Bäckerstraße
City-Bewohnerin fürchtet wegen Lieferzone um ihre Gesundheit
Der Verzweiflung nahe: Der Lärm der Lieferzone unter ihrem Fenster macht Anita Köberl, die in unmittelbarer Nähe zum Karl-Lueger-Platz wohnt, schwer zu schaffen. Ein Antrag der Grünen im Bezirk könnte Abhilfe schaffen.
WIEN/INNERE STADT. Kennst du folgendes Szenario? Du wachst am Morgen entspannt auf, streckst dich und hörst durch das gekippte Fenster die Vögel zwitschern – ein behagliches Gefühl. Die City-Bewohnerin Anita Köberl wird dessen regelmäßig beraubt. Mittlerweile sieht sie sogar ihre eigene Gesundheit gefährdet. Doch der Reihe nach.
Köberl wohnt in einer Wohnhausanlage bei der Dominikanerbastei, an der Ecke zum Dr.-Karl-Lueger-Platz. Unter ihrer Wohnung befindet sich die Bäckerstraße, die in diesem Bereich als Sackgasse ausgebildet ist. Fußgänger können jedoch bis zum Lueger-Platz durchgehen. Beide Enden des Durchgangs sind ab dem ersten Obergeschoss überbaut, so kommt es dazu, dass dieser Durchgang für die Hausbewohner als Innenhof fungiert. "Dadurch wird jedes Lärmaufkommen zusätzlich verstärkt", erklärt Köberl.
Lärm ab 6 Uhr früh
Eigentlich herrscht hier ein Fahrverbot. Die Ladetätigkeit mit Lastfahrzeugen ist davon ausgenommen. Der Bedarf an Lieferungen in dieser Umgebung ist groß, direkt um die Ecke befindet sich die Wollzeile. Genau daran stört sich die Anrainerin: "Ab 6 Uhr früh kommen die Lastwägen. Dann ziehen sie die Lieferpaletten mit Hubwägen weiter. Ich werde täglich aus dem Schlaf gerissen." Ein Video, das Köberl zuletzt an einem Wochentag um 6.28 Uhr morgens aufgenommen hat, soll zeigen, wie hoch die Lärmbelastung ist:
Köberl wollte sich sogar schallgeschützte Fenster einrichten lassen, das hat die Hausverwaltung jedoch nicht erlaubt. Sie sei auch bereit, die Kosten für eine neue Lieferzone an einer anderen Stelle zu übernehmen. Dieses Angebot will allerdings niemand annehmen. Seit den 1970er-Jahren wohnt Köberl hier. "Mittlerweile bin ich so weit zu sagen: Entweder ich ziehe aus oder ich sterbe bald", zeigt sich die ältere Dame verzweifelt.
Der Leidensdruck der Anwohnerin ist so groß, dass sie sich bereits an jede erdenkliche offizielle Stelle gewandt hat – sei es die Bezirksvorstehung, der Magistrat oder auch das Dominikanerkloster. Bisher konnte ihr niemand helfen. "Immer heißt es, wie wichtig die Bewohner für den 1. Bezirk sind. Ich habe das Gefühl, ich interessiere niemanden", so die Anrainerin.
Unglücklich, aber ortsüblich
Laut der Magistratsabteilung (MA) 46 – Verkehrsorganisation und technische Verkehrsangelegenheiten handelt es sich bei dem Straßenzug um Privatgrund, der als öffentlicher Durchgang gewidmet ist und der Allgemeinheit zur Verfügung stehen muss. Die Situation hier sei "ortsüblich, wenngleich die baulichen Anlageverhältnisse teilweise unglücklich erscheinen mögen". Weiters sei es der "innerstädtischen beengten Struktur" und dem "daraus entstehenden Nutzungsdruck auf öffentliche Verkehrsflächen" geschuldet, dass "nahezu jeder Freiraum für jene Tätigkeiten genutzt wird, welche der Aufrechterhaltung der Infrastruktur dienen", wie die MA 46 genauer ausführt.
Ein kleiner Hoffnungsschimmer für Köberl: Mittlerweile haben sich die Grünen im Bezirk der Problematik angenommen. In einem Antrag fordern sie, dass erneut überprüft wird, ob die Lärmbelastungen wirklich ortsüblich seien. Weiters soll ein alternativer Standort für die Lieferzone sowie eine zeitliche Einschränkung erwogen werden. Der Antrag wurde in die Verkehrs- und Wirtschaftskommission verwiesen. Wie es danach weitergeht? MeinBezirk.at bleibt an der Geschichte dran und wird laufend darüber berichten.
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