Die Saliera
Meine neue Gruppe „Kunsthistorisches Museum Wien“ möchte ich mit einem Beitrag über die Saliera eröffnen. Für mich ein Kunstwerk mit faszinierendem Bedeutungsgehalt und ein Paradestück unglaublicher Fertigungstechnik.
Die Saliera gilt als die einzige erhalten gebliebene Goldschmiedearbeit Benvenuto Cellinis.
Benvenutto Cellini (geboren am 3. November 1500 in Florenz, gestorben am 13. Februar 1571 in Florenz) war als italienischer Goldschmied, Medailleur, Schriftsteller, Musiker und der große Bildhauer der Nachantike ein berühmter Vertreter des Manierismus.
Sein wichtigstes Werk als Bildhauer ist Perseus mit dem Haupt der Medusa, in Florenz. Siehe dazu: https://de.wikipedia.org/wiki/Perseus_(Benvenuto_Cellini)
Die Saliera ist ein 1539 im Auftrag von Kardinal Ippolito d‘Este begonnenes und 1543 für König Franz I. von Frankreich vollendetes Tafelgeschirr. Es gelangte später als Geschenk des französischen Königs Karl IX. an Erzherzog Ferdinand II. von Tirol in habsburgischen
Besitz.
Sie ist eine Arbeit der Spätrenaissance und zeigt eine allegorische Darstellung des Planeten Erde. Die männliche Figur ist Neptun, der Gott des Meeres. Er hält mit einer Hand ein Schiff, welches einen Salzbehälter darstellt und wird von vier pferdeartigen Wesen mit Rossleib und Fischschwänzen (sogenannte Hippokampen) getragen. Die weibliche Figur ist Tellus, die römische Göttin der Erde. An ihrer Seite befinden sich ein Tempelgebäude, das als Behälter für Pfeffer dient, sowie die Darstellungen von Landtieren und einem von Blüten und Früchten strotzenden Füllhorn.
Die Figur des Neptun symbolisiert somit das Meer, welches das Salz hervorbringt, wohingegen Tellus die Erde darstellt, welche den Pfeffer hervorbringt.
Cellini selbst schreibt zu seinem ikonographischen Programm diesbezüglich: „Beide hatten die Beine anmutsvoll ineinander geschoben; das eine hielten sie gestreckt, das andere gebogen; welche Stellung Berg und Ebene der Erde bedeuten sollte.“
Der Sockel der Skulptur besteht aus Ebenholz mit Verzierungen aus Gold und ist in acht Nischen eingeteilt, in denen allegorische Darstellungen der Jahreszeiten einerseits und Morgenröte, Tag, Dämmerung und Nacht andererseits
dargestellt sind.
Die gesamte Skulptur ist rund 26 cm hoch und 33 cm breit. Sie ruhte auf vier lose in das Ebenholz eingelassenen Elfenbeinkugeln, so dass es nach allen Seiten rollbar war.
Die Figuren wurden von Cellini freihändig aus Goldblech getrieben – wie er in seiner Werkbeschreibung schrieb: „von so schöner Gestalt und so anmutig, als ich nur wusste und konnte“ – und ist teilweise emailliert.
Aus den Schnittbildern einer Röntgen-Computertomografieuntersuchungen an der Saliera durch die FH OÖ Forschungs & Entwicklungs GmbH ist sehr gut die Dicke des Goldblechs erkennbar. Sie ist in allen Bereichen etwa gleich und kleiner als ein Millimeter.
Das Innere der Figuren ist mit einer Masse gefüllt und es ist deutlich zu erkennen, dass auch die fein strukturierten Zehen innen mit dieser Masse ausgefüllt sind. Dies belegt die hohe Kunstfertigkeit, mit der Cellini die Figuren gefertigt hat. Die bisherige Annahme, dass die Zehen und Finger gegossen wurden, ist somit widerlegt. Die von Cellini selbst dokumentierte Herstelltechnik des Treibens der Figuren aus Goldblech wurde daher tatsächlich für die gesamte Figur angewendet.
Siehe dazu: http://www.ndt.net/article/ctc2008/papers/231.pdf
Die Saliera ist in der Kunstkammer des KHM dauerhaft ausgestellt. Auf iPads in unmittelbarer Nähe, eingelassen in gemütliche Sitzgelegenheiten, kann man sich über alle Details informieren. Ein Besuch ist also jedenfalls lohnenswert.
Abschließen möchte ich diesen Bericht mit dem Hinweis, dass die Saliera in zwei meiner Bildkalender enthalten ist:
Gold - Schätze der Kunstkammer Wien
Das Kunsthistorische Museum Wien
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