Entschleunigung: Ruheinseln im Alltag schaffen
Hektik und Stress bestimmen zunehmend unser tägliches Leben. Entschleunigung lautet da das aktuelle Zauber- und auch Modewort. Doch wie lässt sich diese überhaupt in den Alltag integrieren?
Arbeit bis in die späten Abendstunden, längere Anfahrtswege zur Arbeitsstelle plus die Alltagsorganisation mit Familie und Partner – für den modernen Menschen von heute ist es nicht einfach, alles unter Dach und Fach zu bekommen.
Die digitale Technik, die mittlerweile jedem zur Verfügung steht, macht es nicht besser. Berufliche Tätigkeiten, die früher mehrere Stunden oder zumindest mehrere Arbeitsschritte in Anspruch nahmen, können heute oft einfach mit einem einzigen Knopfdruck erledigt werden. Die Folge: Angesichts der technisch optimierten Arbeitsprozesse wird von vielen Arbeitnehmern zwangsläufig erwartet, entsprechend schneller zu arbeiten.
Hinzu kommt die ständige Erreichbarkeit, dank Smartphones und E-Mails, die nicht selten darin gipfelt, dass Arbeitnehmer auch noch während der Freizeit oder am Wochenende verfügbar sind. Mit dramatischen Konsequenzen: Immer mehr Unternehmen verzeichnen eine Zunahme von Arbeitnehmern mit Burnout – ein Erschöpfungszustand, der sich unter anderem durch Schlafstörungen, Kopfschmerzen oder Depressionen bemerkbar macht.
Alles andere als effizient: Multitasking
Mehrere Aufgaben gleichzeitig oder in rekordverdächtiger Abfolge zu erledigen, gilt in vielen Unternehmen nach wie vor als besonders effizient. Doch das Gegenteil ist der Fall. Gleich mehrere neurowissenschaftliche Studien belegen die Ineffektivität von Multitasking. Der Grund dafür ist recht simpel: Das menschliche Gehirn ist aufgrund seiner selektiven Wahrnehmung gar nicht imstande, mehrere komplexe Dinge bei voller Konzentration gleichzeitig zu machen. So schleichen sich nachweislich nicht nur mehr Fehler bei einer Aufgabe ein, sondern es ist insgesamt ein Leistungs- und Motivationsabfall bei Probanden zu beobachten. Stressfaktoren wie Zeitdruck oder negative Kritik verschlechtern die Leistungsergebnisse zusätzlich. Fakt ist: Wer einfach eine Aufgabe nach der anderen abarbeitet und sich auch bewusst Pausen gönnt, erzielt mittelfristig nicht nur bessere Ergebnisse, sondern beugt auch ernsthaften körperlichen oder psychischen Erkrankungen vor.
Tipp 1: Prioritäten setzen
Zeitmanagement sorgt nicht nur für den richtigen Überblick, sondern trägt auch maßgeblich dazu bei, angesichts der Aufgabenfülle nicht in einen permanenten Stressmodus zu geraten. Um das Tagespensum gut zu bewältigen, empfiehlt es sich eine schriftliche Prioritätenliste für den Tag oder gar die gesamte Woche zu erstellen. So muss eine Mail nicht immer gleich beantwortet werden, manche Aufgaben können auch an Kollegen delegiert werden. Wichtig ist auch, die Prioritäten mit der Unternehmensleitung oder anderen Mitarbeitern rechtzeitig abzuklären. Grundsätzlich ist bei der Zeitplanung immer sicherzustellen, dass darin auch gleich die Ruhephasen festgelegt werden. Im Zweifelsfall hilft es übrigens auch, einfach mal „Nein“ zu sagen.
Tipp 2: Aktiv für Pausen während der Arbeit sorgen
Immer mehr Arbeitnehmer verbringen Ihren Berufsalltag vornehmlich im Büro vor dem Rechner. Es bedarf weder viel Phantasie noch großer Wissenschaft, um sich auszurechnen, dass das auf Dauer weder für die Augen noch für den Rücken oder das Herz-Kreislauf-System gut ist. Ein kleiner Spaziergang durch das Büro, ein Ausflug während der Mittagszeit in einem nahegelegenen Park oder ein kurzer Talk mit Kollegen in der Kaffeeküche sind dabei alles andere als verschwendete Lebens- oder Arbeitszeit. Für Körper, Geist und Seele stellen schon kurze Auszeiten schlichtweg kleine Ruheinseln und Abwechslung im Alltag dar. Absolutes No-go: Die Mittagszeit essend vor dem Bildschirm zu verbringen – denn damit sinkt der Erholungseffekt für den Körper ganz einfach gegen Null.
Tipp 3: Auf eine erholsame Freizeit achten
Gerade die Freizeitgestaltung bietet viele Möglichkeiten, um zur Ruhe zu kommen. Grundsätzlich ist erst einmal nichts dagegen einzuwenden, auch mal vor dem Fernseher zu entspannen beziehungsweise im Internet zu surfen. Das Problem: Bei vielen besteht die Freizeit ausschließlich daraus, durch das Fernsehprogramm zu zappen, ständig online zu sein oder in sozialen Medien seine aktuellen Befindlichkeiten zu posten oder die Kommentare anderer zu lesen. Doch dadurch befindet sich der Körper schlichtweg im Modus der Dauerberieselung. Durch die gleichzeitige Bewegungsarmut wiederum kann das Stresshormon Cortisol nicht ausreichend abgebaut werden, was auf Dauer ebenfalls krank macht.
Empfehlenswert sind Sportarten, die möglichst kein lästiges Pflichtprogramm sind, sondern auch wirklich Spaß machen und dadurch regelmäßig praktiziert werden. Das kann beispielsweise Volleyball, Kampfsport, ein Zumba-Kurs, Wasserball, Aqua-Gymnastik, Stehpaddeln oder Yoga sein. Und: Auch Spaziergänge oder Radfahren an der frischen Luft sowie Ausflüge mit der Familie in die Natur – fernab von Computer und Handy – sorgen für echte Entschleunigung.
Weitere Infos:
http://science.orf.at/stories/2778020/
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