„Für Kinder in Not" - Buchpräsentation und Vernissage von Dietlinde Bonnlander in der AK-Imst

Christine Niederbacher (Gitarre), Günter Riezler (Leiter AK-Imst), Beate Flunger (Kammerrätin), Dietlinde Bonnlander (Autorin, Malerin), Gerda Bernhart (Lesung), Nadja Hackl (AK-Imst, Kammerrätin), Christoph Stillebacher (Kulturstadtrat), Annette Goldmann (Gesang)
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  • Christine Niederbacher (Gitarre), Günter Riezler (Leiter AK-Imst), Beate Flunger (Kammerrätin), Dietlinde Bonnlander (Autorin, Malerin), Gerda Bernhart (Lesung), Nadja Hackl (AK-Imst, Kammerrätin), Christoph Stillebacher (Kulturstadtrat), Annette Goldmann (Gesang)
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IMST(alra). Die Imster Malerin und Autorin Dietlinde Bonnlander setzt ihre Kunst seit Jahren gezielt ein, um auf das Leid von Kindern in Kriegsgebieten und Kindern auf der Flucht vor dem Krieg, aufmerksam zu machen. Am 29. Juni lud Dietlinde Bonnlander zur Vernissage, Buchpräsentation und Lesung in die AK-Imst.

„Für Kinder in Not" war das Motto des Abends, den Kulturstadtrat Christoph Stillebacher mit seinen Grußworten eröffnete. Günter Riezler, der Leiter der AK-Imst, sprach zur Künstlerin und ihrem langjährigen Engagement. Bonnlander, die 1931 in Hinterpommern geboren wurde und selbst im Jahr 1945 Vertreibung und Flucht erlebte, organisiert ihre Ausstellungen und Lesungen als karitative Aktionen. Die Teilerlöse aus den Verkäufen gehen an diverse soziale Einrichtungen und Hilfsorganisationen - an „Nachbar in Not" konnte die Künstlerin seit 2014 rund 30.000 Euro übergeben. Die Arbeiterkammer Imst hat in vielen Veranstaltungen Bonnlanders Einsatz unterstützt und ihr die Plattform für Kunst und guten Zweck geboten. Günter Riezler machte in seiner Rede auf die Gewöhnung an das Flüchtlingsleid aufmerksam, auf das Weichen von Mitgefühl und das Wachsen von Angst. „Wer aber vor der Vergangenheit die Augen verschließt, wird blind für die Gegenwart", zitierte Günter Riezler treffend zur Thematik des Abends Richard von Weizsäcker. Dietlinde Bonnlander hielt Augen und Geist stets offen und kennt viele Facetten dieses Leids aus den traumatischen Ereignissen ihrer Kindheit. Krieg und Gewalt wiederholen sich bis in die Gegenwart und die Folgen sind zeitlos verheerend. Bonnlander setzt ihre soziale und künstlerische Kompetenz gegen die schleichende Resignation und die Abstumpfung ein, die aus einzelnen Kriegsschicksalen ein anonymes Zustandsbild unserer Zeit entstehen lassen.

Schmerzliche Erinnerung in Wort und Bild

Fernab von Selbstmitleid entschied sich Bonnlander für einen Aufarbeitungsprozess, der sich durch all ihre Talente zieht und sich in ihrer Kunst spiegelt. Sie hält die Geschichte wach und in ihren Texten und Bildern sind es vor allem die leisen und wehmütigen Augenblicke, die beweisen wie unvergänglich sich Schmerz, Leid und Unverständnis in die Seele eines Kindes einprägen. Die Autorin präsentierte eine Auswahl an Gedichten, die von Gerda Bernhart vorgetragen wurden und ihr Buch „Bruno das fremde Kind". Das Buch wurde bereits 1999 von einem Wiener Verlag übernommen, der aufgrund finanzieller Probleme jedoch nie den Vertrieb durchführte. Jetzt griff Bonnlander angeregt durch den Imster Autor Gerhard Jäger und unterstützt durch Hannes Pircher das Projekt erneut auf, um die tief berührende Geschichte der Öffentlichkeit zugänglich zu machen.

Zwei Kinder, die sich zur Zeit des Nationalsozialismus in einem kleinen Dorf im Osten Deutschlands eine Freundschaft aufbauten, sind beschrieben. Dietlinde Bonnlander taucht in die 18 Monate ein, in denen der kleine Bruno ihr Spielgefährte und ihr Klassenkamerad war. Eine Zeit in der Menschen einfach verschwanden und ihr Schicksal nur geahnt werden konnte - wie auch das Schicksal von Bruno, der plötzlich „über die Grenze gebracht wurde". Für das kleine Mädchen tauchte der Begriff „Grenze" zum ersten Mal auf. Dass ihr Freund Bruno in eine stark jüdisch orientierte Stadt gebracht worden war und was das zu dieser Zeit bedeutete, ahnte sie nicht. Zur anfänglichen Ungewissheit, der kindlichen Hilflosigkeit und den Fragen zum Verbleib ihres Freundes, schlichen sich im Laufe der Jahre das Entsetzen und die Wahrscheinlichkeit, dass das Kind in die verbrecherischen Fänge der Nationalsozialisten geraten war. Mit dem Buch hat die Imster Künstlerin laut eigener Aussage ein dreiundfünfzigtausend Wörter starkes Monument für Bruno errichtet - sie widmet dieses Monument allen Kindern dieser Welt, die durch Gewalt und Verbrechen unbeschreibliches und unerträgliches Leid und Verlust erfahren oder das Leben verlieren.

Bedrückenden Erinnerungen und Erlebnissen gibt Dietlinde Bonnlander erzählerisch und malerisch Raum. Ihre Kraft wächst aus tiefer Melancholie und kindlicher Klarheit, die sie sich bewahrt hat. Der Verbitterung zum Trotz hat sie sich für den Ausbruch in Worten und Farben, in Texten und Bildern entschieden um zu bewegen, zu bewirken und zu berühren. Günter Riezler erläuterte in seiner Ansprache die Bedeutung des Namens Dietlinde - „Beschützerin des Volkes". Ein Name, der dem Wirken der Künstlerin mehr als gerecht wird. Eine Auswahl von 28 Exponaten der Malerin ist in der Ausstellung im AK-Foyer zu sehen. Dietlinde Bonnlanders Bilder sprechen in ihrer Intensität durchaus für den Weg der Dankbarkeit und positiven Entwicklung, den sie für sich entschieden hat. Leuchtende Blumen, verwunschene Lichtungen, Landschaften zwischen Aufbruch und Vergänglichkeit finden sich neben abstrakten Formenspielen und modernen Kompositionen. Die Malerin lebt in ihrer Kunst die Freiheit und den Frieden und fordert beides im Wort ein. Das Publikum nahm bewegt an der nachdenklichen literarischen Auszeit und an der emotionalen Reise durch Dietlinde Bonnlanders Arbeit teil. Annette Goldmann am Gesang und Christine Niederbacher an der Gitarre begleiteten die Lesung mit tiefgründigen Liedern, die den Inhalt des Abends nachdrücklich unterstrichen.

Die Ausstellung in der AK-Imst, Rathausstr.1, ist bis 31. August 2018 zu sehen. Montag bis Donnerstag von 8-17 Uhr, Freitag von 8-12 Uhr.

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