Offener Brief an Regierung
ÖSV-Präsident für "Saisonstart ohne Verzögerung"
ÖSV-Präsident Peter Schröcksnadel hat sich am Montag in einem offenen Brief an die Regierung gewandt. Er appellierte für einen "Saisonstart ohne Verzögerung".
ÖSTERREICH. Schröcksnadel sprach sich gegen eine länderübergreifende Schließung aller Skigebiete bis Mitte Jänner und für einen Start der Skisaison ohne Verzögerungen aus. Zuletzt hatte u.a. die italienischen Regierung gefordert, das Skifahren auf europäischen Skipisten bis Ende Jänner 2021 verboten, um die Verbreitung der Coronavirus-Pandemie zu verhindern. Italiens Ministerpräsident Giuseppe Conte will Skigebiete angesichts der Corona-Pandemie mindestens bis zum 10. Januar geschlossen halten. Auch Deutschland hatte sich der Forderung angeschlossen.
"Kampagne gegen den Wintersport"
Laut Schröcksnadel stehe zwar außer Frage, dass gesundheitspolitische Aspekte derzeit Priorität haben. Man betrachte aber die "Kampagne gegen den Wintersport", die von einigen politischen Entscheidungsträgern in den Nachbarländern geführt werde, mit wachsender Sorge, heißt es in dem gemeinsamen Brief von Schröcksnadel und Richard Walter, dem Präsidenten des Österreichischen Skischulverbandes.
Seit Wochen hätten sich die Betriebe darauf vorbereitet, den Wintersportlern in Österreich die bestmöglichen Sicherheiten zu gewährleisten. Es gebe strenge Hygienekonzepte, Platzbeschränkungen, Leitsysteme, Kameras zur Abstandskontrolle, Belüftungssysteme, geschultes Personal und Testkapazitäten, heißt es in dem Brief weiter. Die alles andere als evidenzbasierte Dämonisierung des Wintertourismus sei eine "hilflose Ersatzhandlung" und berge den impliziten Vorwurf, dass Länder, die das Aufsperren ihrer Wintersporteinrichtungen erwägen, "verantwortungslos handeln würden".
Schröcksnadel und Walter appellierten an die Regierung sich "weiterhin für den Wintersport einzusetzen und sicherzustellen, dass der Saisonstart ohne Verzögerung möglich ist", fanden aber auch lobende Worte für die Bundesregierung: "Umso mehr schätzen wir es, dass die Österreichische Bundesregierung diesem Druck aus Rom, Paris und Berlin/München standhält und klarstellt, dass diese Entscheidung eine souverän österreichische ist."
Platter mit scharfer Kritik an Söder
Die sechs oberitalienischen Regionen haben der Regierung in Rom am Montag einen Kompromiss unterbreitet, um ein Skiverbot während der Weihnachtszeit in Italien abzuwenden. Der Vorschlag von Piemont, Venetien, Aostatal, Lombardei, Friaul Julisch Venetien und Trentino Südtirol schlägt eine Öffnung der Skipisten über die Weihnachtsfeiertage nur für Gäste von Hotels und Ferienwohnungen vor.
Zuletzt hatte auch Tirols Landeshauptmann, Günther Plattner (ÖVP) scharfe Kritik an den Bayrischen Ministerpräsident Markus Söder (CSU) gerichtet: "Wenn die Infektionszahlen es zulassen, werden wir uns das Skifahren von Bayern nicht nehmen lassen". Das müsse auch Söder zur Kenntnis nehmen.
Der offene Brief von Peter Schröcksnadel Richard Walter im Wortlaut:
Sehr geehrter Herr Bundeskanzler,
sehr geehrte Bundesministerinnen und Bundesminister!
Mit großer Aufmerksamkeit verfolgen wir die öffentliche Diskussion um den Start in die Wintersaison. Uns allen ist klar, dass der Wintersport einen wichtigen Beitrag zur Eindämmung der Pandemie leisten muss. Auch wir haben größtes Interesse, dass Skifahren im Winter 2020/21 keinen Anlass für weitere Covid-19-Infektionen liefert. Seit Wochen bereiten sich die Betriebe darauf vor, den Wintersportlern in Österreich die bestmöglichen Sicherheiten zu gewährleisten. Es gibt strenge Hygienekonzepte, Platzbeschränkungen, Leitsysteme, Kameras zur Abstandskontrolle, Belüftungssysteme, geschultes Personal und Testkapazitäten. Zur Einschätzung der Gefahrenpotenziale steht die Expertise führender Infektiologen und Virologen zur Verfügung. Die Bemühungen und die Disziplin der Besucher haben sich bereits im vergangenen Sommer bewährt. Beispielsweise gab es in Tirol bei drei Millionen Nächtigungen nur 55 nachgewiesene Infektionen.Mit wachsender Sorge registrieren wir eine internationale Kampagne gegen den Wintersport, die von führenden politischen Entscheidungsträgern in unseren Nachbarländern geführt wird. Die alles andere als evidenzbasierte Dämonisierung des Wintertourismus erscheint uns eher als hilflose Ersatzhandlung. Außerdem liefert sie implizit den Vorwurf mit, dass jene Länder, die das Aufsperren ihrer Wintersporteinrichtungen erwägen, verantwortungslos handeln würden.
Umso mehr schätzen wir es, dass die österreichische Bundesregierung diesem Druck aus Rom, Paris und Berlin/München standhält und klarstellt, dass diese Entscheidung eine souverän österreichische ist. Selbst die Europäische Kommission hat unmissverständlich festgehalten, dass sie in der diskutierten Frage keine Zuständigkeit hat. Auch ein finanzieller Ersatz könnte die Volksgesundheit nicht kompensieren.
Es steht außer Frage, dass die gesundheitspolitischen Aspekte Priorität haben. Die sportliche Betätigung in der freien Natur hat nachgewiesenermaßen einen positiven Einfluss gerade in physisch und psychisch belastenden Zeiten. Das gilt besonders auch für die jungen Menschen. Der Breitensport ist Teil unseres gesellschaftlichen Lebens, stärkt die Abwehrkräfte und beeinflusst nachhaltig die Gesundheit. Und er bildet für den Leistungssport die notwendige Grundlage. Der Wintersport ist nicht gleichzusetzen mit Partytourismus und ungezügeltem Après-Ski. Dass es dies in diesem Winter nicht mehr geben wird, darüber herrscht Konsens.
Im Namen hunderttausender Beschäftigter im gesamten Wintersport appellieren wir an Sie, sich in Ihrer konsequenten Linie nicht beirren zu lassen. Wir ersuchen Sie daher, sich weiterhin für den Wintersport einzusetzen und sicherzustellen, dass der Saisonstart ohne Verzögerung möglich ist. Der Skisport ist die eigentliche Grundlage für den Wintertourismus. Wir versprechen Ihnen, unseren Beitrag zu leisten, damit Österreich auch in diesem Winter Skination Nr. 1 wird."
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