„Sauerei gegenüber den Arbeitnehmern“
Arbeiterkammer-Chef Kaske fordert Zweckwidmung der Wohnförderung und Vermögenssteuer.
von Karin Strobl
Was soll Ihnen als AK-Präsident einmal nachgesagt werden?
RUDOLF KASKE: „Mir liegen drei Punkte am Herzen: faire Arbeitsbedingungen, Bildung und leistbares Wohnen. Wenn ich am Ende meiner AK-Zeit dazu beigetragen habe, dass sich die Situation für die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer verbessert hat, bin ich zufrieden.“
Sie fordern die Wiedereinführung der Vermögenssteuer: Ab einer Million Euro sollen 0,5 Prozent Steuern bezahlt werden. Die ÖVP wird da nie zustimmen. Ist das nicht, wie Sand in die Augen der Wähler zu streuen?
„In der EU stammen im Schnitt 6,6 Prozent des Steueraufkommens aus vermögensbezogenen Steuern, in Österreich sind es nur 2,3 Prozent. Bei einem Vermögen von etwa 1,5 Millionen Euro würden nach unseren Forderungen im Jahr 2.500 Euro anfallen. Das ist nicht nur sinnvoll, sondern auch leistbar. Wir brauchen das Geld für Investitionen in Arbeit, Bildung und Pflege.“
Wer soll die neue Vermögenssteuer kontrollieren? Kommt der Blick ins Schmuckkästchen der Oma?
„Diese Daten liegen vor, sofern das Vermögen nicht in Steueroasen geparkt ist. Niemand muss aber Angst haben, dass ins Schmuckkästchen der Oma geschaut wird.“
Sie setzen sich auch für eine Erbschaftssteuer ab 300.000 Euro ein. Das würde
ca. 1,8 Millionen Haus- wie Wohnungsbesitzer treffen, die bereits Grunderwerbssteuer sowie Eintragungsgebühr entrichtet haben.
„Wohnungen und Immobilien sind meist mit Krediten belastet. Und hier geht es um die Nettogeschichte. Niemand muss sich Sorgen machen, dass wir kleine Erbschaften zur Kasse bitten. Es geht um große Vermögen.“
Sie plädieren für eine rasche Wiedereinführung der zweckgewidmeten Wohnbauförderung, der Koalitionspartner will das Thema aber erst beim nächsten Finanzausgleich verhandeln.
„Fest steht, dass pro Jahr in Österreich 50.000 neue Wohnungen gebaut werden müssten, davon 35.000 geförderte. Der Druck von Seiten der Bevölkerung, die immer mehr fürs Wohnen zu bezahlen hat, ist sehr groß. Niemand, auch nicht die ÖVP, kann es sich leisten, hier nicht für eine rasche Lösung zu sorgen.“
Themenwechsel: Mit Ihrer Forderung, Überstunden mit je einem Euro zusätzlich zu besteuern, haben Sie sich bei der Wirtschaft keine Freunde gemacht.
„2012 wurden 300 Millionen Überstunden geleistet, 69 Millionen davon unbezahlt. Das ist eine totale Sauerei gegenüber den Arbeitnehmern. Die Menschen geraten immer mehr unter Druck, weil Überstunden zur Dauereinrichtung werden.“
Und was bedeutet für Sie heute noch der 1. Mai?
„Ich verlange Respekt vor den Leistungen der Arbeitnehmer. Anders als die Wirtschaft sage ich: Geht’s den Menschen gut, geht’s der Wirtschaft gut. Darum geht es am 1. Mai.“
Zur Person
Der Arbeiterkammer-Präsident, geboren 1955 in Wien, absolvierte eine Lehre zum Koch. Die Liebe zur guten Küche blieb: „Wenn Gäste kommen, koche ich.“ Kaske wurde 1995 Vorsitzender der Gewerkschaft Hotel, Gastgewerbe, Persönlicher Dienst und 2006 Chef der vida.
Du möchtest selbst beitragen?
Melde dich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.
Kommentare
Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.