Internationaler Wachtturm-Opfergedenktag 2020
Kinderrechte gelten auch für Kinder der Zeugen Jehovas
Am Samstag, den 25. Juli 2020 nahmen Aktivisten und ehemalige Zeugen Jehovas an einer Kundgebung anlässlich des internationalen Gedenktages für die Opfer der Wachtturm-Organisation am Wiener Stephansplatz teil. Die Kundgebung, die von JZ Help organisiert wurde, stand ganz im Zeichen der Kinderrechte. Es wurde auf die schwierige Situation von Kindern in der Gemeinschaft der Zeugen Jehovas hingewiesen. Viele der Aktivisten konnten aus ihrem eigenen Erfahrungsschatz berichten, da sie selbst in Zeugen-Jehovas-Familien aufwuchsen.
Jedes Kind der Welt hat ein Recht darauf, gesund und sicher aufzuwachsen, sein Potenzial zu entfalten, angehört und ernst genommen zu werden. So hat es die Uno-Generalversammlung vor 30 Jahren in der Konvention über die Rechte des Kindes festgeschrieben.
Als in Österreich gesetzlich anerkannte Religionsgesellschaft haben „Jehovas Zeugen in Österreich“ den Anspruch, religiöse, soziale, und gesellschaftliche Aufgaben wahrzunehmen, die dem Gemeinwohl dienen. Durch diesen Status einer Körperschaft des öffentlichen Rechts genießt die Religionsgemeinschaft besonderen staatlichen Schutz und verschiedene Privilegien. Die Aktivisten wollten auf Aspekte der religiösen Praxis aufmerksam machen, die sich Ihrer Meinung nach mit diesem Anspruch nicht vereinbaren lassen.
Als Opferhilfeverein ist JZ Help täglich mit enormem Leid konfrontiert. An den Verein wenden sich Betroffene und Fachpersonen mit Berichten zu Formen psychischer, körperlicher und sexueller Gewalt innerhalb der Gemeinschaft der Zeugen Jehovas. Besonders Kinder sind davon in hohem Maße betroffen.
Die Schwierigkeiten, die ein Ausstieg aus der Gemeinschaft mit sich zieht, wurden auch thematisiert. Insbesondere die Praxis der Ächtung und des Kontaktabbruches, die oft mit dem Verlust des sozialen Umfeldes und sogar der Familie einhergeht, erzeugt großen psychischen Druck auf die Betroffenen. Kinder sind auch indirekt davon betroffen, wenn so Verwandte, Freunde oder andere Bezugspersonen plötzlich aus ihrem Leben „verschwinden“.
Die Aktivisten möchten die Öffentlichkeit für diese Problematik sensibilisieren. Ausstiegswillige sollen außerdem wissen, dass sie in ihrer Situation nicht alleine dastehen. Vernetzung und Erfahrungsaustausch können eine wertvolle Hilfestellung bieten, wenngleich keine professionelle psychologische Betreuung ersetzen.
Begleitet wurde die Kundgebung von einem offenen Brief an den Vorstand der Jehovas Zeugen in Österreich. Die darin enthaltenen elf Forderungen zielen darauf ab, dass die Kinderrechte, die in der UN Kinderrechtskonvention festgeschrieben sind, im religionsgemeinschaftlichen Recht sowie in der religiösen Praxis der Jehovas Zeugen respektiert werden. Mit einer Videoaktion möchten Betroffene anhand ihrer eigenen Erfahrungen verdeutlichen, was es bedeuten kann, als Kind in einer Zeugen Jehovas Familie aufzuwachsen.
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