee, hält sie in der belastenden Situation fest. Mathias Walch spielt ergreifend den entrückten Neelus, der immer wieder tief in die Sagenwelt der zu Tode gekommenen Prinzessin Sharon eintaucht und deshalb als krank gilt. Erst der Dachdecker Peadar Minogue, dargestellt von Hartwig Ladner bringt Zuneigung und Hoffnung in Trassies Alltag. Gekonnt abgestimmt hat Regiesseur Leiter auch die Nebenrollen mit Tamara Hechenberger als Lehrerin Miss Dee, Margit Partl als Moll und der kauzige Quacksalber Pats Bo Bwee, den Engelbert Kanaider spielte, besetzt.

Die schweren Kämpfe auf der Suche nach dem erträglichen, nach Perspektiven und einer Form von Nähe machen das Stück inhaltlich zum zeitlosen und nachdenklichen Stoff, mit dem das Publikum sehr bewusst umgehen muss. Die Theatergruppe Vorderes Ötztal Gegenwind ist bekannt für ihren Zugang zu innovativen und kontroversen Themen und den hohen Anspruch, der trotz des Risikos zu polarisieren aufrechterhalten wird. Bemerkenswert zeigte sich in der Inszenierung auch die Vielfalt des Dialektes. Lukas Leiter beließ jedem Schauspieler seine individuelle Mundart. Die Vertiefung des Ausdrucks, eine Festigung der menschlichen Feinheiten und der sprachlichen Nuancen war die Folge.

Die Besetzung der Rollen beschäftige den Regisseur Lukas Leiter über Monate - die Abgründe, die Verzweiflung und die verbale und suggerierte Gewalt erfordern von den Darstellern eine enorme Auseinandersetzung mit den Charakteren. Die Gesamtleistung des Ensembles war herausrragend. Maximilian Heiss spielte sich als Dinzie sprichwörtlich unter die Haut der Zuschauer. Zwischen harter Aggression und versteckter Gebrochenheit dominierte er das Spiel in jeder Emotion, in jeder Körperhaltung, in jedem noch so kleinen mimischen Zug. Das Publikum und auch Autor Felix Mitterer wurden am Premierenabend Zeuge einer Glanzleistung der Schauspieler. Mitterer betrat nach der Aufführung die Bühne und sagte: " Ich bin überwältigt von dem was ich heute hier erlebt habe. Diese Aufführung hätte sich so auf den größten Bühnen in aller Welt bewiesen." Er hob die beeindruckende Leistung von Regie und Spielern hervor und sah sich in seiner Arbeit als Autor durch die Umsetzung vollkommen nachvollzogen. Der Theaterverein Vorderes Ötztal Gegenwind hat mit seiner mutigen Entscheidung zum „Höllenritt" und der Hommage an den Jubilar Felix Mitterer Ansprüche auf sehr hohem Niveau erfüllt. Die Ränge der Freilichtbühne waren bei der Erstaufführung voll besetzt, im Anschluss feierten Publikum und Darsteller mit irischem Eintopf den erfolgreichen Abend.

Termine:
Premiere: 30.Juni 2018
1.Juli, 6.Juli, 7.Juli, 20.Juli, 21.Juli, 22.Juli, 27.Juli jeweils 20.20 Uhr
Aufführungsort: Spielstätte Greit-Umhausen
Ticketpreise: 12 Euro
Reservierungen unter 0664 3273754 oder
www.theatergruppe-vorderesötztal.at

PERSONEN:

Peadar Minogue, wandernder Dachdecker - Hartwig Ladner

Trassie Conlee, Tochter des Bauern Donal - Nora Winkler

Neelus Conlee, ihr Bruder - Mathias Walch

Dinzie Conlee, Neffe von Trassie - Maximilian Heiss

Jack, sein Bruder - Manfred Auderer

Pats Bo Bwee, Quacksalber - Engelbert Kanaider

Donal Conlee, der sterbende Bauer - Gerhard Hechenberger

Miss Dee, die Lehrerin - Tamara Hechenberger

Moll , Frau aus dem Dorf - Margit Partl

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