Medizin-Nobelpreis für Entdeckung des Hepatitis-C-Virus
In Österreich 26.000 Personen mit Hepatitis-C infiziert
Laut der Weltgesundheitsorganisation WHO sind weltweit 71 Millionen Menschen von der chronischen Verlaufsform des Hepatitis-C-Virus betroffen. Trotz entscheidenden Verbesserungen in der Therapie gibt es keine Impfung gegen Hepatitis C.
ÖSTERREICH. Der diesjährige Medizin-Nobelpreis wird an drei Wissenschaftler für ihre Entdeckungen, die zur Identifikation des Hepatitis-C-Virus geführt haben, verliehen: Harvey J. Alter (USA), Michael Houghton (Großbritannien) und Charles M. Rice (USA) erhalten den heurigen Medizin-Nobelpreis, wie das Nobelpreiskomitee am Montag in Stockholm bekannt gab.
Hepatitis C ist eine infektiöse Viruserkrankung der Leber. In Österreich sind laut dem öffentlichen Gesundheitsportal "gesundheit.gv.at" rund 26.000 Personen betroffen und mit dem Virus infiziert. Das Hepatitis-C-Virus kann sowohl eine akute als auch chronische Hepatitis verursachen. Die Folgen können von einem leichten Verlauf, der einige Wochen dauert bis hin zu einer schweren, lebenslangen Erkrankung reichen. Chronisch Erkrankte leiden häufig an Leberzirrhose oder Leberkrebs. Sie häufigste Ursache einer chronischen Hepatitis ist eine Leberverfettung durch übermäßigen Alkoholkonsum, gefolgt von chronischer Virushepatitis B oder C und Über- bzw. Fehlernährung.
BREAKING NEWS:
— The Nobel Prize (@NobelPrize) October 5, 2020
The 2020 #NobelPrize in Physiology or Medicine has been awarded jointly to Harvey J. Alter, Michael Houghton and Charles M. Rice “for the discovery of Hepatitis C virus.” pic.twitter.com/MDHPmbiFmS
Hepatitis-C-Ansteckung bleibt häufig unbemerkt
Eine Infektion bleibt häufig lange unbemerkt, da der Großteil der Betroffenen (ca. 75 Prozent) keine oder nur unspezifische Symptome zeigt. Noch immer wird die Erkrankung mit Drogenkonsum oder sexuell übertragbaren Krankheiten in Zusammenhang gebracht. Dabei liege die Wahrscheinlichkeit, sich beim Geschlechtsverkehr anzustecken, weit unter einem Prozent. Übertragen wird Hepatitis C infiziertes Blut, etwa durch Bluttransfusionen. In Österreich ist der häufigste Übertragungsweg laut "gesundheit.gv.at" der intravenöse Drogenkonsum. Wird etwa eine Spritze von mehreren Personen benutzt kann im Infektionsfall dabei das Hepatitis-C-Virus von einer infizierten Person auf andere übertragen wird.
Früherkennung entscheidend
Eine fortschrittliche, gut verträgliche Therapie sorgt heute dafür, dass die Heilungsrate bei 97 bis 99 Prozent liegt. “Entscheidend ist jedoch, dass die Erkrankung so früh wie möglich erkannt und behandelt wird. Je eher man sich also testen lässt, umso besser", so Petra Munda, Fachärztin für Innere Medizin im Gespräch mit der Wiener Bezirkszeitung. Neben einem ausführlichen Gespräch (Anamnese) wird zu Beginn häufig ein sogenannter HCV-Antikörpertest durchgeführt. Nach der Blutabnahme wird das Blut im Labor auf Hepatitis C-Antikörper untersucht, wobei betont werden muss, dass diese erst zwei bis drei Monate nach der Infektion nachweisbar sind. Nach wie vor gibt es allerdings keine Impfung gegen Hepatitis C, was an einer hohen Mutationsrate des Virus liegt.
Millionen Menschenleben gerettet
Das Nobelpreiskomitee begründete ihre Entscheidung am Montag damit, die drei Preisträger des Medizin-Nobelreis hätten entscheidende Beiträge im Kampf gegen „ein großes Gesundheitsproblem geleistet, das bei Menschen weltweit Leberzirrhose und Leberkrebs verursacht“. Hepatitis A und B waren zwar bereits zuvor bekannt, konnten die Mehrheit der Hepatitis-Fälle aber nicht erklären. Mit der Entdeckung des Hepatitis-C-Virus seien Blutuntersuchungen sowie neue Medikamente ermöglicht worden, die Millionen von Menschenleben gerettet hätten. Nobelpreiskomitee-Mitglied Patrick Ernfors zog auch Parallelen zur fieberhaften Suche nach Mitteln im Kampf gegen das Corona-Virus: „Als erstes muss man das verursachende Virus identifizieren“, so Ernfors. „Dann kann man Medikamente und Impfungen entwickeln“.
In den kommenden Tagen werden auch die Nobelpreisträger in Physik, Chemie, Literatur, Frieden und Wirtschaft bekanntgegeben.
Mehr Informationen zum Hepatitis-C-Virus findet ihr auf minimed.at
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